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Der Name Valkyrie Profile weckt viele schöne Erinnerungen in mir. Ich hatte das Spiel seinerzeit zwar gleich zum Release gekauft, es aber nach kurzem Anspielen erstmal beiseite gelegt und quasi vergessen, bis ich nach einer längeren Session ein paar Monate später erkennen musste was für ein klasse Spiel dahintersteckt ... mittlerweile zähle ich Valkyrie Profile zu meinen persönlichen Favoriten und habe es unlängst als einen der 10 besten Genrevertreter gekürt. Dementsprechend gespannt bin ich auf die Veröffentlichung des Nachfolgers Silmeria gewesen, welcher Ende Juni 2006 in Japan auf den Markt kam. Eingentlich wollte ich ja auf die US-Version warten, die im folgenden September erscheinen soll, aber da sich mir kürzlich die Möglichkeit bot ein wenig Zeit mir der Japano-Fassung zu verbringen, konnte ich einfach nicht nein sagen, hehe. Es folgen meine Eindrücke.
Egal ob man mit Valkyrie Profile was anfangen kann oder nicht, eines muss man tri-Ace zugestehen: Sie reizen die PS2-Hardware wie kaum ein anderer RPG-Entwickler aus. Mit Ausnahme der Celshading-Meister bei Level 5 macht niemand so hübsche und vor allem unterschiedliche Rollenspiele wie tri-Ace, war Radiata Stories beispielsweise ein knallbuntes Anime-Epos, geht Silmeria den komplett anderen Weg und basiert seinen Look auf, sagen wir mal, "Fantasy-Realismus". Die aufwendig modellierten Umgebungen und Charaktere mögen für's NextGen-gestählte Auge zwar ein wenig kantig wirken und leichtes Flimmern konnte ebenfalls nicht vermieden werden, aber dies sind die einzigen Makel an der Optik, ansonsten ist Silmeria der wohl grafisch beste PS2-Titel diesseits von God of War und läuft trotz vieler Effekte butterweich mit 60 fps. Ich konnte jetzt nicht sehen on die Bildausgabe auch in Progressiv geht, aber die Flatscreen-Besitzer wird es freuen dass immerhin auch ein anamorpher 16:9-Modus mit dabei ist. Motoi Sakuraba-typisch ist die Musik natürlich wieder mal durchwegs ochestral und auf Klassik getrimmt, da der Soundtrack zum Vorgänger die IMO beste Arbeit Sakurabas ist bin ich zuversichtlich, dass auch der Rest der Silmeria-Musik nicht enttäuschen wird. Die Soundeffekte sind übrigens die selben wie bei Radiata und Star Ocean 3, da sind tri-Ace anscheinend recht konsistent.
Trotz des Wechsels auf eine komplett polygonale Umgebung ist das Spielgefühl im Vergleich zu Valkyrie Profile erstaunlich intakt geblieben. Die Kamera mag sich zwar automatisch mitdrehen wenn es um Kurven oder ähnliches geht, Hauptfigur Alicia wird aber Klonoa-like immer noch in der 2ten Ebene gelenkt, was im ersten Moment etwas starr wirken mag, man gwöhnt sich aber recht schnell daran. Die Beschränkung auf die 2D-Steuerung entfaltet insbesondere in den Dungeons ihre Vorteile, wo wieder mal diverse Jump & Run-Einlagen auf einen warten und neben den Joypad-Skills auch die Denkmurmel durchaus anstrengt wird. Euer Aktionsradius ist weiterhin recht variabel ausgefallen, ihr könnt immer noch jederzeit springen, per Einstrahl Gegner vereisen und sie mit einem Schwertstreich wieder "auftauen" ... Alicia steht Lenneth in der Hinsicht in nichts nach. Neu dabei ist eine Art "Beamvorgang", der euch mit erstarrten Gegnern den Platz tauschen lässt und einem so der Zugang zu ehemals unerreichbaren Stellen ermöglicht wird. Das Beamen ist wohl nicht das einzige neue Feature im Spiel, aber mehr konnte ich aus dem japanischen Textwust bislang nicht ausmachen.
Der beste Part von Valkyrie Profile, die Battle-Engine, entspricht zum Glück größtenteils immer noch dem Vorbild, wurde jedoch zusätzlich mit etlichen Updates versehen. Der Grundkampf ist weiterhin eine Mischung aus rundenbasierten Battles und Echtzeit, steht ihr eurem Gegner gegenüber löst ihr per Knopfdruck verschiedene Aktionen aus und kombiniert sie per geschicktem Timing zu durchschlagenden Combos. Bis es jedoch soweit ist müsst ihr überhaupt jedoch erstmal in die Nähe der Gegner kommen, die zu Kampfbeginn gut verteilt auf einem 3D-Feld darauf warten, in eine gute Ausgangsposition zu gelangen. Auf die Art "zirkeln" eure Party und Monster in Echtzeit umeinander, bis einer den ersten Schritt wagt und zum Angriff bläst, der je nach Position richtig durchschlagskräftig oder komplett am Ziel vorbei gehen kann. Dieses Feature eröffnet natürlich eine Menge an neuen taktischen Möglichkeiten zum Kämpfen, so wären beispielsweise Bosse mit Blindspot von einer bestimmten Seite aus besonders anfällig oder man könnte den Gegner in eine Falle auf dem Spielfeld locken, ich bin mal wirklich gespannt was alles aus der Engine herausgeholt werden kann. Das japanische Battle-Tutorial zeigte noch diverse andere Features wie einen "Rush"-Move oder separates Steuern der einzelnen Party-Mitglieder auf, deren Feinheiten blieben mir aber jedoch aufgrund der Sprachbarriere verborgen.
Fazit : Alles in allem mach Valkyrie Profile Silmeria einen wirklich sehr guten Ersteindruck auf mich. Als Fan der ersten Stunde freue ich mich darüber, dass das Spielkonzept nicht komplett über den Haufen geworfen wurde aber dennoch genügend Neuerungen mit dabei sind, um nicht wie ein liebloses Update zu wirken, von der mordsgenialen Technik ganz zu schweigen. Ob sich die neuen Echtzeit-Elemente an der Engine positiv auswirken wird sich wohl erst nach ausgiebigem Spielen der US-Version zeigen, aber solange nicht Star Ocean draufsteht vertraue ich mal tri-Ace in der Hinsicht. :)
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