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Mit Suikoden III hat mich Konami damals so dermaßen enttäuscht wie kein anderer Videogame-Hersteller zuvor. Alles was aus Suikoden II eines meiner Lieblings-RPGs gemacht hat ist entweder komplett missraten oder verschlimmbessert worden, seinen es Grafik & Musik, Charadesign, Storyline, Taktikmodus, Battle-Engine ... sogar das Dungeondesign, keine Stärke von Teil 2, war diesmal komplett verkorkst. Teil 4 schaute da schon etwas besser aus, aber leere Geisterstädte und ultra-lahme Seefahrten zu Beginn haben bei mir die Motivation gekillt mal richtig mit dem Spiel anzufangen. Dementsprechend "am Arsch vorbei" ging mir eigentlich auch der Release von Suikoden V letzten Monat, denn warum sollte Konami ausgerechnet jetzt aus ihren Fehlern gelernt haben? Tja, anscheinend haben sie es doch getan, denn ich habe jetzt die US-Version für ein paar Stündchen anspielen können und muss sagen, es macht wirklich Spaß. Hier meine Eindrücke:
Wie gehabt ist der Held des Spieles ein stummes Kerlchen, den man im Geiste (und zahlreicher Multiple Choice-Gespräche im Spiel) nach seinem eigenen Vorbild erschaffen soll. Anstatt jedoch Sohn eines Kriegshelden oder ein aufstrebender Jüngling zu sein macht man gleich den Sprung nach ganz oben und spielt den Prinzen des Landes, mit Entourage und allen königlichen Pflichten drum und dran. Natürlich ist nicht alles Gold was glänzt denn in Sol-Falena, so der Name eures Reiches, regieren die weiblichen Mitglieder der Königsfamilie und männliche Nachkommen sind nicht viel mehr als schmückendes Beiwerk, die als Botschafter auftreten und Inspektionen durchführen. Das mag sich zwar nicht allzu toll anhören, aber das Charadesign ist allgemein recht gelungen und das flüssig-geschriebene Script sowie die passenden Synchronstimmen hauchen den Figuren einiges an Persönlichkeit ein. Dazu bietet die Grundstory schon zu Beginn einige interessante Ansätze die das Spiel auf verschiedene Arten ablaufen lassen können und ich freue mich wirklich drauf, später das Heft selber in die Hand zu nehmen und meine eigene Truppe formieren. Vom Kaliber eines Luca Blight, Jowy oder Nanami gab es charaktermäßig bislang zwar noch nichts zu sehen, aber das kann noch kommen.

Technisch hat sich seit den letzten Teilen auch einiges getan. Konami hat diesmal vernünftige Grafiker eingestellt und vor allem augenscheinlich auf Motion Capturing gesetzt, so dass gerade in den Zwischensequenzen das Charadesign dank gut ausmodellierter Figuren, lippensynchroner Dialoge und natürlichen Bewegungen gut zur Geltung kommt, zwischen den Polygonfiguren und den Animeportraits herrscht nicht mehr so ein großer Unterschied wie zuvor. Damit die Grafik trotz 3D-Optik an den Look der PSOne-Spiele erinnert wurde die drehbare 3rd-Person Kamera des Vorgängers über Bord geworfen und gegen eine isometrische Topdown-Ansicht ausgetauscht, welche das Geschehen nun aus einem weit entfernten Winkel einfängt und bei Gelegentheit sich automatisch mit dreht. Wer trotzdem mal etwas aus der Nähe betrachten will kann 2 Zoomstufen aktivieren, die sich zum Spielen aber wegen der dann eingeschränkten Weitsicht eher weniger eignen. Natürlich schluckt die weit entfernte Kamera einige der feineren Details, dafür kommt die oft aufwendige Umgebung dadurch mehr zur Geltung was ja auch nicht so schlecht ist. Ich mag die Art der Präsentation recht gerne, auch wenn sich dadurch hier und da ein paar Ruckler in die ansonten festen 30 fps einschleichen und der typisch-bunte Anime-2D Look durch die etwas blasse Umgebung nicht ganz repliziert werden konnte (dieses Kunststück gelang bisher nur Dragon Quest VIII). Dies soll jetzt aber (noch) kein Appell für Celshading-Grafik in Suikoden V sein, wie die Serie damit aussieht gab es schon in Suikoden Tactics zu sehen und das war ja leider eher durchschnittlich. Die Musik stammt von Norikazu Miura, der versucht stilistisch an die Konami Kukeiha Club-Soundtracks der ersten beiden Teile zu erinnern, dabei aber nicht ganz mitkommt. Trotzdem, sein Soundtrack ist der bislang beste Suikoden-OST seit den PSOne-Episoden.
Der wichtigste "Rückschritt" zu den PSOne-Spielen ist die Rückkehr des klassischen 6 Mann / 2 Reihen-Kampfsystems, welches sich so ziemlich genau spielt wie erwartet und die Fehler des Spalten-Unsinns aus Teil 3 und der limitierten 4er-Truppe aus Teil 4 aushebelt. In den ersten 4 Spielstunden gibt es zwar leider kaum Gelegenheit zu kämpfen, aber sobald es ins Gefecht geht findet man sich als Suikoden-Veteran eigentlich gleich zurecht und knallt die Gegnerschaft effektiv und schnell von der Bildfläche. Was mich gestört hat waren die Ladezeiten in und aus einem Kampf heraus, die bei der hohen Gegnerfrequenz durchaus 1 bis 2 Sekunden weniger betragen könnten, aber das werde ich wohl genauer zu spüren bekommen wenn ich mal in einen richtigen Dungeon darf. Ansonsten ist auch viel Anderes wie gehabt, der Schmied verpasst euch gegen ausreichend Potch neue Waffenupgrades, Runen können im entsprechenden Shop an- oder abgelegt werden, Trading Posts lassen euch mit Gütern handeln und Items sowie Rüstungen können ebenfalls gekauft werden. Ich müsste nochmal genauer prüfen ob das Item-Management vernünftig gelöst wurde, denn dieser Punkt war immer eine der großen Schwächen der Vorgänger. Keine Ahnung ob sowas schon in Teil 4 drin war, aber neben EXP gibt es jetzt auch SP-Points in den Kämpfen zu verdienen, die in Trainings-Centern für Skill- und Magie-Upgrades ausgegeben werden können.

So, ich werde mich mal wieder dransetzen und weiterspielen, über das Spiel und wie es sich im Vergleich mit den anderen Suikoden-Teilen schlägt werde ich wohl im Forum weiter berichten, schaut bei Interesse also dort rein.
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