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Fanfiction

Vampires Dawn von Laguna Loire
Vorwort
Prolog
1. Kapitel
Nachwort
Sidestory


1. Vampire
Es war in einer stürmischen Nacht, an einem Ort abgeschnitten vom dem Rest der Außenwelt. Die Bewohner der Stadt konnten sich sehr glücklich schätzen, keinen Kontakt zu anderen Menschen zu haben, denn was so für Gerüchte stetig von der Welt da draußen kamen, machte ihnen alles andere als Mut, sich auch nur in der Reichweite ihres Heimes hervorzuwagen. Mehr noch, die meisten Bürger der Stadt wagten sich nicht weiter als bis zum Stadtrand und nur gemeinsam verließen sie zeitweilig ihren Unterschlupf, um für ihren Lebensunterhalt zu sorgen. Klennar war an sich eine ruhige und friedliche Stadt in der die Leute zufrieden miteinander leben konnten. Streit, Diebstahl oder Mord gab es hier nicht. Die dunklen Tannen rauschten im Wind, so als ob sich ein dunkler Schatten aus einer Ecke erhoben hatte, um den ganzen Ort aus der Finsternis heraus zu verschlingen. Ein düsterer Vollmond bedeckte den benebelten Himmel. In solchen Nächten zogen es alle vor zuhause zu bleiben. Dort, vor dem knisternden Kaminfeuer und den spielenden Kindern, ihrer nächsten Generation, dort fühlten sie sich sicher. Immer dann wenn ein besonders großer Holzscheit ins Feuer geworfen wurde, setzten sich die Kinder vor das Feuer und beobachteten mit faszinierenden Blicken, wie das warme Feuer sich um den Scheit schlich und ihn langsam aber sicher zu Asche zersetzte, so als würde er ihm alles Leben aussaugen. In einem der Häuser saß eine junge Frau, die emsig damit beschäftigt war, etwas vor dem brennendem Kaminherd zuzubereiten. Ihre Bewegungen, die sie mit den Händen ausführte, waren so leicht, man hätte denken können sie wäre kein Wesen natürlichen Ursprungs. In dem Bett im Nebenzimmer lag ein grünhaariger Mann, der wahrscheinlich mit der jungen Frau laiiert war. All das stellte ein völlig normales Familienleben dar, so wie es schon viele in Klennar gab. Die Bürger selbst waren in jeder Hinsicht der Meinung, dass Klennar für viele die ideale Stadt sei um eine eigene Existenz zu gründen oder gar Kinder zu kriegen, das war eine allgemeine Meinung, die auch niemand in Frage zu stellen schien. In dieser Nacht sollte jedoch noch etwas Schicksalhaftes geschehen. Etwas, das auch das Rad der Zeit nicht beeinflussen könnte, und so passierte es an jenem Abend. Es war der Tag vor dem großen Maifest in Klennar. Von denjenigen, die über den Zweck dieses Festes im Bilde waren, wurde es auch das "Blutfest" genannt, da diese Gegend vor etwa 100 Jahren von Monstern beherrscht worden war. Dies war jedoch schon Ewigkeiten her und Klennar wurde auch einige Jahre nachdem die Monster bereits vertrieben worden waren erbaut. So entstand eine Stadt die mehr eine in sich gekehrte Gesellschaft darstellte. Um fortan von den Monstern in Ruhe gelassen zu werden, feierten die Bürger an einem Tag im Jahr, in der Maiennacht, das "Blutfest", wo Beutel mit Tierblut an einen Rebenzweig gebunden wurden und heftig viel Lärm gemacht wurde, um die Monster zu vertreiben falls diese sich aus ihrer heimatlichen Finsternis heraus vor die Stadttore wagen sollten.

Die junge Frau trat lächelnd an das Bett ihres Mannes und strich ihm mit ihren Fingerspitzen sanft über die Stirn. Dann wandte sie sich wieder einem dampfenden Teekochtopf zu, der von der Hitze fast überbrodelte. Kleine Schweißtropfen verdeutlichten sich auf der Stirn des schlafenden Mannes. Dies lag jedoch nicht an der Hitze des Hauses, sondern an etwas ganz anderem. Der junge Mann träumte. Dabei schien er hin und wieder zuckende Bewegungen zu machen und unverständliche Worte zu stammeln. Ein heftiges Pochen an der Tür ließ die junge Frau für kurze Zeit ihre Arbeit vergessen. Wer konnte das so spät noch sein? Es war ungewöhnlich, dass sich um diese Zeit noch Leute auf den Straßen von Klennar herumtrieben. Zaghaft und mit einer Spur von erkennbarem Misstrauen entriegelte sie die Schlösser und öffnete die Tür. Der Regen schlug ihr im ersten Moment zu stark ins Gesicht, als dass sie etwas erkennen konnte. Eine vertraute Stimme schlug ihr entgegen. "Guten Abend Aysha! Lass mich bitte kurz rein. Ich weiß es ist spät, aber wir müssen reden!" Eine junges Mädchen im gleichen Alter von Aysha betrat mit schnellen Schritten das Haus und schüttelte sich erstmal die Haare. "Iyana? Was machst du so spät noch hier?" Ayshas Blick viel auf ihre nassen Kleider und sie schnappte erschrocken nach Luft. Einige Sekunden später kam sie mit einem trockenen Handtuch zurück. "Entschuldige bitte, wo bleibt meine Gastfreundschaft. Du bist ja ganz nass. Wärme dich ein bisschen am Kaminfeuer auf und verrate mir dann was dich zu mir führt!" Die junge Frau nickte ihr dankbar zu und stellte sich in die Nähe des Kaminfeuers. Ihr Blick fiel auf die kleine Komode neben dem Eingang. Es waren dort drei Bilder von Aysha und ihrem Freund aufgestellt. "Warte bitte hier, ich hole dir schnell eine Tasse Tee, das wird dich aufwärmen!" meinte Aysha mit einem Lächeln im Gesicht und huschte zurück in die Küche. Der Blick der jungen Frau viel auf den schlafenden Mann im Nebenzimmer. "Was ist mit Valnar? Er sieht so komisch aus ..." Aysha blickte kurz nach hinten zu ihrem Verlobten. "Er schläft jetzt. Allerdings hat er mal wieder Alpträume ... mein armer Valnar ..." murmelte sie mit gesenktem Blick. Die junge Frau bemerkte, dass ihre Freundin das Gesprächsthema offensichtlich bekümmerte. Hilfsbereit ging sie zu ihr in die Küche und nahm ihr die beiden Teetassen ab. Iyana kam dabei nie umhin das seltene Teegeschirr von Valnar und Aysha zu bewundern. Angeblich hatte es Valnars Vater seinem Sohn von einem fernen Kontinent mitgebracht als er noch ganz klein war. Die Henkel waren aus feinstem Porzellan und die Tassen hatte die Form von kleinen Blumen. Wenn man genau hinsah konnte man sein klares Spiegelbild in den Tassen erkennen. "Draußen tobt ein Sturm wie ich ihn noch nie gesehen habe. Ich glaube, das ist das erste Mal, dass ich so etwas miterlebe, in Klennar kriegt man ja nicht so viel zu sehen" begann Iyana vorsichtig. "Du hast Recht." Aysha putzte etwas an den beschlagen Fensterscheiben, damit sie nach draußen sehen konnten. Eine Weile herrschte Stille, doch dann wurden die beiden von einem Wimmern aufgeschreckt. Es kam von Valnar, der sich inzwischen wie ein Wahnsinniger im Bett krümmte. "Was ist nur los mit ihm? Er sagt, es ist immer wieder derselbe schlimme Traum ... doch er will mir nicht sagen, was er träumt ... ich hoffe nicht, dass er ernsthaft krank ist ..." sprach Aysha schon fast im Flüsterton. "Wir haben doch Doktor Jarn. Einen besseren Doktor hab ich noch nie gesehen, vielleicht kennt sie ja eine brauchbare Medizin gegen die Schlafstörungen von deinem Schatz!" Iyana warf ihrer Freundin einen aufmunternden Blick zu. "Das ist doch klar, dass du noch nie einen besseren Doktor gesehen hast, du kennst doch kaum was von der Welt, genau wie wir fast alle!" Beide Frauen wollte gerade anfangen zu kichern, als plötzlich ein heller und scharfer Blitz in ihr Blickfeld schoss, der die beiden fast zu Tode erschreckte und Valnar geschockt in seinem Bett auffahren ließ. Ein krachender Donner folgte, der den jungen Mann am ganzen Körper erzittern ließ. Es schienen einige Sekunden zu vergehen bis Valnar sich von dem Schock erholt hatte und die beiden Mädchen vor seiner Zimmertür wahrnahm. Gequält hatte er die Augen zugekniffen, denn das helle Licht in seinem Zimmer schien ihn zu blenden. "Aysha? ... Verdammt, was ist nur mit mir los... diese Kopfschmerzen ..." Valnar hielt sich verärgert die Stirn. Seine Hand war so schlaff und sein Körper wirkte so erschreckend müde auf die Mädchen. "Mein armer Schatz ..." Sofort war Aysha bei ihm und hielt seine Hand. "Du gehst am Besten morgen zu Dr. Jarn, damit sie dir ein Schmerzmittel gibt. Ich weiß auch nicht, was wir sonst für dich tun können ..." Die junge Frau sah sehr besorgt um ihren Mann aus. Iyana war schon auf dem Weg zur Tür. "Das mit dem Gespräch kann auch noch bis morgen Zeit haben, Aysha! Kümmere du dich erst mal um unseren kranken Patienten!" dabei warf sie ihr einen zwinkernden Blick zu. "Witzbold, mach das du nach Hause kommst, Iyana!" Aysha lachte vergnügt. Wenigstens hatte ihr Verlobter den Sinn für Humor nicht verloren. Valnar richtete sich mühsam auf und sah eine ganze Weile nur auf seine Hände. Seine Pupillen umspielten mit ihren Blicken seine Handflächen, dann glitten sie langsam hinunter auf den Boden, wo sie hängen blieben. "Dieser Traum ..." Valnar sprach schon fast so, als wäre er nicht ganz anwesend in dieser Welt. Langsam konnte er sich wieder an alles erinnern. Und dieses Mal deutlicher als er es bisher wahrgenommen hatte.
Was du da tust ist die Blasphemie der menschlichen Existenz!
Blasphemie? Wenn ich das schon höre. Du bist doch nur ein Mensch, der von nichts eine Ahnung hat!
Was ... Was bist du? Was willst du von mir?
Was ich bin? ...
Ich bin dein schlimmster Alptraum, Valnar. Das Böse in Reinform. Ich bin ein Wesen der Nacht, das so alt ist, dass du es dir nicht im Geringsten vorstellen kannst.
Aber ich weiß, wie man dasteht wenn man von nichts eine Ahnung hat ... deshalb sollst du fühlen ... wie ich ... sein wie ... ich ...!
Was tust du? Nein! ...
Spüre den Geschmack der Unsterblichkeit! Koste davon und werde einer von uns. Doch deine Seele wird mir gehören. Und dein Blutgeist wird allein mir gehorchen! Denn für dich bin ich das, was ihr Menschen Meister nennt!
Ein heller Lichtblitz weckte Valnar schließlich aus seinem Tagtraum. Aysha schien sich wieder beruhigt zu haben, denn sie stand wieder vor dem Herd und setzte neuen Tee auf. Irgendetwas war in der Zwischenzeit passiert oder würde noch passieren, das konnte Valnar fast spüren, allerdings kam er nicht dahinter wieso ihn diese dumme Vorahnung so plagte. Träumte er deshalb schon seit drei Tagen denselben Traum? War es ein böses Omen? Oder war es nicht viel mehr als die dumme Einbildung eines verwirrten Mannes? Bis vor kurzem war doch noch Iyana hier gewesen und Aysha an seiner Seite. Doch was war dazwischen? Er konnte sich einfach nicht erinnern, ihm war so, als wäre sein gesamter Verstand schläfrig, seine Sinne benebelt. "Weißt du Aysha ... ich glaube ich gehe noch heute zu Dr. Jarn ..." Valnar hatte sich von seinem Bett aufgerafft und ging zum Kleiderschrank. Von der Wand nahm er sein Kijoin-Kurzschwert für das er zwar nur bei der Jagd Verwendung gehabt hatte, aber in so einer stürmischen Nacht war es besser auf alle Fälle sicher zu gehen. "In Ordnung Schatz, aber pass bitte auf dich auf, draußen regnet es in Strömen!" entgegnete ihm Aysha mit ihrem üblichen gütigem Blick und drückte ihm einen sanften Kuss auf den Mund. "Ich werde mich bemühen so früh wie möglich wieder zu kommen, damit du dir keine Sorgen machst, mein Liebling!" antwortete ihr Valnar dankbar und setzte ein gezwungenes Lächeln auf. Ihm wäre es wohl lieber gewesen, wenn das Ganze nur ein ordinärer Alptraum gewesen wäre, so wie er schon viele in seiner Kindheit hatte. Der junge Mann verriegelte die Haustür und machte sich auf den Weg zum Haus von Dr. Jarn. Das Rauschen der Tannen war nicht gerade ungewöhnlich, doch gerade heute fröstelte es Valnar auf eine ungewöhnliche Art und Weise. Er wusste selbst nicht genau warum. Man hätte nicht sagen können, dass er Angst hatte durch die Dunkelheit zu gehen. Das hatte er noch nie gehabt, eine Fähigkeit um die ihn viele Jungen aus der Stadt beneidet hatten, als er noch ein heranwachsender Junge gewesen war. Die Wege waren klitschnass und die Straßen übersäht mit Schmutz und Schutt. "Abends sieht es hier manchmal wirklich so aus wie auf einem gottverdammten Friedhof ..." musste Valnar in Gedanken feststellen. Das Haus von Dr. Jarn war etwas abseits von der Stadt. Es grenzte schon fast an den Ausgang zum Stadttor. Da es nur einen einzigen Doktor in Klennar gab, hatte die Frau natürlich viel zu tun, vor allem nach einer Nacht wie dieser, wo die Patienten wahrscheinlich am nächsten Tag alle mit Schnupfen oder heftigen Unterkühlung in das Haus von Dr. Jarn gerannt kamen. Hätte der Junge nicht diese heftigen Kopfschmerzen, würde er nie daran denken so spät an Dr. Jarns Tür zu klopfen, er wusste dass sie immer sehr viel zu tun hatte, das galt besonders abends. Aber in seinem Zustand war Valnar der Doktor wirklich egal. Es galt seine Kopfschmerzen zu stoppen und zwar schnell, wenn er heute noch schlafen wollte. Vor der Haustür der Arztpraxis blickte er noch mal nach unten auf seine Kleidung. Sie war inzwischen völlig durchnässt und aus seinen Schuhen quietschte das Wasser wie aus einem See. "Na super ..." dachte sich Valnar und biss verärgert die Zähne zusammen. Dann klopfte er laut und deutlich an die massive Tür aus stämmigen Eichen- und Birkenholz. Nach dem dritten Klopfen konnte man langsame, schlürfende Bewegungen aus dem Haus vernehmen. Ein heller Lichtschein schlug Valnar entgegen und Dr. Jarn musterte den jungen Burschen mit einem überraschten Blick von oben bis unten. "Komm doch rein Valnar! Dort draußen holst du dir ja noch den Kältetod! Doch sag, was führt dich denn zu so später Stunde zu mir?" Valnar schenkte ihr ein dankbares Lächeln und betrat das bescheidene Haus. Man hätte wirklich nicht sagen können, dass Dr. Jarn sich von ihrer Tätigkeit Doktor zu sein mit der Zeit einen großen Reichtum erhäuft hatte. Oft machte sie es sogar völlig umsonst, vor allem bei Notfällen. Eine Geste die Valnar sehr an ihr schätzte. Der Doktor war eine Frau mittleren Alters, die ihre Haare stets zu einem gepflegten Zopf in den Nacken gebunden hatte. Wenn man eine Weile vor ihr stand konnte man deutlich ihr lieblich duftendes Parfüm riechen, das die Frau jeden Morgen auftrug. Mit der Zeit hatte sich Valnar mit dem Doktor sehr gut angefreundet, und er und Aysha hatten Dr. Jarn während der letzten Monate oft zu sich nach Hause eingeladen um ein Tässchen Tee zu trinken. Wie fast jede Frau in diesem Dorf war auch der Dr. Jarn eine Frau, die es liebte wie ein Wasserfall zu reden wenn sie Gesellschaft hatte. Die einzige negative Eigenschaft an ihr, pflegte Valnar des öfteren zu sagen. Das sollte allerdings mehr ein Kompliment darstellen, insgesamt redeten die beiden viel lieber mit Dr. Jarn als mit den anderen Frauen in Klennar. Der Doktor war absolut verschwiegen. Man konnte ihr alles erzählen und sicher sein, dass sie kein Wort davon auf einem der üppigen Teekränzchen ausplauderte. "Ich habe schon seit gestern Nacht ziemlich starke Kopfschmerzen und es ist nicht viel besser geworden. Könnte ich vielleicht ein Schmerzmittel von Ihnen bekommen, Dr. Jarn? ..." hüstelte Valnar in unregelmäßigem Atemzügen. Er hatte sich eine Weile am Feuer aufgewärmt. Dabei war ihm natürlich auch nicht die zentimetergroße Pfütze entgangen, die sich den Weg von der Haustür bis in den Flur gebannt hatte. "Du solltest dich nicht immer so überanstrengen. Ich habe gehört, du hast erst letzte Woche einen Hirsch im Wald geschossen. Das solltest bei dem jetzigen Wetterstand lieber unterlassen. Bislang hat es dir nur eine böse Erkältung eingebracht, aber es hätte weitaus schlimmer sein können, Valnar!" warf ihm der Doktor tadelnd vor. In ihrer Stimme lag jedoch etwas Gütiges und so konnte der junge Mann einfach nicht anders als diese Frau zu mögen. Immer wenn Dr. Jarn mit ihm schimpfen wollte, sagte sie doch irgend etwas, dass ihn stets zum Schmunzeln brachte. "Na macht nichts. Ich hole dir schnell dein Schmerzmittel, aber dann ab mit dir ins Bett, ist das klar Valnar? Aysha macht sich sicher schon Sorgen um dich!". Ihr Blick fiel auf die große Pfütze, die sie mittlerweile bemerken musste, da sie schon die Hälfte des Hausflures eingenommen hatte. "Ich ähem ... Tut mir sehr Leid ..." murmelte Valnar nur halb wach. Ihm war die Situation sehr peinlich. Doch jetzt ging es ihm zu schlecht, als dass er es richtig wahrgenommen hätte. Als er die Tabletten in den Mund nahm, breitete sich ein ekliger Geruch von Kreide in seinem Mund aus. "Das macht doch nichts ... kriech lieber schnell unter deine Bettdecke zurück und kurier dich gesund Valnar Darnus, sonst erlebst du ein Donnerwetter mit dem dieser Sturm hier nicht zu vergleichen ist!" drohte ihm der Doktor scherzhaft. "Haben sie vielen Dank ..." murmelte Valnar müde. In Gedanken war er schon wieder bei seiner geliebten Aysha und stellte sich vor, bereits in ihren Armen zu liegen, ihren sanftem Atem auf seinem Nacken zu spüren und friedlich einzuschlummern.

Als Valnar schließlich wieder in seinem Haus war schien der junge Mann nichts mehr um sich herum wahrzunehmen. Er kam sich so vor wie in einem Zustand völliger Geistesabwesenheit. Aysha empfing ihn scheinbar glücklich, denn sie drückte ihm erneut einen sanften Kuss auf seine Haut. Diesmal auf die Stirn. "Ich bin so müde Liebling ... Ich glaube, dass Schmerzmittel von Dr. Jarn fängt schon an zu Wirken ..." Aysha führte ihren Verlobten an sein Bett und klopfte ihm das Kissen zurecht. "Schlaf schön ... und lange. Ich liebe dich ..." Valnar öffnete noch einmal seine Augen um seine bildhübsche Freundin anzusehen. Es sollte das letzte Mal sein, dass er sie lebend sah. Das letzte Mal, dass ihre blonden wallenden Haare auf seiner Brust verspürte. Daher kamen ihm die letzten drei Worte wie schmerzhafte Stiche durch sein Herz vor. Er wusste selbst nicht warum er so etwas fühlte. Er ahnte es wohl einfach. "Ich ... liebe ... dich ... auch ..." murmelte der von der Schwäche geplagte junge Mann ehe ihm das Bewusstsein entrissen wurde. Fast auf unnatürliche Weise fühlte sich Valnar in eine Art von Koma versetzt. Er vernahm nichts mehr um sich herum, und trotz des Schmerzmittels war es ein unruhiger Schlaf für sein Bewusstsein. Er konnte sich nicht einmal im Schlaf bewegen, so als ob er in einer Art von Todesstarre läge. Aysha hatte eine warme Decke um ihren Mann gewickelt und begab sich zurück in die Küche. Melancholisch hob sie eine der Porzellantassen vom Teeservice. Sie zuckte nicht mal als sich die Tür hinter ihr mit einem Knall öffnete und laute, knarrende Schritte auf dem Flurboden zu hören waren. "So bist du also doch gekommen ..." Die Schritte hielten kurz vor der Küche inne. Das Knarren verstummte. Aysha lächelte. Ihr Lächeln hielt selbst noch an als sie auf dem Boden lag und sich neben ihr eine übermenschliche Pfütze von rotem Blut ausbreitete. Das Letzte was Aysha erblickte, war ein scharfes Beil über ihrer Brust. Es klirrte laut, als die Teetasse neben ihr auf dem Boden aufschlug. Aber das spürte sie schon gar nicht mehr.

"Ich habe geträumt ... wie lange habe ich geschlafen? Es kommt mir wie eine Unendlichkeit vor ..." Valnar erhob sich benommen von seinem Nachtlager und wunderte sich warum Aysha ihn nicht wie sonst mit einer zärtlichen Umarmung begrüßte. "Wie spät ist es?" flüsterte er sich beunruhigt zu. Aysha war nirgends zu sehen. Aus der Küche konnte man das übliche Geknister vom Feuer vernehmen. Auf den ersten Blick hatte sich nichts verändert. Doch Valnar hatte schon vorher eine dunkle Vorahnung gehabt was diese Sachen anging und langsam kam ihn ihm die Panik hoch. Wo war Aysha? Wo war seine Verlobte? Sie konnte doch zu so später Zeit nicht noch wach sein. Im Haus war es, bis auf den Lichtschein der von der Küche ausging, völlig dunkel. Das Ticken einer Uhr war das einzige Geräusch, das Valnar auf den ersten Blick wahrnehmen konnte. Der junge Mann konnte ablesen, dass es kurz nach ein Uhr sein musste. Es herrschte völlige Stille. "Verdammt ... sie wird doch nicht zu so später Stunde noch aus dem Haus gegangen sein ..." Immer unruhiger wurde sein Verhalten. Gedanken überschwänglicher Sorge plagten sein Gewissen und dicke Schweißtropfen überfluteten sein Gesicht, als er sich mit langsamen Schritten in Richtung Küche bewegte. Diese Ungewissheit war noch viel schlimmer als die bevorstehende Wahrheit. "Vielleicht ist ja gar nichts passiert und mein Schatz ist nur in der Küche eingeschlafen ..." redete sich Valnar beruhigend zu. Als er jedoch einen vorsichtigen Blick in die Küche warf wurden all seine Hoffnungen, all seine Zweifel die er bis dahin noch gehegt hatte, all seine Gedanken förmlich in der Luft zerrissen. Blut! überall nur Blut. Die Pfütze aus dunklem Rot rann ihm schon fast bis an die Schuhe. Die ganze Küche war mit dieser Flüssigkeit besudelt, als er mit schmerzverzerrten Gesicht nach unten blickte und sein Leib am ganzen Körper zu zittern begann. "Oh Aysha ... wieso? ... warum? ..." Von seiner Verlobten war jedoch keine Spur zu finden. Dennoch wusste Valnar, dass etwas Schreckliches passiert sein musste. Er hat seinen inneren Gedanken stets widersprochen, doch dieses Mal hatten sie Recht behalten. Und Valnar spürte zum ersten Mal so etwa wie Angst. Der junge Mann blieb einige Minuten zusammengesackt sitzen um die Situation erst einmal zu verarbeiten. "Was ist hier passiert? Wo ist Aysha? Hoffentlich ist es noch nicht zu spät ... Wir hatten uns doch noch soviel vorgenommen ..." Wirre Gedanken schossen durch Valnars Kopf. Aysha konnte schon längst Tod sein, und ihr Leichnam auf grausamste Weise massakriert. Vielleicht war seine Verlobte überfallen worden und man hatte sie vergewaltigen wollen. Ein Blick auf das viele Blut ließ den Jungen jedoch alle Hoffnung schwinden, dass er seine Aysha je wieder sehen würde. Etwas in seinem Kopf zwang ihn dazu nicht aufzugeben und verzweifelt nach seiner Geliebten zu suchen ... Weiter