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Die 10 besten Konsolen-RPGs  (Seite 1)


von Greg

 
 

 

Seitdem Enix 1986 mit dem NES-Kracher Dragon Quest die Konsolen-RPGs aus der Taufe hob, ging es stetig bergauf mit dem Genre. In Japan ein ewiger Dauerbrenner, wurde der Rest der Welt spätestens 1997 dank Final Fantasy VII infiziert und stieg gleich in den kollektiven Konsumrausch mit ein. Heutzutage sollte man sich als Rollenspiel-Fan eigentlich wie im Schlaraffenland fühlen, quasi jede Woche stehen neue Releases an, US- und lokalisierte PAL-Versionen sind nun mehr die Regel als die Ausnahme und vom kleinen Anime-Strategical bishin zum großen Dungeons & Dragons-Opus ist alles dabei, was das Herz begehrt ... nun ja, beinahe alles.

Ich bin quasi seit den Anfängen mehr oder minder mit dem Genre verbandelt, sammle und spiele weiterhin die aktuellsten Vertreter und muss leider konstatieren, dass die Konsolen-RPGs nun schon mehrere Jahre lang in einem kreativen Loch stecken. Nur noch selten stößt ein Titel der PS2 / XBox / Gamecube-Generation qualitativ in die Regionen vor, die während der großen PSOne-Ära regelmäßig erreicht wurden. Einige Zeit lang dachte ich dass mich das berüchtigte "Burn-Out-Syndrom" in seinen Krallen hat, welches unter den Videospiel-Veteranen grassiert ... ein durchgespieltes FF7 innerhalb einer Woche später war dieser Verdacht aber ausgeräumt. :) Um der Sache auf den Grund zu gehen habe ich mir meine Sammlung mal näher angeschaut und mir die Titel rausgesucht, die für mich die Spitze des Genres repräsentieren: Games die damals wie heute ein tolles Spiele-Erlebnis bieten, in vielen relevanten Bereichen Referenz-Niveau erreichen oder einfach vor Innovationen strotzen, quasi als Erinnerung warum wir alle trotz lauter Kingdom Hearts und Suikoden IIIs das Genre dennoch lieben.

Ein paar kleine Infos bevor es losgeht: Ich habe mich hierbei auf die klassischen Rollenspiele und eng verwandte Genres wie Strategie-RPGs beschränkt, Action-Adventures wurden nicht berücksichtigt (vor allem weil dann die Hälfte der Liste aus Zelda-Titeln bestehen würde, hehe). Es handelt sich nicht um eine typische Top 10 mit festen Plätzen, ich hatte zwar an sowas gedacht, aber die hier vorgestellten Spiele sind eh alle mit 9'er-Wertungen von mir in den Reviews bedacht worden und eine weitere Unterteilung wäre reine Haarspalterei und würde nur für unnötigen Gesprächstoff sorgen. Nachdem die Liste abgeschlossen ist werde ich über die Titel schreiben, die den Einstieg knapp verpasst haben und ein kleines Schlussfazit tippen, welches meine These in der Einleitung nochmal näher beleuchtet. Fragen und Kommentare über das Thema können im entsprechenden Thread im Forum gepostet werden, und los geht's ...

 

 
 


     Best of the Best
 

 

 


     Nur knapp vorbei ...

 

 

 
 

Nachbetrachtung
 


 

   Dragon Quest VIII
  
  
System: PlayStation 2 ~ Release: 2004 / 2006 ~ PAL: ja

 

 

Na klasse, da schreib ich mir in der Einleitung die Finger darüber wund dass sinngemäß früher alles besser war, und was nehme ich ausgerechnet als Einstieg? Das mainstreamigste und erfolgreichste PS2-RPG überhaupt ... Der eigentliche Grund warum Dragon Quest VIII gleich als Erstes hier auftaucht ist dass es nur knapp die Liste erreicht hat und ich dazu noch stark versucht war, stattdessen doch lieber Final Fantasy X oder einen anderen "Knapp daneben"-Kandidaten zu nehmen, die herausragende Qualität des Spieles und der Status als "Ausnahme von der Regel" hat mich aber letztendlich überzeugt.

Lange Zeit hat es gedauert, aber mit dem achten Teil ist Dragon Quest endlich da angelangt, wo Squaresoft ihre Final Fantasies seit etlichen Jahren positioniert hat: raus aus den miefigen Nerd-Stuben in Japan, und rein in die miefigen Nerd-Stuben der Amis und Europäer. ;) Abgesehen von den glücklosen NES-Umsetzungen der 80'er-Jahre sowie den kleinen Monstersammel- und Dungeoncrawler-Spinoffs für Handhelds war Dragon Quest im Westen quasi ein unbeschriebenes Blatt, in Japan dank Tradition und Nostalgie ein Phänomen, kannte die Serie im Rest der Welt außer ein paar Freaks keine Seele. Der US-Release von Teil 7 Ende 2000 half da auch nicht viel weiter, die Augenkrebs verursachende Krüppelgrafik des PSone-RPGs taten sich nur ein paar 10.000 Hartgesottene an, der Rest wartete lieber auf das neueste Renderwerk von Square. Enter Level 5 ...

Die Macher der gelungenen Dark Cloud-Serie wurden von Square Enix angestellt, mit ihrem technischen Know-How dem DraQue-Team um Chefentwickler Yuji Horii zur Seite zu stehen. Die sollte sich dann auch wirklich bezahlt machen, denn erstmals hatte ein Dragon Quest-Spiel das letzte fehlende Puzzlestück in der Hand, um den weltweiten Erfolg zu garantieren ... eine erstklassige Technik. Die Grafiker von Level 5 haben eine fantastische Anime-Optik auf den Bildschirm gezaubert, die dank aufwendigen Animationen, idealer Farbgebung und kohärentem Weltendesign den typischen Look von Dragonball-Zeichner Akira Toriyama perfekt wiedergibt. Dazu kommen das humorvolle Chara- und Storydesign, sorgfältig implementiertes Gameplay und diverse Upgrades bei den westlichen Versionen wie tolle Sprachausgabe, ein orchestrierter Soundtrack sowie überabeitete Menüs, die aus Dragon Quest VIII einen richtigen Spitzentitel machen. Der absolute Referenzstatus wird dank einiger Altlasten wie unnötig verkomplizierten Menügängen oder dem nervig in die Länge gezogenen Speichervorgängen zwar zunichte gemacht, aber das Spiel bleibt dennoch attraktiv genug, um Jung wie Alt vor der Konsole vor der Konsole zu fesseln.

Als ich kürzlich eine Schar von Kindern im Kaufhaus begeistert um Dragon Quest VIII versammelt sah, dämmerte mir etwas was mir verknöchertem Gameplay-Fetischisten trotz über 80 Stunden investierter Spielzeit bislang verborgen blieb: Das Spiel ist quasi ein "Märchen der Neuzeit". Wo früher von Dornröschen oder Schnewittchen phantasiert wurde spricht man jetzt eben über die Abenteuer vom schelmischen Dieb Yangus, fürchtet sich vor dem garstigen Hofnarr Dhoulmagus oder bedauert das Schicksal von König Trode und der Pferdeprinzessin. Falls ich irgendwann mal Kinder haben sollte lasse ich den Disney-Kram im Regal und staube lieber die gute, alte PS2 ab, dann haben Papa wie auch die Kiddies gleichermaßen Spaß ... und nach DQ8 erkläre ich meinem Nachwuchs, wie man in Digital Devil Saga seinen Gegenüber am effektivsten verspeisen kann. :)

  Fazit: Exzellentes Rollenspiel mit klassischem Gameplay und der besten Anime-Welt, die je auf den Bildschirm gezaubert wurde. Das beste Japano-RPG seiner Generation.

 


 

   Lunar: Silver Star Story Complete
  
  
System: PSOne ~ Release: 1999 ~ PAL: nein

 
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Anfang 2006 ging ein Schrei durch die RPG-Gemeinde: Victor Ireland, der Chef vom Lokalisations-Spezialisten Working Designs, musste Aufgrund von schlechten Zukunftsperspektiven und einer viel zu strikten Releasepolitik seitens Sonys sein Studio schliessen und läutete damit das Ende einer Ära ein. Working Desings hatte es sich zur Aufgabe gemacht, im Westen eher unbeachtete Titel aus Japan herauszuholen und mit aufmerksamen und liebevollen Übersetzungen zu versehen. Was mit simplen Lokalisationen begann wuchs mit den Jahren zu aufwendigen Mammutprojekten heran, bei denen nebenbei auch Bugfixing betrieben, an der Spielebalance gefeilt und eine Vielzahl an Bonusmaterial produziert wurde. Mitten in der Hoch-Zeit der Firma fiel 1999 dann der Release von Lunar: Silver Star Story Complete.

Ursprünglich von den Grandia-Machern Game Arts Mitte der 90'er auf dem Mega CD veröffentlicht, sahnte Lunar: Silver Star Story schon damals etliche Topwertungen ab und war einer der wenigen Kaufgründe für Segas' CD-Rom Addon. Einen Nachfolger und ein paar Jahre später entschloss sich Game Arts dazu, stark überarbeitete Remakes des Spieles für den Saturn und die PSOne herauszubringen. Da der Saturn im Westen mittlerweile mehr oder minder tot war und die beiden 16-Bit Lunars zu den beliebtesten Titeln im Repertoire von WD zählten, war die Wahl vom PSOne-Lunar als nächstes Großprojekt quasi Formsache, und die Leute um Victor Ireland legten einen wahrlich exzellenten Job hin.

Schon für sich allein genommen ist Lunar ein hervorragendes Spiel, welches die besten Tugenden der Japano-RPGs in sich vereint: Die hübsche und wunderbar bunte 2D-Animegrafik sowie der peppige Noriyuki Iwadare-Sound sind eine Wohltat für die Sinne, darunter steckt dazu noch ein solides und glücklicherweise recht ansprechendes Gameplay-Fundament, welches dank der tollen Storyline immer gut in Szene gesetzt wird. Working Designs wichtgster Beitrag findet sich dann in den neuen englischen Dialogen wieder, welche das sowieso schon überaus-sympathische Charakterdesign mit derart viel Herz und Humor aufwerten, so dass man eigentlich nicht anders kann als beim Spielen konstant vor sich hinzugrinsen. Bedenken wir zusätzlich noch Game Arts' diverse inhaltlichen Neuerungen sowie die technischen Updates und die beigelegten Goodies von WD, hat sich Lunar: Silver Star Story den Zusatztitel Complete redlich verdient, denn ein ähnlich 'vollständiges' 2D-RPG wird sich kaum finden lassen.

Nach dem Release des ersten Lunar nahm sich Working Designs übrigens auch des Remakes von Eternal Blue an und veröffentlichte den zweiten Teil der Serie, man mag es kaum glauben, in einer noch aufwendigeren Special Edition. Eternal Blue ist inhaltlich wie spielerisch ähnlich hochwertig wie Silver Star Story anzusiedeln, leidet jedoch unter der Tatsache dass sich das Charadesign sowie einige Plotelemente etwas zu deutlich beim Erstling bedienen, was (neben den vielen gewollten Referenzen) zu unfreiwilligen Déjà-vus führen kann. Natürlich sollte jeder RPG-Fan Eternal Blue Complete ebenfalls im Regal stehen haben, keine Frage, aber für diese Auflistung der absoluten Spitzentitel hier hat es dennoch nicht ganz gereicht. Game Arts schoben übrigens später unter dem Titel Lunar Legend ein drittes Remake von Silver Star Story nach, diesmal auf dem Game Boy Advance inkl. entsprechender Änderungen an Gameplay, Optik und Storyablauf, im Endeffekt kann die Handheld-Variante aber nicht ganz mit der Brillianz der US-PSOne Fassung mithalten. Ein absoluter Must-Have.

  Fazit: Eines der definitiven Erlebnisse, die kein gestandener Konsolen-RPG'ler missen darf. Lunar: The Silver Star Story Complete ist unglaublich hübsch, spielt sich gut und hat eine der besten Storylines sowie geniales Charakterdesign zu bieten.

 


 

   Breath of Fire IV
  
  
System: PSOne / PC ~ Release: 2000 ~ PAL: ja

 
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Aufgrund der Popularität der Konsolen-RPGs hat jeder wichtige Publisher in Japan zumindest eine große Rollenspiel-Serie im Repertoire, was für Taito die Lufia-Spiele oder für Konami die Suikoden-Reihe ist, sind für Capcom die Breath of Fires. Inhaltlich nur durch die Anwesenheit eines Drachen in Menschengestalt namens Ryu und einer Prinzessin genannt Nina miteinander verbunden, folgte 1997 nach den ersten beiden Debut-Episoden auf Nintendos SNES mit Breath of Fire III der Sprung auf die PSOne. Auch wenn Teil 3 mittlerweile innerhalb der Fangemeinde ungerechterweise viel an Ansehen verloren hat, die damals durchwegs guten Wertungen sowie entsprechend hohe Abverkäufe garantierten die Entwicklung von Breath of Fire IV, dessen US-Version schließlich im für Rollenspieler sehr ertragreichen Winter 2000 auf den Markt geworfen wurde.

Auf den ersten Blick orientiert sich Breath of Fire IV von der Art der Darstellung und des Gameplays her stark am Vorgänger, immer noch wandeln gezeichnete 2D-Figuren durch eine isometrische Polygonwelt, in flotten Kampfsequenzen wird mit Combos und Drachenmutationen um sich geworfen und am Anfang steht mal wieder der blauhaarige Ryu, welcher eher unfreiwillig in das Schicksal der Welt mit einbezogen wird. Arbeitet man sich jedoch etwas weiter in das Spiel ein, offenbart es derart viele Verbesserungen gegenüber dem spaßigen drittne Teil, dass dabei locker ein Platz in der Spitzenriege der Konsolen-RPGs rausspringt. Die Grafiker haben offenbar viele Überstunden geschoben und neben den aufwendigen Polygonkonstrukten die Bitmap-Charaktere derart wundervoll und flüssig animiert, dass man kaum glauben mag immer noch vor einer PSOne zu sitzen. Kombiniert mit dem Einsatz von sanften Pastellfarben, eingenständigen Artworks und einem hochgradig atmosphärischen Soundtrack von Yoshino Aoki wird Breath of Fire IV dadurch eine Art "träumerische" Qualität verliehen, die in dieser Form nicht mehr reproduziert werden konnte.

Der technische Bereich ist aber nicht das einzige herausragende Merkmal an dem Spiel. Trotz des oft eingestreuten Humors behandelt die Storyline erstaunlich erwachsene Themen, die gemeinsam mit nachvollziehbaren Twists und einem erfrischend eigenständigen Charadesign emotional die richtigen Töne treffen und die Geschiche logisch auf das dramatische Finale hinfliessen lassen. Das Gameplay kann sich auch sehen lassen, die Battle-Engine ist für etliche spannende Kämpfe gut, alle Nase lang lockern Mini-Games den Metzel-Alltag auf das sehr durchdachte und rätsellastige Dungeondesign lässt dank viel Abwechslung keinen Platz für Langeweile. Mängel sind an Breath of Fire IV nur wenige auszumachen, wenn jemand partout keine Kämpfe mag ist beispielsweise die hohe Encounter-Rate ein Stolperstein, und in einigen Gebieten leidet wegen der kompakten Bauweise der Lokalitäten trotz der drehbaren Kameraperspektive etwas die Übersicht, aber diese Punkte sind angesichts der vielen Positiva leicht zu verschmerzen.

Von Breath of Fire IV folgten nach der US-Fassung noch eine nicht weiter übersetzte deutsche PAL-Version sowie ein PC-Port, so dass sich auch heute noch Exemplare zu moderaten Preisen finden lassen sollten. Dragon Quarter, der fünfte Teil der Serie erschien knappe 2 Jahre später und überraschte mit einem vollständig umgekrempelten Spielablauf sowie Innovationen am laufenden Band, welche das Spiel unter Kennern als eines der besten PS2-RPGs gelten lassen. Meinen Geschmack traf es dennoch nicht wirklich, und leider sah es auch der Rest der potentiellen Käufer ebenso, so dass die entsprechend mageren Absätze dafür sorgten dass vorerst kein weiteres Breath of Fire mehr erschienen ist. Auch wenn es nun für die Serie keine Zukunft mehr geben sollte, die Tatsache dass Breath of Fire IV immer griffbereit in meinem Regal stehen wird stimmt mich wieder froh ...

  Fazit: Ein beinahe fehlerfreies Gameplay, die reife Storyline, komplexe Charaktere sowie die wunderhübsche Optik und Soundkulisse machen aus Breath of Fire IV eines der schönsten Rollenspiele, die jemals produziert wurden.

 

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