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Review der US-Version


von Greg

 
 

 
  Für Rollenspieler war die PSOne die wohl fruchtbarste Plattform aller Zeiten. Neben den allbekannten Klassikern Marke Final Fantasy gibt es eine Vielzahl an Titeln, die eher nicht zu zur absoluten Spitze dazuzählen, aber durchaus mal einen Blick wert sind. Genau in diese Kategorie fällt auch Granstream Saga. 1997 in Japan veröffentlicht wurde das Spiel von Quintet, den Ex-Starprogrammierern der Spieleschmiede Enix, entwickelt. Obwohl es durch die technischen Unterschiede nicht auf den ersten Blick ersichtlich ist handelt es sich bei Granstream Saga um eine Fortsetzung der Soul Blazer-Trilogie, einer Reihe beliebter Action-Adventures auf dem SNES. Da Quintet zum Releasezeitpunkt bereits Enix verlassen hatte konnte man Granstream Saga nicht offiziell als Nachfolger präsentieren, aber die inhaltlichen und spielerischen Parallelen sind nicht von der Hand zu weisen. Über THQ kam das Spiel in den Folgejahren auch im Rest der Welt heraus, inklusive einer deutschen PAL-Version im Sommer 1999.

Die Menschheit steht wie so oft kurz vor ihrem Ende. Nachdem vor Jahrhunderten ein grausamer Krieg die Erde unbewohnbar machte, flohen die Überlebenden mithilfe von Magie auf eine Handvoll schwebender Kontinente, die weitab jeder Zerstörung ihre Bahnen durch den Himmel ziehen. Jetzt lässt die Flugkraft der Steinmassive langsam nach und sie drohen wieder auf den Boden zu stürzen. Ihr schlüpft in die Rolle von Eon, der zusammen mit seinem Ziehvater nach einem Weg sucht, die nahende Katastrophe zu verhindern. Müßig zu sagen dass ihr im Verlauf des Spieles eine Möglichkeit zur Rettung findet und dabei allen Kontinenten mal einen Besuch abstattet. Die Story nimmt in Granstream Saga einen ziemlich großen Part ein, zwar sind weder Geschichte noch Charaktere besonders interessant und aufregend, was das Spiel aber nicht daran hindert alle Nase lang ausladende Zwischensequenzen einzuschieben. Es werden immerhin durchaus löbliche Themen wie Rasissmus und Opferbereitschaft als Grundlage für die einzelnen Storyparts genommen, aber dann derart klischeehaft und mit übertriebenem Pathos eingebaut, dass man nicht anders kann als die Augen zu verdrehen. Interessante Ansätze hier und da sind vorhanden, aber wer Granstream Saga wegen der Geschichte spielt, ist wirklich sehr einfach zufrieden zu stellen. Kommen wir zum Gameplay.

Der spielerische Kern von Granstream Saga findet in den zahlreichen Dungeons statt, die ihr zwischen den ganzen Labersequenzen besuchen dürft. Dort stampft ihr mit Eon durch viele verquerte Gänge, löst eine Handvoll netter Rätsel und am wichtigsten, kämpft euch durch eine Barrage an abwechslungsreichen Gegnern. Diese lauern nämlich in den düstersten Ecken auf einen leckeren Snack, der ihnen über den Weg läuft, haben aber nicht mit eurer Durchschlagskraft gerechnet. Sobald ihr einen der finsteren Gesellen berührt habt, zoomt das Spiel in ein abgestecktes Areal, wo ihr euch in Echtzeit mit ihnen spannende Duelle liefert. Die Kampfsequenzen sind eindeutig das Highlight von Granstream Saga, denn taktisch abwechslungsreiche Auseinandersetzungen mit durchaus klugen Gegnern bringen so etwas Würze und Spannung in den ansonsten eher faden Forscheralltag. Leider übertreibt es das Spiel mit der Gegnerfrequenz manchmal ein wenig und dank immer wiederkehrender Feinde kann der Geduldsfaden ordentlich strapaziert werden, wenn man mal wieder eine langwierige Kampfsequenz ohne Belohnung in Form von Erfahrungspunkten vor sich hat. Letzten Endes macht es Spaß, aber je länger die Dungeonsession anhält um so größer wird der Nervfaktor ... schade.

Spielablauf und Story sind also nicht gerade der große Bringer, und leider ist der technische Part auch nicht wirklich vorzeigbar. Die Grafik ist für den Releasezeitpunkt ungewöhnlicherweise komplett polygonal gehalten und wirkt mehr wie eine Programmier-Studie als denn eine vollwertige Spiele-Engine. Texturen sind Magelware was zu großen, gesichtslosen Puppen-Charakteren resultiert, die durch simple Locations stampfen. Das haben auch die Entwickler realisiert und lassen das Geschehen klugerweise größtenteils aus der Vogelperspektive ablaufen, aber sobald es in die Storysequenzen geht wird mit Kamerafahrten und Zooms gespielt, welche die Grobschlächtigkeit der Figuren nur weiter herausstellt. Damit wenigstens ein wenig Emotion transportiert werden kann wurde den wichtigsten Personen hübsche Charakterporträits spendiert, die jede ihrer Dialogzeilen begleiten, dazu gibt es regelmäßig eingestreute Anime-Sequenzen aus der Feder der fähigen Xenogears-Filmmacher. Diese kleinen Rettungsanker bewahren das Spiel vor der kompletten grafischen Katastrophe, denn was zur Veröffentlichung damals schon gerade noch als "Zweckmäßig" durchging, ist mittlerweile fast schon unansehnlich. Immerhin geht der akustische Part noch in Ordnung, die Musik ist nett wenn auch nicht herausragend und die Anime-Cutscenes wurden alle in englisch vertont. Fassen wir nun mal zusammen.

Alles in allem wirkt Granstream Saga wie eine Collage aus lauter Teilen, die nicht ganz zusammenpassen wollen. Die Struktur erinnert leicht an Illusion of Time, einem der inoffiziellen Vorgänger, in dem wie hier ein sehr enges Storykorsett und längere Zwischensequenzen mit Action-Adventure Gameplay vermengt wurden. Im Gegensatz zu Illusion sind aber weder der spielerische noch der Story-Teil allzu interessant, dazu macht die Technik kaum etwas her und der Umfang ist mit einem knappen Dutzend Spielstunden fast schon kriminell kurz. Nette Ideen und Ansätze sind wie erwähnt durchaus vorhanden und der Kampfmodus macht sogar Spaß, aber viel mehr als ein reiner Durschnittstitel springt leider nicht dabei raus. Dies ist besonders schade wenn man bedenkt, dass Quintets vorheriges Spiel Terranigma ein Meilenstein der Action-Adventure Geschichte ist, aber ohne das zusätzliche Know How und vor allem Budget von Enix war wohl nicht mehr aus Granstream Saga rauszukitzeln.

  Fazit : Granstream Saga ist durchweg ein Durschnittstitel, der nur in wenigen Bereichen etwas glänzen kann. Langweilige und hässliche Ingame-Zwischenquenzen nehmen einen sehr großen Anteil ab Spielablauf ein und werden von ausgiebigen Dungeonbesuchen unterbrochen, in denem man anhand einer durchdachten Battle-Engine etwas Spaß mit durchaus cleveren Gegnern haben kann. Ansonsten können weder Grafik noch Story und Charakterdesign groß was reissen, immerhin wurde an kleinere Twists und etwas Balsam für die Augen in Form von Anime-Cutscenes gedacht, der Rest ist aber kaum der Rede wert. Komplettisten greifen gerne zu, alle anderen können sich aber mit wesentlich schmackhafterem Rollenspiel-Futter versorgen.
 

 
 

 
Grafik       

Sound      

Spielspaß