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Nachdem die eigentliche Liste nun abgeschlossen ist folgen jetzt meine Gedanken zu den Spielen, die ein Einstieg in die illustre Top 10 nur knapp verpasst haben.
Phantasy Star IV
System: Mega Drive ~ Release: 1994 ~ PAL: ja
 
Mein geliebtes PS4 nicht mit in die Topliste aufzunehmen tat mir zwar richtig in der Seele weh, aber da es optisch wie auch spielerisch stärker gealtert ist als die vergleichbaren SNES-Titel fühlte es sich dennoch richtig an. Phantasy Star IV stellt auch nach mehreren Konsolengenerationen immer noch das beste Rollenspiel aus dem Hause Sega dar, der Zahn der Zeit mag kräftig an der Technik genagt haben und das Gameplay kommt mittlerweile einen Tick zu "klassisch" rüber, aber dies alles tut dem Spielspaß keinen Abbruch. Dank der schön abwechslungsreichen Storyline, den sympathischen Charakteren sowie vieler cooler und oft kopierter Features wie den Battle-Macros oder der Hunter-Gilde macht ein Spielchen selbst heutzutage noch Sinn, ganz im Gegensatz zu bei beiden zähen Vorgängern. Leider konnte sich Overworks nie zu einem Phantasy Star V für Saturn oder Dreamcast aufraffen und machte stattdessen das maßlos-überschätzte Skies of Arcadia, durch die Fixierung auf den Online-Spinoff werden wir wohl auch nicht so schnell ein vollwertiges RPG zu Gesicht bekommen. Bitte Sega, ich möchte nicht bis zum St. Nimmerleinstag auf die aufgebrezelte PS2-Variante warten, gebt mir wenigstens einen Handheld-Port der mich wieder daran erinnert, dass ihr irgendwann mal richtig tolle Spiele gemacht habt ...
Final Fantasy X
System: PlayStation 2 ~ Release: 2001 ~ PAL: ja
 
An der Stelle von Dragon Quest VIII hätte locker FFX stehen können, da die Final Fantasy-Serie jedoch mit den Teilen 6 und 7 ausreichend in der Liste vertreten ist und DQ8 ebenso seinen Platz an der Sonne verdient hat, habe ich es wieder herausgenommen. Die Veröffentlichung von Final Fantasy X markierte gleich in mehrfacher Hinsicht einen Wendepunkt in der Geschichte der Konsolen-RPGs. Als das erste wirklich großartige Rollenspiel der Post PSOne-Ära suggerierte FFX nach dem verhaltenen Start der PS2, dass nun endlich bessere Zeiten angebrochen sind und wir uns auf eine neue Generation von Genre-Hämmern freuen können ... aber Pustekuchen, nix war's. In der Realität schwenke Squaresoft von Kreativität auf Gewinnoptimierung um und begann mit FFX-2 diese unsägliche Ausschlachtung der Marke, die nach dem Zusammenschluss mit Enix nun auf vollen Touren läuft. Dies alles ändert aber nichts daran dass es sich bei Teil 10 weiterhin um ein exzellentes Spiel handelt, welches ein letztes Mal die ehemaligen Tugenden von Final Fantasy vollends verkörpert: Bahnbrechende Technik, eine spannende Storyline mit komplett neuem Setting und gemäßigte Gameplay-Innovationen, die das klassische Japano-RPG Feeling intakt lassen. Ein tolles Spiel.
Panzer Dragoon Saga
System: Sega Saturn~ Release: 1997 ~ PAL: ja
 
Ehrlich Sega, da lasst ihr den Saturn so sang und klanglos sterben, spendiert der Leiche danach ein derart tolles RPG und stellt davon nur läppische 5000 Exemplare pro Weltmarkt her? Kein Wunder dass ihr keine Konsolenabteilung mehr habt ... Panzer Dragoon Saga machte damals das Unmögliche möglich und verband geschickt Shooter-Gameplay mit typsichen Rollenspiel Elementen zu einem einzigartigen Spiel. Für Saturn-Verhältnisse technisch beeindruckend und mit fantastischem Setting, Story und Musik ausgestattet, spielt sich PDSaga wie ein rundenbasiertes Shoot'em Up und fesselt einen dank vieler frischer Ideen gebannt vor dem Bildschirm. Was leider nicht so gelungen ist der minimale Umfang des Spieles, trotz 4 CDs sind gerade mal knappe 15 Stunden drin bis man den Abspann sieht und währenddessen wird man dazu noch mit etwas Leerlauf hier und da konfrontiert, aber dies schmälert den tollen Gesamteindruck nicht allzu sehr. Wäre das Spiel nicht so selten würde ich von einer uneingeschränkten Kaufempfehlung sprechen nur um alleine mal zu sehen, was mit etwas Vorstellungskraft und dem Bruch der Genrekonventionen so alles denn möglich ist. Mein Exemplar gebe ich mit Sicherheit nie wieder her und sollte Nintendos Wii irgendwann mal Saturn-Spiele schlucken, nehme ich den Konsolen-Klotz auf die nächste Games Convention mit und kann ihn beruhigt auf dem Schädel des nächstbesten Sonic-Maskottchens zerschmettern ...
Tactics Ogre
System: SNES / PSOne ~ Release: 1995 ~ PAL: nein
 
Alles begann mit einem kleinen SNES Strategical des bis dato unscheinbaren Entwicklerhauses Quest, welches dank frischer Ideen und ordentlich Spielspaß Fans wie auch die Presse gleichermaßen überzeugen konnte ... Ogre Battle hieß das Spiel und machte Quest quasi über Nacht zu Stars in der Szene. Zwei Jahre nach Ogre Battle liess Quest mit Tactics Ogre die ambitionierte Fortsetzung folgen, welche den Leuten bei Squaresoft anscheinend so gut gefiel dass sie sich einen Großteil der Belegschaft von Quest einverleibten und sie dann das Spiel als Final Fantasy Tactics neu auflegen liessen. Trotz des ganzen Ruhmes und der Anerkennung, die FFT seitdem genießt konnte es aufgrund einiger Unzulänglichkeiten dem Original nicht das Wasser reichen, welches immer noch die Referenz unter den Strategie-RPGs darstellt. Tactics Ogre legte viele der gängigen Genre-Konventionen in Sachen Zug- und Skillsystem fest, bekam dank der sauber implementierten Terrain Effects Chart ordentlich Tiefgang verliehen und hatte spannende Situationen en masse zu bieten, dazu kam eine wirklich komplexe Storyline die in verschiedene Richtungen abzweigen konnte. Von Quest folgten später noch ein Ogre Battle für Nintendos 64-Bitter sowie die TO-Fortsetzung The Knights of Lodis für den GBA, die aber bei weitem nicht an die Klasse des Originals heranreicht. Die PSOne-Fassung wird wie zu erwarten ist natürlich recht teuer gehandelt, sollte aber dennoch in keiner Sammlung eines ambitionierten Strategie-RPG'lers fehlen ... Nippon Ichi my ass!
Wild ARMs 2
System: PSOne ~ Release: 2000 ~ PAL: nein
 
Die Wild ARMs-Serie ist vielleicht eine der verkanntesten unter den langlebigen RPG-Reihen, welche trotz aller Unkenrufe den Sprung auf mehrere Konsolengenerationen überlebt haben. Als spaßiges 2D-Rendergame in der Prä-Final Fantasy VII Zeit auf der PSOne gestartet, brachten die Wild ARMs-Spiele eigentlich mit jeder Episode neue wie auch traditionelle Gameplay-Features zusammen und verbanden diese gekonnt mit dem ziemlich erfrischenden Wild West-Setting ... dennoch, ein Spiel sticht aus der Masse heraus. Im Jahr 2000 auf der PSOne erschienen, wurde Wild ARMs 2 von der Presse damals schnell wegen der gemischten Bitmap- & Polygon-Optik als "altbacken" und überdurchschnittlich abgekanzelt, was den Qualitäten des Spieles aber keinesfalls gerecht wurde. Das große Highlight von Wild ARMs 2 ist damals wie heute das absolut fantastische Dungeondesign, welches mit wirklich aufwendigen und komplexen Rätseln daherkommt, die sogar die Kerker der Zelda-Reihe beinahe in Verlegenheit bringen. Damit das Knobeln möglichst ungestört vonstatten gehen kann spendierten die Macher dazu noch das vielleicht beste Gimmick der RPG-Geschichte, den Encounter-Cancel, der einen störende Konfrontationen per Knopfdruck wegklicken lässt. Trotz der etwas zu absurd-ausufernden Storyline und der verbesserungswürden Engine hat Wild ARMs 2 auch abseits der Dungeons viel gelungenes zu bieten, so ist die Worldmap quasi ein vollwertiges Minigame, bei dem man per Hinweistafeln und Radar die Standorte der nächsten Locations ausfindig machen muss, die sensible und teils ernsthafte Charakterisierung euer Figuren ist auch nicht zu verachten. Liegt das Spiel noch unangetastet in eurem Regal packt es ruhig nochmal aus, ihr könntet überrascht werden...
Dark Chronicle
System: PlayStation 2 ~ Release: 2004 ~ PAL: ja
 
Ah, eine meiner sogenannten "Guilty Pleasures", bei dem die Makel nicht von der Hand zu weisen sind aber die ich dennoch abgöttisch verehre. Dark Cloud stach damals als eines der wenigen frühen PS2-RPGs aus der Masse heraus und verband geschickt massiges Dungeongekloppe mit kleinen Sim City-Parts, in Zeiten von Software-Abfall Marke Evergrace, Eternal Ring oder Ephemeral Phantasia eine reine Wohltat. Für die Fortsetzung Dark Chronicle griff Entwickler Level 5 dann wieder dieses Konzept auf und pumpte es dermaßen mit neuen Features und Liebe zum Detail voll, dass man eigentlich nicht anders kann als dessen Charme zu verfallen. Im Grunde ein stupider Dungeoncrawler mit zufallsgenerierten Leveln wird Dark Chronicle kräftigst von der tollen Präsentation unterstützt, die Anime-Optik im Celshading-Look ist wirklich sehr gelungen, der Soundtrack von Tomohito Nishiura hat viele großartige Tracks auf Gitarren- und Violine-Basis zu bieten und das englische Voice Acting ist fehlerfrei und emotional vorgetragen. Ich bin mir sehr sicher dass dieses Spiel quasi die Bewerbung von Level 5 bei Square Enix für den Dragon Quest VIII-Job war, und wie man gesehen hat hatten sie es absolut verdient, doch ich schweife ab. Die Story von Dark Chronicle ist für ein Spiel dieser Art erstaunlich gelungen und massenhaft Secrets sowie Minigames lenken geschickt vom Klopperalltag ab, dem Spiel werden von Fans gerne "Nintendo-Qualitäten" zugesprochen was ich eigentlich nur unterschreiben kann. Mann sollte sich dennoch aber im Klaren sein dass trotz der vielen Ablenkungen der Schwerpunkt von Dark Chronicle im stundenlangen Charakter- und Waffen-Leveln liegt und manche Features wie die Rohstoff-Suche in den Sim-Parts eure Arbeit unnötig verkomplizieren, die Engine lässt sich zudem mit den richtigen Gedankengängen leicht überlisten ... aber ich mag es trotzdem. :p Level 5s indirekte Fortsetzung Rogue Galaxy führt das Dark Cloud-Konzept auf der PS2 weiter, aber insgeheim hoffe ich auf einen richtigen dritten Teil ...
Persona 2: Eternal Punishment
System: PSOne ~ Release: 2000 ~ PAL: nein
 
DAS Hardcore-RPG für Hardcore-RPG'ler. Obwohl das Shin Megami Tensei-Universum mindestens genauso umfangreich wie die Vorzeigeserien Final Fantasy und Dragon Quest ist, schafften es die Spiele bis vor einigen Jahren noch sehr selten aus Japan heraus, zu anspruchsvoll und "thematisch ungeeignet" sollen sie für den Westen gewesen sein.
Im Jahr 2000 erschienen war Eternal Punishment dadurch auch erst das zweite Megaten-RPG, welches eine US-Version spediert bekam, und es lehrte der Mainstream-Konkurrenz schnell das Fürchten. Mit einem Schwierigkeitsgrad weit jenseits der gängigen Buttonmasher-Rollenspiele ausgestattet richtete es sich primär an alteingesessene Veteranen, die ihre Finger endlich in ein komplexes Spiel graben und teilweise weit über 100 Stunden damit verbringen konnten. Diese konnten aber mit Eternal Punishment nicht nur ihre Gameplay-Phantasien ausleben, die mörderisch-interessante Storyline mit dem eigenwilligen Dämonen-Setting und dem tollen Charadesign war auch nicht zu verachten, ebenso wie die hübsche Anime-Optik und der technolastige Soundtrack. Leider bekamen wir als US-Spieler nur die Hälfte von Persona 2 mit, da es ursprünglich mal als zweigeteiltes Spiel erschienen ist und der erste Part namens Innocent Sin den Japanern vorbehalten blieb ... der Grund dafür war wohl ein Cameo von Adolf Hitler (!), welches die amerikanische Niederlassung von Sony nicht sehr lustig fand. Dennoch bleibt Eternal Punishment auch ohne Kenntnis von Innocent Sin voll spielbar, es entgehen einem dann eben viele Details und Referenzen zu Part 1, was dem Erlebnis doch recht zuträglich ist ... aber egal. Atlus USA traut sich glücklicherweise mittlerweile mehr zu und brachte diverse Megaten-Games sogar bis nach Europa, die Persona-Subserie besucht für einen dritten Teil bald die PS2. Ich freue mich schonmal ...
Earthbound
System: Super Nintendo ~ Release: 1994 ~ PAL: nein
 
Es gibt wenige Serien, die dermaßen vom Pech verfolgt wurden wie auf die Mother-Reihe. Teil 1 auf dem NES war schon komplett übersetzt und auslieferbereit, bevor Nintendo im letzten Moment aufgrund der nahenden 16-Bit Dominanz den Stecker zog und die Arbeit von Monaten im Safe einsperrte. Einige Jahre später war Mother 3 seit dem Release für das N64 angekündigt, verschob sich dann immer wieder bis zur Unendlichkeit bis es komplett eingestampft wurde ... keine guten Vorzeichen. Das einzige Mal wo es dann doch noch geklappt hat war während der Super Nintendo-Zeit, als Mother 2 aufwendig lokalisiert unter dem Titel Earthbound in den USA erschien, wofür ich den RPG-Göttern heute noch danke. Gameplay-technisch nahe an Dragon Quest dran und damit nicht besonders anspruchsvoll, verdankt Earthbound seinen enormen Spielspaß hauptsächlich dem Status als erste vollwertige Rollenspiel-Parodie, welche gekonnt mit den gängigen Gerne-Klischees spielt und sie augenzwinkernd ad Absurdum führt. Es ist kaum zu glauben was für eine Masse an lustigen Ideen und abgedrehten Settings in Earthbound verbraten wurde, jeder der selbst nur oberflächlich mit Japano-RPGs vertraut ist kommt beim Spielen nicht so schnell aus dem Grinsen heraus und die simpel-gehaltene Comic-Grafik sowie der Soundtrack passen ebenfalls wie die Faust auf's Auge. Die originale SNES-Fassung von Earthbound ist leider mittlerweile recht selten geworden und Nintendo hat das Handheld-Remake darüberhinaus in Japan gelassen, aber es gibt dennoch Grund zur Hoffnung: Mother 3, unlängst für den Game Boy Advance wiederbelebt und veröffentlicht, soll als Earthbound 2 im Westen erscheinen. Klingt toll, aber ich verliere meine letzten Zweifel wohl erst dann, wenn ich die US-Version in meinen zittrigen Händen halte ...
 
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