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Die 10 besten Konsolen-RPGs  (Seite 3)


von Greg

 
 


 Last but not least, die letzten 3 Titel. Es folgen noch ein paar Spiele, die den Einstieg in die Liste nur knapp verpasst haben, aber auch hier durchaus hätten stehen können sowie eine Nachbetrachtung, ich der ich meine Eindrücke aus der Einleitung abschließend aufarbeite.

 


 

   Paper Mario
  
  
System: Nintendo 64 ~ Release: 2001 ~ PAL: ja

 
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Das N64 war so gut wie tot. Nintendos "Project Reality", Mitte der 90'er der Öffentlichkeit mit viel Tam-Tam als DIE Videospiel-Plattform der Zukunft präsentiert, pfeifte im neuen Jahrtausend auf dem letzten Loch während Sonys PSOne weiterhin mit Leichtigkeit den Markt dominierte. Dass Nintendo seine als sicher geglaubte Führung der 16-Bit Ära so dermaßen verspielen konnte lag zwar an mehrere Faktoren wie der überteuerten Modultechnik oder dem mangelhaften 3rd-Party Support, aber einen großen Anteil am Niedergang hatte die Tatsache dass die Konsole komplett am großen RPG-Boom vorbeischrammte. Während sich die PSOne-Spieler mit Final Fantasy, Chrono Cross und Wild ARMs vergnügen konnten, hatte man bei Nintendo die Wahl zwischen einer Handvoll Krüppel-RPGs wie Holy Magic Century oder Aydin Chronicles und wartete jahrelang vergeblich auf versprochene Genre-Highlights wie Mother 3. Umso größer war meine Überraschung, als ich erkennen musste dass mit Paper Mario ausgerechnet das N64 ein Rollenspiel abbekommen hat, welches quasi die gesamte PSone- und Saturn-Konkurrenz im Regen stehen lässt.

Dabei fängt das Ganze recht unscheinbar an: Mario muss nach einer Entführungsaktion von Bowser Prinzessin Peach wieder mal aus dessen Klauen befreien und bereist deswegen das gesamte Pilzkönigreich, wo er nach Verbündeten und der Kraft des Sternenrats sucht. Wo andere RPGs nun die Gewichtung komplett auf die Storyline und Plotwedungen legen, dreht Paper Mario den Spieß um und bombardiert den Spieler geradezu mit Charme und Gameplay-Finessen en masse. Angetrieben vom spaßigen Charadesign und den witzigen Dialogen dirigiert man Mario und seine Freunde durch das wohl abwechslungsreichste Konsolen-Rollenspiel ever, welches auf Schritt und Tritt mit neuartigen Spielabschnitten aufwartet und wirklich null Raum für Langeweile lässt. Der Spielablauf ist dabei im Kapiteln aufgeteilt und ich übertreibe nicht wenn ich sage, dass sich jedes Kapitel quasi wie ein anderes Spiel anfühlt ... es gibt wenige Videogames die es schaffen, mich derart konstant wie Paper Mario zu überraschen.

Damit einem die ganzen Ideen nicht durch eine unausgegorene Spielbarkeit verleidet werden, haben die Programmierer viel Sorgfalt walten lassen und ein grundsolides Gameplay-Fundament gelegt, welches sich der besten Konzepte der Genre-Konkurrenz bedient und entsprechend verfeinert. So sind beispielsweise stets sichtbare Encounter drin, Energie lässt sich an Recharge-Punkten aufladen und die Dungeons sind randvoll mit Rätseln gefüllt, zu deren Lösung man sich der verschiedenen Talente seiner Partymitglieder bedienen muss ... alles bekannte Sachen, aber wie heisst es so schön, besser gut geklaut als schlecht erfunden. Gepaart mit leichtem Jump & Run-Einschlag nach Valkyrie Profile-Art sowie der eigenwilligen, papierdünnen Optik verschmelzen Gameplay und Abwechslung so zu einem Erlebnis zusammen, welches man sich selbst als proklamierter Mature-Gamer nicht entgehen lassen sollte. Ich habe damals ein sehr langes und ausfühliches Review zum Spiel verfasst, das auch heute noch meine Gefühle und die Euphorie widerspiegelt, die ich damals beim Durchzocken hatte.

2004 folgte mit Paper Mario 2. Die Legende vom Äonentor ein aufgebrezelter Nachfolger für den GameCube, der aber leider an der gleichen "Sequelitis" wie schon Lunar: Eternal Blue zu knabbern hat. Das Konzept und die Spielbarkeit sind intakt geblieben, aber viele Charaktere und Situtationen sind schamlose Derivate derer aus Teil 1, was das Spielvergnügen doch etwas schmälert, deswegen gilt auch hier: Paper Mario 2 ist ein tolles Spiel, aber hat nicht die Aufnahme in den Zirkel meiner Lieblings-RPGs verdient. Ich habe zwar mittlerweile mein N64 mit allem Zubehör und den Spielen vertickt, neben den beiden Zelda-Episoden aber nur ein weiteres Spiel behalten ... Paper Mario. Auch wenn das Modul wohl nie wieder in einen Konsolenschacht wandern wird, man müsste irgendwann mein Grab schänden und mir das Spiel aus den klammen, toten Griffeln schweissen, bevor ich mich davon trenne......

  Fazit: Ein RPG-Juwel im Ödland der 64-Bit Wüste von Nintendo. Randvoll mit Witz und Abwechslungsreichtum gefüllt, schlägt Paper Mario dank fehlerlosem Gameplay sowie unbändigem Charme selbst gestandene Genregrößen mit Leichtigkeit. Gelobt sei der Downloadservice des Nintendo Wii, sonst müsste man sich nur wegen diesem Spiel notgedrungen den N64-Konsolenleichnam in die Bude stellen ...

 


 

   Chrono Trigger
  
  
System: SNES / PSOne ~ Release: 1995 / 2002 ~ PAL: nein

 
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Es gibt wenige Videogames, bei denen makelloser Ruf und Spielbarkeit so nahe beieinander liegen wie bei Chrono Trigger. Geplant als definitives RPG seiner Generation, versammelte Squaresoft zu diesem Zwecke eine illustre Riege an Genre-Koryphäen zusammen, die gemeinsam an die SNES-Entwicklerkits gelassen wurden. Unter den bekannten Gesichtern: Hironobu Sakaguchi und Yuji Horii, die kreativen Köpfe hinter den Final Fantasy- und Dragon Quest-Reihen, Akira Toriyama, der berühmte Dragonball-Mangaka und Nobuo Uematsu, seines Zeichens FF-Stammkomponist. Neben den alteingesessenen Leuten bekamen auch einige vielversprechende Neulinge wie Musiker Yasunori Mitsuda oder Autor Masato Kato ihre erste Chance und starteten damit ihre eigenen Karrieren, doch da greife ich etwas zu weit voraus. Anno 1995 veröffentlicht, nur ein Jahr nach dem fantastischen Final Fantasy VI, staubte Chrono Trigger von der Gaming-Presse eine Topwertung nach der anderen ab und setzte sich in der Fangunst einsam auf die Genrespitze.

Das klingt jetzt alles schön und gut, aber ich kann gut verstehen wenn jemand bei derart maßlosen Vorschusslorbeeren seine Zweifel hat, denn wie heisst es so schön: "Viele Köche verderben den Brei". An dieser Stelle möchte ich deshalb Entwarnung geben, weil Chrono Trigger das Kunststück schafft, die für sich genommen herausragenden Eigenschaften zu einem stimmigen und wunderbar spielbaren Meisterwerk zu verbinden. Getragen vom tollen Charakterdesign und der komplexen Storyline, welche sich am Zeitreise-Spaß & -Dramatik der "Zurück in die Zukunft"-Filme anlehnt, ist das Gameplay dank gelungener Battle-Engine, sauberem Dungeon-Design und abwechslungsreicher Locations ohne Fehl und Tadel. Doch damit nicht genug, die Techniker wollten auch nicht hintendran stehen und zauberten eine wahrlich hübsche und schön bunte Anime-Optik auf den Bildschirm, welche bis zum Erscheinen von Dragon Quest VIII die beste "Versoftung" des typischen Toriyama-Looks darstellte. Noch besser drauf als die Grafiker war aber die Musikabteilung, wo Mitsuda unter tätiger Mithilfe von Uematsu gleich einen derartigen Kracher von Soundtrack auf die Beine stellte, gegen den beinahe die gesamte Konkurrenz blaß aussah.

Zu kritteln gibt es an Chrono Trigger eigentlich kaum was, auch wenn ein paar Punkte über die Zeit für einigen Diskussionsstoff gesorgt haben. Die Spieldauer ist jetzt nicht unbedingt die längste, wenn man sich beeilt kann man den Abspann in unter 20 Stunden sehen, was aber daran liegt dass so gut wie kein Leerlauf vorhanden ist. Die Story führt einen oft mehrmals durch die bekannten Locations, motiviert diese Besuche aber ausreichend so dass kein Fall von klassischer Spielzeitstreckung vorliegt. Dazu gibt es nach dem ersten Durchlauf ein New Game +, diverse versteckte Sidequests und über 10 erspielbare Endings, die aus Chrono Trigger das RPG mit dem vielleicht höchsten Replay-Value überhaupt machen. Ich spiele es in unregelmäßigen Abständen immer wieder mal durch und habe selbst nach wohl fast einem Dutzend Durchläufen immer noch nicht genug davon. Die englische Übersetzung stammt übrigens wieder von Ted Woolsey, dem amerikanischen Claude Moyse, der aber im Gegensatz zu seinem deutschen Pendant spaßige und gut lesbare Texte zustandebringt und auch in diesem Fall solide Arbeit ablieferte.

Chrono Trigger folgten später noch mit Radical Dreamers ein japanisches SNES-Textadventure sowie der PSOne-Nachfolger Chrono Cross, beides gute bis erstklassige Spiele, aber nicht in der selben Liga wie das Original. Während der PSOne-Ära wurde das Spiel übrigens in einer ziemlich ladeintensiven CD-Fassung wiederveröffentlicht, die neben neuen Toriyama-Animemovies etwas Bonusmaterial spendiert bekam und immerhin eine günstige Alternative zur rar gewordenen SNES-Version darstellte. Leider fanden weder Original noch Remake ihren Weg in die deutschen Gefilde, was wirklich schade ist denn dadurch entgeht den meisten Leuten hier ein wunderbares Rollenspiel, das selbst in Zeiten von Polygon- & Pixelshader-Optik nichts von seiner Faszination verloren hat. Hoffen wir mal darauf, dass es wenigstens der unausweichliche GBA- oder Nintendo DS-Port nach Deutschland schafft. Apropos: Falls jemand von der europäischen Square Enix-Niederlassung mitliest, für Chrono würde ich euch glatt eine Übersetzung spendieren, und zwar gratis und mit viel Liebe gemacht ... solch stocksteife Käse-Dialoge wie bei FF: Dawn of Souls & Sword of Mana dürfen CT einfach nicht kaputtmachen!

  Fazit: Der absolute All Time Classic unter den All Time Classics. Ehrlich, wer Chrono Trigger nicht mag ersäuft Nachts auch kleine Katzenbabies im Baggersee ...

 


 

   Suikoden II
  
  
System: PSOne / PSP ~ Release: 1999 / 2005 ~ PAL: ja

 
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Konami, renommierter Videogame-Publisher seit den frühen 80'er-Jahren, hatte lange Zeit mit klassischen Konsolen-RPGs nicht viel am Hut. Klar, in die zahlreichen Action- und Jump & Run-Spiele schlichen sich ab und an mal ein paar Rollenspiel-Elemente ein, richtig auf den Zug drauf sprang man aber erst Mitte der 90'er mit dem Release von Sonys PSOne. Einer der ersten verfügbaren Titel sollte alsbald von sich Reden machen: Genso Suikoden. Als eines der frühesten PSOne-RPGs nutzte Suikoden das CD-Medium noch nicht für ausufernde Render- und CGI-Spielereien, sondern präsentierte sich mehr als aufgetakeltes 16-Bit Rollenspiel im 2D-Anime Gewand, welches den üppigen Speicherplatz für den malerischen Soundtrack einsetzte. Gameplaytechnisch ein gelungenes Spiel und mit einigen spaßigen Ideen ausgestattet, verkaufte sich Suikoden in der Prä-Final Fantasy VII Ära recht ordentlich, so dass ein Nachfolger in Auftrag gegeben wurde ...

1999 weltweit erschienen, ist Suikoden II ähnlich wie Lunar: Eternal Blue oder Paper Mario 2 mehr als Upgrade denn als waschechtes Sequel anzusehen, denn anstatt das Rad neu zu erfinden wurden hier einfach Grundstruktur und besondere Feaures des Erstlings übernommen und mit weiteren Ideen ausgebaut. Als Setting dient wieder mal ein ausdauernder Krieg, bei dem ihr euch zum Führer einer der Fraktionen hocharbeitet und mit List sowie taktischem Geschick gegen eine zahlenmäßig überlegene Armee behaupten müsst. Konami hat es nun geschafft, auf dieser Basis einige der besten Charadesigns und Plotwendungen des gesamten Genres ins Spiel zu implementieren, von euer aufgekratzten Schwester Nanami über den besten Kumpel Jowy bishin zum manischen Bastard Luca Blight sind erinnerungswürdige Figuren gleich im Dutzend mit dabei. Unterstützt durch saubere Dialoge und nachvollziehbare Motivationen wird dank ihnen die Story in oft unerwartete Richtungen gelenkt, der Humor kommt dabei ebenfalls nicht zu kurz und machmal wird derart auf die Tränendrüse gedrückt, dass selbst FF7 da nicht mitkommt.

Plot und Charas sind aber nicht die einzigen herausragenden Merkmale von Suikoden II. Die gut animierte und abwechslungsreich gezeichnete 2D-Anime Grafik bietet ordentlich was für's Auge, dank sorgfältiger Farbwahl wirken viele Szenen wie kleine, spielbare Gemälde ... wirklich schön. DIe Musik steht da ebenfalls nicht hinten dran, zwar wurden etliche Tracks vom Soundtrack des Vorgängers recyclet und dessen Vielfalt wird auch nicht erreicht, aber die Meister vom Kukeiha Club lieferten für eines ihrer letzten gemeinsamen Werke dennoch eine sehr solide Arbeit ab. Gameplay-technisch mag Suikoden II zwar keine allzu großen Sprünge machen, aber was es tut macht es mit Sinn und Verstand und begleitet somit adäquat den Spielablauf. Das Einsammeln der 108 storyrelevanten Charaktere ist schon alleine für sich genommen ein Heidenspaß, im Verbund mit eurem stetig wachsenden Hauptquartier und den daraus resultierenden Bonussequenzen und Minigames wird aber eine richtige Granate draus, der fantastische Kochduell-Subplot beispielsweise hätte glatt einen eigenen Spinoff verdient. Wenn wir schon beim Gameplay sind, die Random Encounter sind zwar zahlreich und oft recht mühelos zu bestreiten, das Spiel kontert die Langeweile aber durch blitzschnelle Ladezeiten und regelmäßig eingestreute, knackige Bosse aus. Wo Suikoden II nicht so glänzt ist beim vermurksten Item-Management, welches bei der Fülle der Charas zu arg nerviger Arbeit ausarten kann, und zusätzlich sind der Qualitätsprüfung noch ordentlich viele Text- und Soundbugs durch die Finger gerutscht, welche im Endeffekt aber nicht wirklich an der herausragenden Qualität des Spieles kratzen können.

Suikoden II wurde seinerzeit wegen der 2D-Optik von der Presse zwar wertungstechnisch nicht allzu hoch eingeschätzt, mittlerweile hat es sich seinen Kultstatus aber dank Lobeshymnen wie dieser hier erarbeitet und wird selbst gebraucht für mehrere 100 Euro gehandelt. Konami machte bei der Fortführung der Serie leider ein paar entscheidende Fehler und wechselte bei Teil 3 nicht nur die 2D-Grafik gegen eine mäßige Polygongrafik aus, der Soundtrack machte ebenfalls nichts her und das Gameplay war von Designpatzern so sehr durchsetzt, dass mir als passionierten Suikoden-Fanboy beinahe die Spucke wegblieb. Der vierte Teil sollte ebenfalls nicht unbedingt qualitativ zulegen, bevor sich Konami bei dessen Nachfolger auf ihr altes Erfolgsrezept besinnten und fast schon schamlos bei Suiko II klauten, ohne aber die selbe Klasse zu erreichen. Mögen die späteren Episoden einen faden Nachgeschmack hinterlassen haben, der Spielspaß des Originals wird dadurch nicht getrübt und Suikoden II hat sich damit seinen Platz im Olymp der Konsolen-RPGs redlich verdient ...

  Fazit: Ein wunderbares Rollenspiel mit Spannung und Herz, gleichzeitig der Höhepunkt und der Abgesang des klassischen 2D-RPGs. Mittlerweile selten und teuer wie Sau, aber wenn ein Spiel den Gang zum Pfandleiher rechtfertigt, dann ist es Suikoden II.

 

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