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Alt 08.02.2006, 19:21   #1
Danse Macabre Männlich
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Standard [Kurzgeschichte] Nathan der Weise

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17.02.2006
Manuskript fertig

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Nathan der Weise

Der sandige Staub auf dem Boden der alten Kammer wirbelte zu allen Seiten auf, als Nathan hart auf dem groben Pflaster aufschlug. Er fasste sich an den Kopf, Schwindelgefuehl durchdrang ihn. Gerade eben war er noch unbeabsichtigt durch einen uralten, versteckten Schacht in einer Pyramide gerutscht, jetzt fand er sich in einer stickigen, verstaubten Kammer wieder. Er klopfte sich den dichten Staub von seiner beigen Expeditionshose und sah sich nach einem Ausgang um. Nathan war sein Archaelogenpseudonym - sein realer Name war Douglas Bourningham. Manche mochten das als ueberheblich oder seltsam umschreiben. Aber er sah die Archaelogie als Kunst. Bezeichneten es schon manche vor seinen Augen als "Herumwuehlen in alten Graebern und sinnloses Aufstoebern von Dingen, die man vom Dreck befreien kann" fuehlte er sich arg auf den Schlips getreten - wenn er denn einen Trug. Er hielt nicht viel von immerglaenzenden Kleidern - lieber trug er eine ausgewaschene Jeanshose und sein uraltes Hawaii-Hemd, dass er jeden Sommer wieder aus seinem Schrank kramte. Ausserdem war er leidenschaftlicher Philosoph - vielleicht erklaerte das seinen Hang zum Vergangenen. Er vergoetterte Nietzsche, was ihm mindestens genausooft Kritik einbrachte wie seine uebermuetige Berufshaltung. Aber Nathan war ein entschlossener und geradpfadiger Mann, der an seinen Grundsaetzen festhielt. Doch genau in diesem Moment verfluchte er sich bei dem Gedanken, diese Expedition blos nicht alleine gewagt zu haben. Der Raum schien komplett vermauert, und luftdicht bis auf den Schacht, aus dem er gekommen war. Dort fand er auch nichts, woran er sich festhalten haette koennen. Er trat an die Wand und betastete Sie. Niemand baute einen nutzlosen Raum, es sei denn... Panik stieg Nathan zu Kopf. Was, wenn der Schacht eine Falle gewesen war? Er holte sein Mobiltelefon heraus, haemmerte auf die zu klein geratenen Tasten und betete, Empfang zu haben. Natuerlich war es zwecklos. Bekam man in so vielen verrauchten Lokalen in der Stadt keinen Draht, brauchte er es knapp hundert Meter unter dem Boden, hinter zig meterdicken Steinwaellen wohl nicht versuchen. Nathan presste den Mittelfinger auf sein Nasenbein und schloss die Augen. Sollte er hier verschollen bleiben, wuerde es auch seinem Archaelogenteam nicht innerhalb der naechsten Woche gelingen, ihn zu finden. Er prustete einen energischen Seufzer aus, als wollte er den Stress eines langen Bueroarbeitstages hinter sich bringen.

Er musste etwas tun - brauchte etwas, um sich abzulenken. Er zog seinen dicksten Staubpinsel aus dem mehrtaschigen Guertel und trat an die Wand. Beinahe behutsam fuhr er mit den dicken Borsten ueber das Gestein. Erst jetzt bemerkte er, dass die eigentliche Farbe der Mauern bei weitem dunkler war. Zentimeterweise klebte der feinkoernige Sand scheinbar an den Waenden. Eine Zeit lang wischte er so, nur um seine Verzweiflung zu umgehen. Er wusste nicht, wie lange er das tat. Doch irgendwann fing der Sand an, zaeher an dem Gemaeuer zu haengen. Er musste anfangen, Kraft aufzuwenden, um ihn herunterzubringen. Ploetzlich bekam er den Lichtblick einer Hoffnung. Und im naechsten Moment fuhr er zusammen, als haette er den Teufel persoenlich erblickt. Mit dunkelroter, kuenstlerischer Schrift auf die Wand geschrieben, starrte ihn der lateinische Buchstabe "W" an. Einen Moment lang wusste er nicht, was er mehr Vertrauen schenkte - seinem Verstand oder seinen Augen. Niemand konnte vor ihm hier gewesen sein. Diese Pyramide wurde heute genau vor einem Monat entdeckt - von ihm persoenlich. "Britische Archaelogen entdecken drittgroesste Pyramide der Welt" prangerte es bis noch vor ein paar Tagen in allen Schlagzeilen. Selbst wenn das Gebilde seither nicht rund um die Uhr unter Bewachung gestanden waere - Innerhalb von einem Monat entsteht keine Staubschicht wie diese. Gab es einen aegyptischen Stamm, der lateinische Buchstaben benutzte? Wie ploetzlich besessen fing er an, hastig weiter Staub von dem Gestein abzuloesen. Er erblickte einen weiteren, dunkelroten Strich. Er warf den Pinsel weg und scharrte mit den blossen Haenden weiter. Ein "E" tauchte aus der Versenkung auf. Weiter loeste Nathan den Sand wie Geroell von der Wand. Aber kein weiterer Buchstabe liess sich blicken. "W. E.", stammelte er respekterfuellt, und fuhr ueber die Buchstaben. Nathan fuhr zusammen, als es einen Lichtblitz gab. Ploetzlich gab es eine unglaubliche Erschuetterung, die den Sand von der Decke ruettelte. Dann tasteten seine Fingerspitzen ins leere - die Wand begann, sich von den anderen abzuloesen. Mit einer markerschuetternden Explosion von Stein auf Stein schlug sie auf dem pechschwarzen Gang auf, der sich geoeffnet hatte. Er wusste nicht, wie ihm geschah. Hatte er gerade durch das Abloesen von Staub seinen sicheren Tod verhindert? Das war wohl das, was die Leute Glueck nannten. Ein wenig Galgenhumor steckte noch in ihm, bemerkte er.

Hektisch legte er seinen Rucksack zu Boden, kramte seine kleine Scheinwerferlampe hervor und schulterte ihn wieder. Er beleuchtete den Gang. Er war leer, nichts weiter als ein steriler, endloser Tunnel. Selbst die Leuchtkraft seiner Minenlampe reichte nicht bis ans Ende der Dunkelheit. Die Schwaerze schien das Licht vielmehr aufzusaugen. Vorsichtig tat er ein paar kleinliche Schritte in die Dunkelheit hinein. Er sah nichts. Der Lichtstrahl seiner Lampe schien kuerzer zu werden, anstatt ihm weiter den Weg zu weisen. Aber er hatte keine Wahl, und ging tiefer in den Schacht hinein. Nach einer Zeit war er sich erneut unsicher, ob er seinen Augen trauen konnte. Der Lichtstrahl verschwand zusehens, bis er ganz erloschen war. Nathan bekam eine Gaensehaut, und erst jetzt bemerkte er, wie kalt es in den Gemaeuern um ihn herum war. Sein Atem begann, weisse Schwaden entstehen zu lassen, die in der Dunkelheit aber kaum zu erkennen waren. Wie konnte sich eine solche Kaelte in den Luftdurchlaessigen Gaengen einer uralten Pyramide sammeln? Und warum war die Luft hier so frisch? War er dem Ausgang nahe? Eigentlich war das nicht moeglich. Das steinerne Dreieck mass die Groesse von zig Fussballfeldern.. Hatte er sich nicht im Kreis bewegt, und er war sich sehr sicher, dass er das nicht hatte, konnte er unmoeglich an ein Ende des Gebildes gestossen sein. Er hieb mit dem Handballen gegen das Gehaeuse seiner Lampe. Nichts geschah, also machte er sich am Batterieschacht zu schaffen. Das gruene Laempchen bedeutete ihm frech, die Batterie sei voll. Musste ja so sein, er hatte sie noch vor knapp einer Stunde aufgeladen. Still fluchte Nathan in die Dunkelheit. Einen Moment lang ueberlegte er, ob er umkehren sollte, ohne Lampe schien eine Wanderung in einem Stockduenklen Schacht inmitten einer fallenbesprenkelten Todespyramide wie ein Himmelfahrtskommando. Er wand sich um, und was er sah, stocke ihm den Atem. Naemlich garnichts. Das Licht hinter ihm war verschwunden. Panik beschlich ihn.. Hatte sich die Mauer wieder geschlossen? Aber wie war das moeglich? Sie war in aberhunderte Teile zersprungen, als sie auf dem Boden aufgeschlagen war. Kurz schuettelte ihn der Frost, dann rappelte er sich auf, weiter in den Gang hinein zu gehen. Er rieb sich mehr selbstdemonstrativ als praktisch die Oberarme und tappste wie ein Blinder durch die Dunkelheit. Dann sah er das Schimmern. Fuer einen Moment lang dachte er, er erblicke die blutrote Sonne am Abendhimmel ueber den Sandduenen. Dann bemerkte er, dass er erneut in einer Sackgasse stand. Aber etwas unter der dicken Staubschicht glitzerte als sattes Rot und warf sein Licht in die undurchdringliche Dunkelheit.

Vorsichtig beruehrte Nathan die leuchtende Stelle. Er bueckte sich leicht herunter, als ob er hinter den Sand sehen wollte, und stellte seine Lampe ab. Dann zog er seinen Aermel ueber den Handballen und rieb ueber den Staub. Die Schicht schien nicht annaehernd so dicht gewesen zu sein wie die erste. Er hatte das Gefuehl, er blicke in ein rotes Meer. Die Buchstaben hinter den Ablagerungen der Zeit schienen aus Glas in das Gestein eingearbeitet zu sein. Dahinter glaubte er, ein Meer zu sehen, mit scharlachroter Faerbung. "S.A.W..", whisperte Nathan in seine geschlossene Faust, und beobachtete wie sein Atem zu einer Nebelschwade wurde und in der Schwaerze erstarb. "S.A.W.".. Was haben sie gesehen? War er tatsaechlich auf der Spur einer aegyptischen Subkultur, die lateinische Buchstaben benutzte? Gedankenverlohren starrte er die drei schimmernden Buchstaben an, als ob sie es ihm verraten koennten. Behutsam strich er mit beiden Haenden ueber das eiskalte Gemaeuer. Dann durchfuhr ihn ein Gefuehl, als waere er fuehr kurze Zeit im freien Fall. Irgendwas undefinierbares erschrak ihn. Nathan fuhr herum, und sah dass sich die Mauer, ebenso wie es die erste getan hatte, in scheinbar unphysikalisch langsamen Fall zu Boden senkte. Fuer einen Lidschlag lang hatte er das Gefuehl, er wolle nach der Mauer greifen. Es sah aus, als laegen sich die Steine allesamt koordiniert langsam auf den Grund. Es gab keine Erschuetterung, als sich das Gebilde in seine Einzelheiten zerlegte. Es gab auch keinen Ton. Das Schimmern war verschwunden. Nathan schien, als haette er einen Tinitus. Er lehnte sich gegen eine der kalten Seitenwaende, und rastete. Zum Nachdenken war er jetzt zu fassungslos.. er rastete einfach. Dann trieben ihn seine Beine weiter. War er Opfer des Wahnsinns? Hatte die Panik in ihm die Ueberhand gewonnen, ohne dass er es gemerkt hatte? Nach jedem Schritt schien die Dunkelheit schwaerzer und die Kaelte fuerchterlicher zu werden. Nathan atmete schwer, und jeder seiner Atemzuege entfachte ein Woelkchen Waerme in dem uralten Schacht, um sich sogleich wieder aufzuloesen.

Er musste nicht lange wandern, bis er das naechste Licht sah. Ebenso wie das erste schien es wie eine uralte Macht unter einer dicken Sandschicht zu schlummern. Nathan schien von irgend etwas getrieben. Vielleicht war es die Kaelte, die ihn zur Bewegung zwang, vielleicht war es sein Instinkt, der ihm riet, so schnell wie moeglich einen Ausweg von hier zu finden. Und doch, das konnte er gewiss sagen, war da etwas in ihm, dass er als einen Funken Neugier bezeichnen wuerde. Er setzte seine frierenden Fingerspitzen an die kalte Wand, und begann, den Sand in Streifen herunterzuschaben. Als der letzte Rest herunterfiel, war er beinahe fuer einen Augenblick geblendet. Das Licht war staerker als beim ersten mal. "T.H.E", schimmernd scharlachrot, glitzerte ihm aus der Mauer entgegen. Die Buchstaben waren groesser. Einer von ihnen maß jetzt die Groesse von Nathans Schaedel. In ihrem inneren schien sich tatsaechlich eine Fluessigkeit zu bewegen.. Er streckte einen Finger aus, um das unirdische Material zu beruehren.Vorsichtig fuehrte er seine Fingerspitze vor die Buchstaben. Doch er kam nicht dazu, sie zu beruehren. Das Licht erlosch. Er bemerkte erst jetzt, in der Dunkelheit, wie grell das Licht gewesen war. Seine Augen brauchten einige Momente, bis sie sich erholt hatten. Dann sah Nathan, dass auch diese dritte Mauer zu Boden gegangen war. Ein Schauer von Frost ereilte seinen Nacken. Wieder wurde er daran erinnert, wie kalt es hier eigentlich war. Er stiess einen gepressten Luftstoss aus, als wuerde das dem Gewoelbe Waerme einhauchen. Wie lange war er bereits von seinem eigentlichen Weg abgekommen? Eine Stunde? Mehrere Stunden? Wenige Minuten? Nathan kam sich vor, als waere er in einem schlechten Film. Aber er wusste keine Antwort darauf. Er wusste es einfach nicht.. Liess ihn bereits sein Gedaechtnis im Stich? Er hatte keine Wahl, als weiterzutrotten. Wie gerne haette er jetzt jemanden gehabt, von dem er wusste, er wuerde sich um ihn sorgen.. Jemanden, an den auch er denken konnte, in Situationen wie dieser, in denen er keinen Ausweg fand.. Buchstaeblich, dachte er. Vielleicht war es bald seine letzte solche Situation.

Schritt fuer Schritt bewegte er sich weiter durch die Finsternis, und ihm fiel auf, dass er seine Minenlampe liegen gelassen hatte. Er verschwendete keinen Gedanken daran, sie zurueckzuholen. Seine Augen hatten sich, soweit es moeglich war, auf die tintenschwarze Dunkelheit eingestellt. Er konnte nicht weit sehen, aber er war nichtmehr blind. Zum ersten mal fragte er sich wieder, was das alles fuer einen Sinn hatte. Warum baut man einen offensichtlichen Durchgang, um ihn dann doch zu vermauern? Und das sogar mehrmals? Es wollte ihm nicht einleuchten. Generell leuchtete sehr wenig hier, zig Meter unter der Erde in einer seit jahrtausenden von Jahren verlassenen Pyramide, scherzte er mit sich selbst. Nathan rieb die Haende aneinander, zog die Schultern eng an seinen Hals und versuchte, an etwas Warmes zu denken. Sich einzureden, es gaebe sicher einen nahen Ausweg aus der Pyramide, liess er bleiben. Seinem strikten rationalen Denken hatte er zu verdanken, dass er sich selbst sowieso nicht glauben wuerde. Also setzte er seinen monotonen Trab in dem sterilen alten Tunnel fort und versuchte, ein Gesicht aufzusetzen, dass nicht seine aufsteigende Angst widerspiegelte. Dann bemerkte er etwas. Aber diesmal war es weder ein Licht, noch der Ausgang. Es waere nicht einmal verwunderlich gewesen, wenn Nathan nicht gewusst haette, dass er sich in einem Gebilde befand, dass seit tausend Jahren niemand betreten hatte. Lebend gruene Schlingpflanzen rankten sich an der Mauer hinauf. Er ging ein paar Schritte weiter, und desto tiefer er vordrang, desto dichter und hoeher wurden die Ranken. Waren das Einbildungen? War er dem Wahnsinn, oder der Kaelte zum Opfer gefallen? Diese Pflanzen haetten weder die ewige Zeit, noch die Temperaturen, noch das Fehlen von Sonnenlicht ueberstanden. Sie konnten hier einfach nicht wachsen. Es duerfte sie garnicht geben. Aber das duerfte es die mysterioesen Buchstaben ebensowenig.. Nathan war mit seinem Geist nicht im klaren. Endgueltig sah er sich in dem schlechten Film gefangen, in dem er sich fuerchtete zu sein. Er machte einen Schritt naeher an das Gruen und begutachtete es, als wuerde es sich im naechsten Moment bewegen. Er streckte die Hand aus, um es zu beruehren. Dann erschrak er vor sich selbst. Die Pflanze fing in Zeitraffer an zu Welken, als er sie beruehrte. Rasch zog er den Finger zurueck, und sah die kreisrunde Stelle an, die unter seinen Haenden weggebrannt zu sein schien. Aus ihr stiegen neblige Rauchschwaden. Er hoerte ein leises Zischen, als ob sich Kunststoff unter grosser Hitze bog. Nathan meinte, in der verbrannten Stelle den Schaedel eines Toten erkennen zu koennen. Er stolperte einen Schritt zurueck. Er wollte aufhoeren, sich zu fragen, warum. Nathan wollte anfangen zu wissen. Wo war er hier? Wer hatte das hier erbaut? Das konnte nicht das Werk eines aegyptischen Volkes gewesen zu sein. War es das, was man im Mittelalter Magie nannte? Er wand sich nach rechts, und beschleunigte seine Schritte weiter in den Tunnel hinein. Er konnte es sich jetzt nicht leisten, in seinen Hirnwindungen nach einer Erklaerung zu suchen. Eine Erklaerung, die er vermutlich eh nicht fand. Vielleicht hatte ihm ja jemand vor seiner Abreise Drogen verabreicht? Er beschleunigte seine Schritte, und bemerkte, wie ihm etwas waermer wurde. Der gesamte Schacht war hier von Schlingpflanzen bedeckt. Ihm schien, als wuerde es auch etwas heller. War er einem Ausgang nahe? Oder vielleicht dem Erfrierungstod? Manche behaupten, man sehe einen gleissend lichten Tunnel vor sich, bevor man starb. Vielleicht war das das Vorspiel seines Tunnels.. Doch er spuerte seine Finger wieder. Mit jedem Meter schien es etwas waermer zu werden. Er konnte wieder bis an die hohe Decke sehen, und merkte, dass auch sie komplett Pflanzenueberdeckt war. Nach einer Zeit war lediglich ein schmaler Pfad uebrig, auf dem er gehen konnte, ohne auf die wuchernden Pflanzen zu treten. Hatten es dieses Gruen vielleicht doch geschafft, von einem nahen Ausgang hier herein zu wachsen? Gab es draussen eine grosse Mutterpflanze, die diese Triebe mit Naehrstoffen versorgte? Er war nie ein besonders grosser Biologe gewesen. Das letzte mal, an dem er sich ernsthaft mit Savannen- und Wuestenpflanzen auseinander gesetzt hatte, war zu Zeiten seines Archaelogiestudiums gewesen.

Einige Momente schwelgte Nathan in Erinnerungen, und war kurz davor zu vergessen, wo er war. Dann weckte ihn die ploetzliche Waerme auf. Er blieb fuer einen Moment stehen, und fuhr mit der Hand sanft durch die Luft, als ob er einen Drachen steigen lassen wolle. Es hatte Zimmertemperatur. Seine zitternden Haende brannten unter dem Waermeumschwung. Es war, als kaeme er nach einem langen winterlichen Arbeitstag nach Hause und waerme sich am Kamin auf. War das ein weiteres Zeichen der nahen Freiheit? Nathan hoffte, betete, vielleicht wie er es noch nie zuvor im Leben getan hatte. Sein Gang wurde erneut schneller. Die Dunkelheit lichtete sich zusehens, und die Pflanzen um ihn herum wurden dichter und auswuchernder. Inzwischen hingen lange Straehnen von Gruen von der Decke, denen er von Zeit zu Zeit ausweichen musste. Zeit.. Wieder fragte er sich, wie lang es her war, dass er hier heruntergefallen war. Dann fiel ihm ein, dass er ja eine Armbanduhr trug. Nathan wollte sich an den Kopf tippen, um sich ob seiner eigenen Dummheit zu tadeln, doch das uebernahm jemand anderes fuer ihn. Seine Stirn streifte einen der herunterhaengenden Sprosse. Wie ein Chamaeleon wechselte er blitzartig seine Farbe, nahm ein dunkles, rußiges Gelb an und begann, sich zu kruemmen. Wie ein Tier, dass sich im Feuer wand, zuengelte er hin und her, um sich schliesslich komplett aufzurollen. Das verdorrte Gruen hing an der Decke, und fing wie schon die Stelle an der Wand an wie ein ersticktes Feuer zu rauchen. Nathan sah auf seine digitale Uhr. "66:66", sagte ihm die giftgruenen Zahlen, als wollen sie ihn bewusst anluegen. So tief unter der Erde konnte eine Uhr schonmal verrueckt spielen.. Aber der Mathematiker in ihm fuhr zusammen, als er die Wahrscheinlichkeit ueberschlug, die symbolische Zahl "666" aus zig tausenden Moeglichkeiten heraus anzuzeigen. Er atmete scharf aus. Gab es denn irgendwas, an das er sich hier noch klammern konnte, etwas, das nicht.. Gegen die Naturgesetze war? Er schuettelte energisch den Kopf, um diese wirren Gedanken zu verbannen. Als ob er sich selbst beweisen wollte, es besser zu wissen, klappte er den Schliessmechanismus der Uhr auf und warf sie zu Boden. Er wollte schon weitergehen, als es ihm einen weiteren Schlag in den Magen versetzte. Die Uhr hatte kein Geraeusch gegeben. Sie lag dort, auf dem grobpflastrigen Steinboden, als waere nichts gewesen. Das Display fing jetzt an, wild durcheinander verschiedene Zahlen anzuzeigen. Es hatte keinen Sinn, er musste sich damit zufriedengeben, dass er es nicht erklaeren konnte. Sein rationalistischer Geist musste es hinnehmen. Nathan zwang sich, sein Hirn abzuschalten, und der Mann der Taten zu werden, der er nie gewesen war. Er liess die besessene Uhr hinter sich, und setzte seinen Weg fort. Dann, ploetzlich, meinte er die Quelle des Lichts ausmachen zu koennen. Es wurde weiter heller. War das der Ausweg aus diesem Wahnsinn? Konnte er die Sonne sehen, durch eine Oeffnung, die in nach draussen fuehrte? Er hoffte, und sehnte, er wollte nichts mehr als den Ausgang und die Sonne erblicken. Doch etwas war seltsam, und noch bevor er sich die Frage nach dem Grund gestellt hatte, wusste er die Antwort. Dieses Licht war fremd.. Es strahlte nicht in dem matten, dunkelgelben und rotem Ton der Abendsonne, es war farblos. Es erinnerte an das grelle, durchdringend weiße Licht eines Operationssaales. Ploetzlich hoerte Nathan es zischen. Der Weg unter ihm war nun komplett bedeckt mit dem satten, jetzt deutlich erkennbaren Gruen der Schlingpflanzen. Er hob den Fuss, und sah die kochende, braune Stelle, die er hinterlassen hatte. Mit jedem seiner Schritte verdampfte ein Fleck mehr in dem dichten Gestruepp unter ihm. Weiter, er musste weiter. Nathan erhoehte seine Geschwindigkeit. Die herabhaengenden Pflanzen zogen an ihm vorbei, als saesse er in einem langsamen Zug. Er schloss fuer einen Moment die Augen, und liess das Licht auf seine Lieder scheinen. Eine Zeit lang liess er sich gehen, spuerte nur seinen gedaempften, einsinkenden Schritt auf dem Boden und einen warmen Luftzug im Gesicht. Raus, er musste raus aus diesem Irrtum der Realitaet.

Als es diesmal nicht die Waerme war, die ihn aufweckte, warf es ihn buchstaeblich zu Boden. Nathan bedeckte seine Augen, und verfluchte, sie gerade geoeffnet zu haben. Eine kleine Sonne hing vor ihm, am Ende des Tunnels. Er wendete den Blick von der Wand und wartete, bis sich seine Augen an das Licht gewoehnt hatten. Nathan war es leid, sich selbst Vorhersagungen zu machen, die sich nicht erfuellen wuerden. Langsam dreht er sich der Quelle des Lichts zu. Er musste die Augen zu Schlitzen verengen, um etwas erkennen zu koennen. Da war eine Wand.. und dieses gleißende, weiße Licht. Unter Muehe richtete er sich auf, und trat einen Schritt zurueck. Dann fiel es ihm wie Schuppen von den Augen.
Die Wand bestand nicht aus Stein, der Zugang war durch einen monstroesen Tochterarm der Schlingpflanzen verdeckt. Die unzaehligen, laenglichen Blaetter standen aus der gruenen Barrikade wie hunderte Nadeln. Aber das Licht war es, dass ihm jeden Rest von Glauben an die Realitaet raubte.
"A.B.Y.S.S"
Nathan stolperte weiter zurueck, und erschrak vor dem, was er entdeckt hatte. "WE SAW THE ABYSS", durchfuhr es ihn. Die Nachricht trommelte durch seine Hirnwindungen. "Wir sahen den Abgrund". Auf was war er gestossen? Wer hatte das geschrieben? Zu welchem Zweck? Er stand da. Seine innere Uhr sagte ihm, es waren ein paar Minuten, die er dort stand. Aber er war sich sicher, es war eine laengere Zeit. Tausend und eine Frage gab es, die er nicht beantworten konnte. Und nur eine Moeglichkeit, das zu aendern, dachte er. Seine Neugier hatte die Furcht ueberstiegen, und doch zitterte er immens, als er seine Hand nach der gluehenden Schrift, die in das Gewucher eingebrannt zu schien, ausstreckte. Die Angst, sich dabei zu verbrennen, war weggeweht. Sanft beruehrte sein Finger das blendende Material. Gerade wollte er forschen, nach was es sich anfuehlte, als sich das Gruen wie ein Vorhang auftat. Von der Stelle aus, an der Nathan es beruehrt hatte, brannten die Schlingpflanzen in einer Stichflamme nieder, die den Schacht noch mehr erhellte. Die Buchstaben hingen noch eine Weile in der Luft, und nahmen eine roetliche Farbe an. Was Nathan dann sah, war der finale Schlag in den Magen des Rationalisten.

Der schmale Durchgang fuehrte geradewegs in eine Halle, die den gesamten Raum der Pyramide aufbrauchen musste, mehr noch. Bei weitem mehr. Sie besaß keine Decke. Dort, wo sie haette sein sollen, war der roetliche, abendliche Himmel zu sehen. Fuer einen kurzen Moment fragte sich Nathan, ob er hinausgelangt war, aber dann erblickte er die Wand gegenueber, die bis in den Himmel hinaufreichte. Die gesamte Halle war ein gigantischer Garten. Nathan sah Pflanzen, die er sich nie in seinen kuensten Traeumen ausgemalt haette. Gewaltige subtropische Gewaechse wuchsen wild und durcheinander ueberall im Raum. Und doch ergab alles ein seltsam stimmiges Bild, als haette ein Gaertner diesen Garten in jahrzehnte langer Arbeit zu einem bunten Kunstwerk gemacht. Es gab in der gesamten Halle nur zwei Baeume. Beide standen, einer buchstaeblich groesser als der andere, wie Bruder and Schwester nebeneinander im Zentrum. Der groessere, so schien es Nathan, hatte die Ausmaße eines kleinen Wolkenkratzers. Er wusste nicht, was er denken sollte, so perplex war er, als er seine Blicke durch das Gebilde schweifen liess. Wuesste er es nicht besser, haette er behauptet er befaende sich mitten in den suedamerikanischen Subtropen. Aber die Voegel, die Tiere fehlten.. Der Garten war unbewohnt.

Instinktiv bewegte er sich auf die Mitte zu. Er musste immernoch einen Weg hinaus finden, aber seine Faszination ueberwaeltigte ihn. Die Pflanzen um ihn herum waren vielfaeltiger und eine um die andere seltsamer, als er gedacht hatte. Nathan bahnte sich seinen Weg durch die Pflanzenwelten von allen Farben, und erreichte schliesslich die beiden Baeume. Sie waren von einer dichten und hohen Hecke aus tropischen Pflanzen umzaeunt. Er wusste nicht warum, aber es ueberraschte ihn nicht mehr, dass auch diese vor ihm wie ein Vorhang aufging, als er an sie herantrat. Nathan fuehlte sich wie in einer Zauberwelt.
Der Anblick der beiden kollossalen Baeume direkt vor ihm liess sich ihn noch kleiner vorkommen, als er sich angesichts der ueberdimensionalen Pflanzen eh schon tat. Die Flaeche um die Baeume herum war nicht bewachsen, lediglich ein kurzes, wie frisch gemaehtes Gras saeumte hier den Boden. Wie konnten die Pflanzen draussen wachsen, und dieses Gras nicht? Nathan ohrfeigte sich innerlich, warum er sich diese Frage ueberhaupt gestellt hatte. Er sollte sich fragen, wie er einen Weg hinaus finden konnte. Doch irgendetwas behielt ihn hier. Er sah zurueck, als koennte ihm die Hecke sagen, was er tun sollte, und er bemerkte, dass sie sich wieder geschlossen hatte. Er trat an sie heran, aber sie oeffnete sich nicht wieder. Mit einem Anflug von Panik ließ er seinen Blick umherwandern, aber er sah keinen Ausgang. Nathan wandte sich wieder zu den Baeumen. Beide hatten unter der Krone keinen einzigen Ast, ein Hinaufkommen war unmoeglich. Dann, als er den Gedanken realisierte, die Hecke mit Gewalt zu durchdringen, sah er ihn. Einsam stand ein Grabstein auf einem oeden Fleck Erde zwischen den Baeumen. Nathan lenkte seine Schritte zu ihm. "Ruhe in Frieden" war krumm in den Grabstein gemeißelt, einige der Buchstaben waren kaum lesbar. Auch seine Form war ungewoehnlich, er war breiter als hoch. Nathan verweilte einige Zeit vor dem Stein, und ließ die Frage durch seinen Kopf schwirren, ob hier wirklich jemand begraben lag. War es ein Pharao? Er wusste es nicht, konnte es nicht wissen und wuerde auch auch vermutlich nie wissen, dachte er. Er wollte sich gerade zum Gehen wenden, als er eine Bewegung warhnahm.

Nathan fuhr zusammen. Der Schriftzug auf dem Grabstein war verschwunden. Langsam tauchte ein neuer Schriftzug darauf auf.
»Hallo, Nathan der Weise."
Ein eiskalter Schauer jagte ihm den Ruecken hoch. Gluehende Schriftzuege auf Steinwaenden und Pflanzen, die ohne Sauerstoffzufuhr ueberlebten moegen Dinge sein, die unerklaerlich waren. Aber gerade eben hatte ihn ein Grabstein erkannt und ihn begruesst. Er war mit seiner Kraft, sich an die Realitaet zu klammern, am Ende. Er war in einer Traumwelt gefangen, und er musste auch so handeln. Nimm es hin, sagte er sich. Entschlossen las er einen der kleinen kiesartigen Steine zur Seite des Grabsteins auf, und begann zu schreiben. »Hallo. Wer bist du?", ritzte er unter die andere Nachricht in den Stein. Es dauerte nicht lange, und sein Schriftzug verschwand. "Ich bin kein Jemand, und ich bin kein etwas. Ich habe einmal etwas fuer diese Welt getan, aber die meisten haben mich vergessen.", lautete die raetselhafte Antwort, die kurz darauf erschien. Nathan war mehr als ueberrascht, dass es funktioniert hatte. Bevor er aber ueber diese Antwort gruebeln konnte, musste er eine viel wichtigere Frage stellen. Sein Stein fuhr ueber die Marmorplatte ..»Wo bin ich hier?". Die Schrift verschwand, und wieder war die Antwort raetselhaft. »Die Menschen nennen es das Paradies." - »Hier hat ein Volk Menschen gelebt?", war Nathans Antwort. »Nein. Es waren nur zwei.", erschien es auf dem Grabstein. Und ploetzlich fiel es Nathan wie Schuppen von den Augen. Seine Augen weiteten sich, er starrte auf die Schrift auf dem Stein. Nein, das konnte nicht sein. Das.. Er packte den Stein und schrieb. "Wie heißt dieser Ort?" - Er spuerte sein Herz schneller schlagen, bei dem Gedanken an die kommende Antwort.
"In der Bibel heißt dieser Ort der Garten Eden."
Nathan stockte der Atem, und beinahe verschluckte er sich. Das gab einfach keinen Sinn.. Aber aus irgend einem Grund wusste er, dass der Grabstein die Wahrheit sagte. Gedankenverlohren ruhte sein Blick auf dem Stein, und fuer einen Moment lang fasste er den Gedanken es sei besser, an dieser Stelle einfach umzudrehen und diesen Wahnsinn hinter sich zu lassen. Doch seine menschliche Neugierde und die Ehrfurcht vor dem, was er gerade entdeckt hatte, liessen ihn verharren. Er musste wissen, was hier vor sich ging. Nathan ueberlegte.

"Gibt es einen Ausgang aus diesem Raum?", ritzte er in den Grabstein. Die Antwort war nicht weniger verwunderlich als die letzten.
"Nein. Aber wenn es Zeit fuer dich ist, zu gehen, wirst du bereits gegangen sein."
Wird er bereits gegangen sein? Nathan konnte sich keinen Reim darauf machen, aber sein Instinkt sagte ihm, was er zu erwarten hatte.
"War jemand vor mir hier?", schrieb er, und wurde sich seiner zittrigen Handschrift bewusst.
"Ja, einige. Doch niemand hat vor dir ein Gespraech mit mir gewagt."
Die naechste Frage schoss Nathan in den Kopf. Aber bevor er ansetzen konnte, die naechste Nachricht zu schreiben, erschien eine weitere von dem Wesen auf der anderen Seite. "Du brauchst nicht zu schreiben", lautete sie. Nathan atmete durch.
"Wer bist du wirklich?", sagte er mit etwas heiserer Stimme, die im ganzen Garten widerhallte. "Bist du ein verstorbener Held?". Die Frage, wie er ueberhaupt mit ihm kommunizieren konnte, behielt er fuer sich, er war sich sicher, er wuerde keine fuer ihn verstaendliche Antwort erhalten.
"Willst du das wirklich wissen?", erschien auf dem Stein.
"Ja."

"Ich bin der Gaertner dieses Gartens. Ich bin derjenige, der den ersten von euch erschaffen hat. Ich bin derjenige, dessen Sohn ihr getoetet habt. Ich erschuf alles, in dem du dich befindest. Ich bin das Alles."
Die Stimme drang durch den Raum wie ein Hammer, und ebenso hallte sie in seinen Ohren wider. Sprach.. er.. wirklich mit GOTT? Nathan musste alle seine Kraft aufbringen, um antworten zu koennen.
"Warum hast du uns erschaffen?", drang es instinktiv aus Nathan heraus, und seine Stimme bebte.
"Nathan.. Bevor ich dir diese Frage beantworten kann, muss dir einiges klar werden.". Die Stimme verharrte kurz. "Stell die Fragen, die dir durch den Kopf gehen. Denk nicht nach."
"Kennst du die Fragen nicht bereits, wenn du allmaechtig bist?"
"Ich habe keine Macht mehr ueber diese Welt. Lange, sehr lange bevor eure Zivilisation entstand, hinterging mich der einzige, dem ich mein Vertrauen geschenkt hatte. Ich erschuf ihn, und er toetete mich. Sein Name ist Adam, der erste Engel."
Nathan dachte nicht nach.
"Adam war ein Engel?"
"Er hatte die Aufgabe, ueber die Menschheit zu wachen. Ich uebertrug ihm eine Macht, die der meinen glich. Ich irrte mich in ihm. Nachdem seine boese Seite erwacht war, fiel er mir in den Ruecken. Wir lieferten wir uns einen Kampf, der eine Ewigkeit dauerte. Einen Kampf mit Waffen, die ihr nicht verstehen wuerdet. Adam toetete mich. Er war nun Gott."
"Wie konnte das passieren? Du haettest ihn vernichten koennen!"
"Adam war ein Teil von mir. Ich konnte ihn nicht toeten."
"Dann war es also ein aussichtsloser Kampf?"
"Ja. Doch aus der Kraft, die mir blieb, erschuf ich meinen Sohn."
"Adam ist also der Gott, der die Geschehnisse auf der Erde fuegt?"
"So ist es. Doch er kann seine Kraft nicht kontrollieren. Er besitzt nur die Huelle eines Menschen, nicht die eines Gottes."
Nathan dachte nicht nach.
"Was war mit Eva?"
"Eva ist der dritte Engel. Adam schuf sie, nachdem er Luzifer erschaffen hatte. Sie ist dafuer verantwortlich, das Leid auf der Erde geschieht. Sie ist das, was ihr als gehoernten Ziegenbock darstellt. Adam steckte seine Boese Seite in ihre Seele."
Die Stimme verharrte wieder.
"Adam erschuf weitere sieben Engel und verbannte meine Ueberreste in den Garten, in dem alles begonnen hatte. Jeder von ihnen verkoerpert eine menschliche und eine goettliche Gestalt. Viele von ihnen versuchten, mit euch Menschen zu kommunizieren, aber ihr wart nicht offen fuer ihre Sprache."
Nathans Gedanken ueberschlugen sich. Er wartete einen Moment, als muesse etwas passieren, das er vorausgesehen hatte. Er senkte seine Stimme.
"Also stimmt es nicht, dass du irgendwann zurueckkommen und die Menschheit von allem Elend erloesen wirst."
"Meine Seele lebt nun in Adam weiter."
"Aber ist er nicht dein groesster Feind?"
"Freund und Feind sind keine Grenzen, in der Welt der Goetter."
"Wie kann es sein, dass der Garten Eden in einer Pyramide ist? Hiess es nicht, er befaende sich im gelobten Lande Mesapotanien?"
"Du befindest dich nicht in einer Pyramide. Der Garten hat die Gestalt einer Pyramide angenommen, weil du es so wolltest. Er fuegt sich deinem Geist."
"Wieso bin es gerade ich, der dazu bestimmt wurde, ihn zu finden?"
"Du hast einen offenen Geist.", antwortete die Stimme schlicht. Sie verharrte.
"Es ist Zeit, unser Gespraech zu beenden. Ich haette dir gerne mehr erzaehlt, aber meine Kraft geht zu neige. Ich stelle dich nun vor eine Wahl."
Ploetzlich begannen sich die Aeste der beiden Baeume zu bewegen, sie neigten sich wie freundliche Haende zu ihm hinab, und zwei Fruechte hingen daran.
"Ein Biss in den roten Apfel uebertraegt dir einen Teil meiner Macht. Die Macht eines Engels. Du wirst unsterblich. Du wirst den Sinn des Lebens kennenlernen."
Die Stimme wartete ab, wartete scheinbar eine Ewigkeit.
"Der Gruene Apfel bringt dich in das Leben zurueck, das du kennst."
Stille. Nathan hielt inne.
"Ich moechte eine letzte Frage stellen.", sagte Nathan bestimmt.
"Ich werde sie dir beantworten."
"Gibt es Leben, ausser das auf der Erde?"
"Ihr seid einzigartig.", entgegnete die Stimme in liebevollem Ton.
"Ich danke dir, wer auch immer du bist.", hauchte Nathan.
Er dachte nicht nach.
Nathan nahm den gruenen Apfel, biss hinein, schmeckte seinen suessen Geschmack und war frei.

Frei wie der Sternenhimmel.

Geändert von Danse Macabre (18.02.2006 um 13:11 Uhr).
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Alt 08.02.2006, 22:01   #2
Ylgg Männlich
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schön schön schön, bin gespannt, wies weiter geht...

Tipp: du kannst das ja als grundlage für ein rpgspiel machen (nurn vorschlag)...

aber echt gut.
__________________
Die Sekte:

Mapping: 50%

Story: 90%

Kampfgrafiken: 70%


Leider muss ich wohl oder übel den Release-Termin auf Sommer verschieben, da ich von der Schule aus viel zu viel zu tun habe...
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Alt 17.02.2006, 03:00   #3
Nightshadow
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Wow!
Echt ne gute Geschichte Dance, muss ich ehrlich zu geben!
Die Beschreibungen der Person und das was sie sieht ist wirklich gut gelungen!
Und natütlich das Ende, ziemlich geil, oder besser verdammt geil"
Das alte Ägypten mit der biblischen Schöpfungsgeschichte zu vermischen is einfach ne geniale Idee!
Schreib das ganze auf jeden Fall weiter, du hast echt nen ziemlich guten Schreibstil und naja ich freu mich drauf wies weiter geht!

Also halt dich ran, ich will bald mehr lesen!
__________________
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Alt 17.02.2006, 20:24   #4
Danse Macabre Männlich
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Habe die Geschichte heute beendet.

Danke fuer die Resonanz.
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Alt 17.02.2006, 21:09   #5
Ryan Okonowa Männlich
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Beiträge: 1.426
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Wow,die Geschichte gefällt mir wirklich gut,aber irgendwie musste ich am Ende ein wenig an Matrix denken...

Aber respekt,echt ne schöne Sache.
__________________
funny little space invader hat herausgefunden:

FLUGHÖRNCHEN SIND SCHWANZGESTEUERT,OMG!!!!

Ryan Okonowa ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 17.02.2006, 21:10   #6
Danse Macabre Männlich
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Ungewollt, beinahe verschmerzt, die Idee ist einfach zu gut. Musste sein.
Danse Macabre ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 17.02.2006, 22:29   #7
frontin'.™
Ehrengarde
 
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Beiträge: 687
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Zitat:
"Ihr seit einzigartig.", entgegnete die Stimme in liebevollem Ton.

'Seid' als Verb schreibt man mit D, Danse.
__________________
DU BIST EIN OPFER JUNGE, KOMM ICH FAHR DICH IN DEN WALD, DA GIBT'S SCHWANZ IN DEIN ARSCH, UND DU KIND WIRST MISSHANDELT.

frontin'.™ ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 17.02.2006, 22:54   #8
Danse Macabre Männlich
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Squeeze, verbessert.
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