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Review der PAL-Version


von Greg

 
 

 
  Kurz bevor »Secret of Mana« hierzulande gegen Ende 1994 erschien, waren sich die SNES-Besitzer einig. „Endlich ist die Wachablösung für »The Legend of Zelda: A link to the Past« eingetroffen!“ - so lautete damals der allgemeine Tenor auf den Schulhöfen. Auf den ersten Blick könnte man diese Feststellung auch durchaus unterstützen, denn rein oberflächlich gesehen sind die Parallelen nicht von der Hand zu weisen. Wie knapp 2 Jahre zuvor bei dem SNES-Zelda bot auch »Secret of Mana« eine ausladende Fantasy-Welt zum Erforschen, die knackigen Echtzeit-Gefechte und die knallbunte Anime-Grafik waren das Sahnehäubchen obendrauf. Als dann schließlich Hand ans fertige Spiel gelegt werden konnte wurde aber vielen schnell klar, dass sie mit ihrer Einschätzung daneben lagen. Mit Links SNES-Abstecher hatte das Squaresoft-RPG nämlich nur wenig am Hut, was aber letztendlich nicht weiter schlimm war. Ganz im Gegenteil…

Zu Beginn des Abenteuers spielt ihr in der Rolle eines kleinen Fantasy-Buben mit ein paar Freuden an einem Wasserfall. Da die Brücke, die über den Wasserfall führt aber nicht gerade sehr stabil ist reicht schon eine kleine Unachtsamkeit und ihr stürzt in die Tiefe. Ein paar Schrammen und eine Geistererscheinung später habt ihr plötzlich ein dickes Schwert in der Hand, mit dem ihr euch auf den Nachhauseweg macht… was sich im Nachhinein als fataler Fehler herausstellt! Das Schwert war nämlich der Schutzpatron eures Heimatdorfes und wurde speziell dort am Wasserfall platziert, damit das Dorf nicht von garstigen Monstern überfallen werden kann. Jetzt wo das Schwert nicht mehr seine Arbeit verrichten kann stehen prompt die Monster direkt vor eurer Tür und können nur mit Ach und Krach von euch abgewehrt werden. Erzürnt von all diesen Ereignissen sind die Dorfbewohner nicht mehr gut auf euch zu sprechen und verbannen euch kurzerhand. Lediglich mit dem Schwert in der Hand und der Kleidung am Leibe ausgestattet macht ihr euch also in die große, weite Welt hinaus.

Von diesem Punkt an entfaltet sich nun ein weltumspannendes Abenteuer, das euch von der heißesten Wüste bis auf den höchsten Schneegipfel einer wunderschön-gestalteten Fantasywelt führt. Natürlich wird dabei auch eine durchaus spannende Story erzählt, die jedoch aufgrund von Last-Minute-Änderungen und einer mehr als holprigen deutschen Übersetzung manchmal etwas verwirrend daherkommt. Je nachdem wo euch die Geschichte hinführt gilt es nun ein Gebiet nach dem anderen zu meistern und dabei jede Menge Monster wie auch Bosse plattzumachen. Kleine Rätseleinlagen sind zwar hier und da vorhanden, aber bei weitem nicht so prominent im Vordergrund wie bei »Zelda«. Das Credo von »Secret of Mana« lautet nämlich Kämpfen, Kämpfen und nochmals Kämpfen.

Alle Gefechte in Secret of Mana finden in Echtzeit statt. Die Gegner sind jederzeit sichtbar – Zufallskämpfe gibt es nicht. Im Endeffekt bedeutet dies dass ihr frei herumlauft, die Gegner frei herumlaufen, ihr schlagt zu wann ihr wollt, die Gegner schlagen zu wann sie wollen. Timing und Taktik spielen dabei zwar eine entscheidende Rolle, sind aber nicht der einzige Faktor für euren Erfolg. Charakter- wie auch Gegner-Werte bestimmen ob und wie stark ihr getroffen habt oder wie viel Schaden man nimmt. Vorsicht: Wer das Eine oder das Andere außer Acht lässt ist schnell Monsterfutter! Um dem entgegenzuwirken, levelt ihr euren Charakter Rollenspiel-typisch mit Erfahrungspunkten auf, die ihr für gewonnene Kämpfe erhaltet. Auch das Schwert will gut versorgt werden. Genügend Buße und Ausdauer vorausgesetzt wandelt ihr euch so rasch vom Bauern mit Kartoffelschäler zum strahlenden Super-Ritter mit Drachentöter-Klinge.

So weit so gut, aber »Secret of Mana« kommt hier erst so richtig in Fahrt. Schnell erbeutet ihr ein knappes Dutzend weiterer Waffen und erlernt mächtige Zaubersprüche. Zudem trefft ihr schon bald auf eine gewiefte Prinzessin sowie einen putzigen Gnom, die sich euch anschließen. Mit eurer Truppe reist ihr durch fantasievolle Örtlichkeiten wie den idyllischen »Wald der vier Jahreszeiten« oder besucht das heimelige »Trüffeldorf«. Ihr habt dabei übrigens immer nur stets die Kontrolle über einen Charakter, während der Computer die Steuerung eurer Kumpane nach euren Vorgaben übernimmt.

Leider offenbaren sich hier ein paar Schwächen im Gameplay von »Secret of Mana«. Die Computer-KI agiert oftmals selten dämlich und lässt eure Kollegen gerne mal an den kleinsten Ecken festhängen, so dass ihr mühsam wieder zurücklatschen müsst um sie manuell aus ihrer misslichen Lage zu befreien – nervig! Durch die Masse an Waffen, Sprüchen und Charakteren gestaltet sich das Aufleveln darüberhinaus sehr langwierig, da ihr jedes Training quasi drei mal absolvieren müsst, damit eure Party auf dem gleichen Stand ist. All diese Probleme lösen sich jedoch in Luft auf, wenn man sich einfach zwei echte Mitspieler sucht und ihnen die Controller in die Hand drückt. Hier liegt nämlich die wahre Stärke von »Secret of Mana«: im Multiplayer.

In Zeiten von MMORPGs und großen Online-Sessions mag dies zwar nichts Besonderes mehr sein, aber 1994 war eine Multiplayer-Funktion im RPG-Genre noch eine kleine Sensation. »Secret of Mana« ist ein waschechtes Co-Op Rollenspiel, in dem bis zu drei Spieler gleichzeitig an den Start gehen können, genügend Controller und Mehrspieler-Adapter natürlich vorausgesetzt. Netter Nebeneffekt: So verschwinden die KI-Probleme wie von Geisterhand, jeder kann sich selbst um das Aufleveln seines Charakters kümmern und ehemals anstrengende Bosskämpfe werden mit ausgeklügelten Taktiken zu Dritt eine richtig spaßige Angelegenheit.

Durch diesen Umstand ist »Secret of Mana« genau genommen selbst heute noch ein Unikat. Kaum ein Online-RPG bietet neben Kampfkomponente ein derart „sattes“ Drumherum mit über 20 Stunden Spieldauer, vielen Storysequenzen und ausgeklügelten Locations. Im Offline-Bereich hingegen findet man Co-Op oft nur in limitierter Form und auf bestimmte Parts beschränkt, aber nie so komplett eingebunden wie hier. Dies ist in mehrfacher Hinsicht schade, denn das Konzept von »Secret of Mana« würde gerade in der heutigen Zeit gut in die Masse an Co-Op Spielen passen. Die »Mana«-Reihe selber besteht zwar weiterhin noch, hat sich seitdem aber sehr weit von den Mehrspieler-Wurzeln entfernt und viel von dem alten „Glanz“ verloren.

Dies alles ändert aber nichts an der Tatsache, dass »Secret of Mana« selbst unter der mit Highlights gespickten SNES-Bibliothek eine Sonderstellung einnimmt. Klar -- der Singleplayer kann schnell in eine frustige Angelegenheit ausarten und ist für sich genommen eher im oberen Mittelfeld zu platzieren. Findet ihr euch jedoch mit zwei Gleichgesinnten zusammen ist auch heute noch massig Spielspaß garantiert -- vor allem auch dank der charmanten Anime-Optik und dem herausragenden Soundtrack. Wer jetzt Lust auf das Spiel bekommen hat aber weder Original-Hardware noch Modul sein Eigen nennt, kann aufatmen: »Secret of Mana« ist auch für umgerechnet 8,- Euro auf der Virtual Console für die Nintendo Wii erhältlich… und zwar inklusive der Multiplayer-Option.

Fazit: »Secret of Mana« ist eines der besten Beispiele dafür, wie variabel dass Rollenspiel-Genre doch sein kann. Spielerisch irgendwo zwischen »The Legend of Zelda« und »Final Fantasy« angesiedelt, zählt das Echtzeit-RPG im Singleplayer maximal zur gehobenen Mittelklasse. Im Multiplayer mit bis zu drei Leuten sieht die Sache aber schon ganz anders aus: Dann entwickelt sich »Secret of Mana« zum absoluten Party-Kracher, dessen einzigartige Spielweise bis heute nicht repliziert werden konnte.
 

 
 

 
Grafik       

Sound      

Spielspaß