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Review der PAL-Version


von adamma

 
 

 
  Legend of Legaia bekommt einen Nachfolger. Das für die PSX erschienene Rollenspiel zählt garantiert nicht zu den grossen Klassikern des Genres, da es weder durch tolle Technik, noch durch eine interessante Story beeindrucken konnte. Zu bieten hatte es lediglich ein so noch nicht dagewesenes Kampfsystem. Wollen wir nun doch mal sehen, ob sich bei 'Legaia 2 - Duel Saga' auch ein Spiel rund um das Kampfsystem befindet.

Das Findelkind Lang wächst in einer mittelalterlichen Welt in dem kleinen Dorf Nohl unter der Obhut des Hauptmanns der örtlichen Miliz auf. Doch eine seltsame Tätowierung unterscheidet ihn seit jeher von seinen Mitbewohnern. Als die Zeit gekommen ist, selbst in der Miliz tätig zu werden, läuft gleich bei dem ersten Übungseinsatz so einiges schief. Als dann auch noch der 'Aqualith', der magische Kristall, welcher das Dorf seit Ewigkeiten mit Wasser versorgt, von einem mysteriösen und ebenfalls tätowierten Fremden gewaltsam geraubt wird, macht sich Lang auf die Suche nach dem Kristall und nach seiner Herkunft. Denn in ihm soll mehr stecken, als er es sich in seinen kühnsten Träumen hätte vorstellen können.

Wie man sieht reisst auch Legaia 2 Storytechnisch keine Bäume aus, dennoch gestaltet sich die Geschichte sehr nett. In vielen Zwischensequenzen, welche allesamt in der Grafikengine dargestellt werden, wird der Handlungsfaden ausgiebig weitergesponnen und jedem Charakter wird viel Freiraum bei Konversationen eingeräumt. Denn Lang muss sich nicht alleine durch das Abenteuer kämpfen, ihm stehen im späteren Spielverlauf mehrere Mitstreiter zur Seite, als da wären: die stumme Maya, der alternde Martial Arts Experte Kazaan, die Kriegerin Sharon und der gutmütige Riese Ayne, wobei die Gruppe aus maximal 3 Leuten bestehen kann. Und Aufgrund der vielen Zwischensequenzen wird jedem Charakter genug Platz in der Story gegönnt sich zu entfalten. Jeder hat eine Geschichte, die sich wie ein roter Faden durch das gesamte Spiel zieht und diese ausführlichen Backgrounds machen die Figuren so liebenswürdig, keiner kommt irgendwie zu kurz oder wirkt aufgesetzt. Sie alle fügen sich harmonisch in die Geschichte ein, die Eigenheiten der Truppe lassen einen gebannt vor dem Fernseher verharren. Doch nicht nur die eigene Truppe wird detailliert beleuchtet, nein, auch den diversen Bösewichten wird genügend Leben eingehaucht. Immer wieder werden deren Ziele und Probleme in diversen Zwischensequenzen gezeigt, so das man auch bei ihnen das Gefühl bekommt, sie tatsächlich besser kennenzulernen. Denn der Kristalldieb ist bei weitem nicht das einzige Ägerniss, welchem man im Verlauf des Spiels begegnet, man darf sich auch noch mit einem grössenwahnsinnigen Bischof und seinem Gefolge beschäftigen. Und innerhalb dieses Geflechts gibt es wiederum Leute, die ihre ganz eigenen Pläne verfolgen, für genug Abwechslung und interessante Storywendungen ist also gesorgt.

Das hört sich ja alles schön und gut an, doch wie spielt sich das ganze denn nun? Die Grafik ist komplett in 3D gehalten, allerdings kann man die Perspektive nicht verändern, ein zoomen oder rotieren der Kamera fällt also schonmal flach. Nichtsdestotrotz ist das Spiel nie unübersichtlich, der gewählte Ausschnitt ist meist optimal. Man steuert Lang per Analogstick durch die Locations und redet in den Städten Rollenspieltypisch mit den Bewohnern, kauft dort Items und Waffen ein oder übernachtet im örtlichen Gasthaus. Bei den Konversationen gibt es desöfteren verschiedene Antwortmöglichkeiten per multiple choice Menü. Dort kann man dann entweder offen und ehrlich, verlogen oder auch mal überheblich sein, was sich teilweise auf den späteren Spielverlauf auswirkt. So kann man den Helden nach seinen Vorstellungen formen und ist nicht in ein ganz so enges Korstett geschnürt.

Auch beim Einkauf von Waffen, Rüstungen und Zubehör gibt es eine Besonderheit: Jeder Charakter kann nur ein gewisses Gewicht tragen, so das man zu Gunsten eines dicken Schwertes schonmal auf eine protzige Rüstung verzichten muss. Das Gewicht wirkt sich aber nur auf bereits augerüstete Gegenstände aus, was man sonst noch im Inventar mit sich rumschleppt, spielt keine Rolle. Damit man sieht, was ein neues Item so bewirkt, werden im Shop-Menü sämtliche Statusveränderungen angezeigt, vor Fehlkäufen bleibt man also verschont. Auch kann man Aurüstungsgegenstände durch gefundene Objekte aufwerten lassen. So wird eine Waffe schonmal stärker und es lassen sich zusätzliche Eigenschaften wie 'Vergiften' implementieren, oder eine Rüstung erhält effektiveren Schutz vor magischen oder sonstwelchen Angriffen. Das man in den Shops Genretypische Heiltränke unterschiedlicher Güteklasse und diverse Potions gegen etwaige Verzauberungen kaufen kann, versteht sich da schon fast von selbst.
In den Gasthäusern kann man nicht nur übernachten um seine Lebens- und Magiepunkte wieder aufzufrischen oder das Spiel zu speichern, man trifft dort auch Personen, welche die ein oder andere Sidequest für einen auf Lager haben. In diesen Nebenaufgaben kann man dann etliche Gegenstände erhalten, welche es so im Spielverlauf nicht zu kaufen gibt oder man bekommt zur Belohnung einfach nur Geld und Erfahrungspunkte.

Verlässt man die Stadt, wird einer Oberweltkarte eingeblendet. Auch diese ist in der 3D Grafik gehalten, man kann sich aber nicht frei auf ihr bewegen. Städte, Dungeons oder andere interessante Orte werden als Punkte dargestellt und man wählt einfach den gewünschten Platz an, zu dem man reisen möchte und der Held begibt sich direkt dort hin. Die Dungeons sind zahlreich und decken Thematisch alle Regionen ab, die man sich so vorstellen kann. Von Berg- über Wüsten,- Schnee,- Höhlen- und Kerkerleveln ist eigentlich alles vorhanden, was man bei einer Reise um die Welt erwartet. Und diese Dungeons haben es in sich... Das Layout ist sehr traditionell geraten, Kenner alter 16bit RPGs a la Final Fantasy 6 oder Lufia fühlen sich sofort heimisch. Die Karten sind sehr verwinkelt, es gibt viele Gänge, einige Sackgassen und diverse Schatzkisten zu entdecken. Erschwert wird das ganze durch etliche Rätsel, bei welchem man Schalter in einer bestimmten Reihenfolge aktivieren muss, damit sich ein Durchgang öffnet, oder die Zusatzfähigkeiten der einzelnen Partymitglieder wollen so eingesetzt werden, das ein vorankommen überhaupt erst möglich wird. Durch druck auf die L2/R2 Taste kann man die einzelnen Charaktere durchschalten, bis derjenige aktiv ist, dessen spezielle Eigenschaft gerade gefragt ist. So kann nur einer Felsbrocken zertrümmern, ein anderer Feuer anzünden, wieder ein anderer Feuer löschen, wodurch sich einige interessante Kopfnüsse ergeben. Diese Eigenschaften verdanken die Charaktere den sogenannten 'Origins', bei welchen es sich um Elementargeister handelt von denen jeder einen anderen in sich trägt. Lang zum Beispiel kann sich des Kraft des Feuers bedienen, Maya verfügt über den Origin des Lebens, Kazaan beschwört die Macht der Erde, Sharon die des Donners und Ayne die des Geistes. Diese Origins sind aber nicht für jederman auf der Welt verfügbar, sondern nur für die sogenannten Mystiker, welche alle eine dieser seltsamen Tätowierungen tragen.

Die Origins kommen aber nicht nur beim lösen diverser Rätsel zum Einsatz, sondern auch in den vielen Zufallskämpfen. Ähnlich der Beschwörungszauber bei Final Fantasy können sie herbeigerufen werden, um unter den Gegnern mal ordentlich aufzuräumen, da sie besonders effektiv zuschlagen können. Damit man dieses Spielchen nicht unentwegt fortsetzen kann, verbraucht das herbeirufen Magiepunkte, von denen jeder Charakter nur einen begrenzten Vorat hat. Dann muss man eben wieder zu den normalen Waffen greifen und hier offenbart sich die grosse Besonderheit des Kampfsystems. Anstatt stumpf einen Angriffsbefehl zu geben, muss man ähnlich einem Prügelspiel diverse Moves eingeben. Dafür steht am unteren Bilschrimrand eine Leiste zur Verfügung, die zu Beginn des Spiels noch recht kurz ist und lediglich 3 Kommandos umfassen kann, aber im späteren Spielverlauf noch deutlich grösser wird. So gibt man also mit dem Pad Befehle wie 'links', 'rechts', 'oben', 'unten' ein, und schaut zu, was der jeweilige Charakter dann macht. Durch ausprobieren diverser Tastekombinationen ergeben sich einige besonders Effektive Schlagvarianten, die in dem Spiel 'Arts' genannt werden. Diese Arts sind quasi Specialmoves, welche einen bestimmten Eigennamen haben und durch spektakuläre Kamerefahrten und wildes Waffengefuchtel zu beeindrucken wissen. Arts gibt es dann nochmal in unterschiedlichen Kategorien: die Standard-Kampfkünste, Super- und zuguterletzt noch Hyper-Arts, welche sich in ihrer Durchschlagskraft unterscheiden. Dabei muss man beachten, das man auch die Super- und Hyper-Arts nicht unendlich einsetzen kann, sie verbrauchen Aktionspunkte und sollten diese erschöpft sein, muss man wieder auf Standard-Moves zurückgreifen, damit sich die Punkte regenerieren. Standard- und Super-Arts lassen sich entweder durch ausprobieren herausbekommen oder man lernt sie im Spielverlauf von diversen Nichtspielercharakteren kennen. Hyper-Arts allerdings lassen sich nur lernen, indem man Schriftrollen findet auf welchen sie verzeichnet sind, zufällig aktivieren kann man sie nicht. Damit das eingeben der Tastenfolgen während eines Kampfes nicht zu hektisch wird, läuft alles Rundenbasiert ab, man hat alle Zeit der Welt, den richtigen Befehl zu geben.

Ansonsten kann man im Kampf natürlich auch noch obligatorisch die gekauften und gefundenen Items einsetzen oder auf aus dem Kampf flüchten, falls es mal nicht so laufen sollte, wie man sich das vorgestellt hat. Auch gibt es eine gut funktionierende Automatik Funktion, man kann jedem einzelnen Mitglied ein grobes Verhaltensmuster einstellen (Angreiffen/Heilen/Agreiffen und Heilen), so das man sich bei schwächlichen Monstern um nichts kümmern brauch. Am Ende eines Kampfes werden die üblichen Erfahrungspunkte verbucht und man schaut gespannt, wann wieder ein Charakter eine neue Stufe erreicht.

Um die Kämpfe noch ein wenig variabler zu gestalten, hat man ein weiteres interessantes Feature eingebaut: kochen. An einigen Stellen im Spiel gibt es anstatt der obligatorischen Savepunkte ein Camp. In diesem Camp können die Charaktere sich unterhalten, wo man zum einen mehr über jedes Partymitglied erfährt und zum anderen Hinweise auf die weitere vorgehensweise erhält. In diesem Zeltlager können auch Ausrüstungsgegenstände aufgewertet werden, sowie die Charakterstats durch kochen zumindest kurzeitig veränderr werden. Im Verlauf des Spiels lernen die Helden immer neue Rezepte kennen, die dann unter zuhilfenahme diverser Zutaten, die man entweder findet oder im Shop einkauft, ausprobiert werden können. Diese Rezepte bewirken zum Beispiel, das sich die Attackewerte auf kosten der Verteidigung steigern lassen, oder die Zaubersprüche weitaus stärker sind als physische Angriffe. So kann man an einigen heiklen Passagen durch anwenden des richtigen Rezepts wesentlich einfacher durchkommen.

Die Monster sind allerdings kein Kanonenfutter, der Schwierigkeitsgrad ist von Anfang an erstaunlich hoch. Irgendwie hat man permanent das Gefühl, das die eigenen Charaktere noch 1 oder 2 Level zu wenig haben. Und gerade die Endgegner zeichnen sich durch eine enorme Zähigkeit, sowie unmengen an fiesen Attacken aus. Zwar ist das Spiel nie unfair, aber Einsteiger könnten sich da doch ein wenig überfordert fühlen, ein Spaziergang wie Final Fantasy X ist Legaia 2 garantiert nicht. Dazu kommt noch, das die Speicherpunkte teilweise sehr unglücklich gesetzt sind, so das man im Falle eines verlorenen Kampfes schonmal ein längeregs Stück nochmal spielen darf. Das kann stören, da man auch bereist gesehene Zwischensequenzen nicht abbrechen kann und sie teilweise sehr lang sind. Auch in anderen Kategorien unterscheidet sich das Spiel deutlich vom Genreprimus, denn die Präsentation kann man nur als schlicht bezeichnen.

Die Grafik ist reichlich unspektakulär, die Orte sind mager texturiert, die Charaktere sehr Polygonarm und steif animiert, Spezialeffekte wie tolle Lichtspielereien gibt es nicht zu sehen. Auch die Oberweltkarte macht einen reichlich minimalistischen Eindruck, um es mal vorsichtig auszudrücken. Dazu kommt dann noch ein fehlen jeglicher Filmsequenzen, alles wird innerhalb der schwachen Grafikengine dargestellt. Zwar wirkt alles unglaublich stimmig und wie aus einem Guss, Grafikfetischisten werden hier trotzdem nicht glücklich. Sprachausgabe ist auch dünn gesäht, die meiste Zeit ist man damit beschäftigt, Unmengen von Textboxen zu lesen. Einige Cutscenes wurden trotzdem mit einem gelungenen Voice-Acting unterlegt, auch im Kampf darf man sich an gesprochenen Samples erfreuen. Dem Gegenüber steht allerdings ein wirklich schöner Soundtrack, der mit vertäumten Melodien in der Stadt, bedrohlichen Klängen in den Dungeons und der Situation entsprechend mal fröhlich und mal traurig klingt. Die Kompositionen wissen durch die Bank zu gefallen und selbst die Kampfmusik will auch nach Stunden noch nicht nerven. Ein absolutes Highlight also.

Die PAL-Version des Spiels besitzt zwar keinen 60 HZ Modus, allerdings sind die Balken verschwindend gering und auch die Geschwindigkeit wurde ordentlich angepasst. Die Texte wurden allerdings nicht ins Deutsche übersetzt, man sollte über ausreichende Englischkenntnisse verfügen, um der Story folgen zu können. Das Spiel belegt 280kb auf der Memorycard, es lassen sich allerdings mehrere Spielstände darunter speichern.

  Fazit : Endlich! Endlich ein gescheites RPG als PAL-Version, welches Final Fanatsy X eindrucksvoll zeigt, das nicht unbedingt stundenlange Renderfilme und eine unverschämte Linearität zum erzählen einer Geschichte von Nöten sind. Dröge Präsentation wird bei Legaia 2 durch ausgefeilte Charaktere, interessante Storywendungen und ein forderndes, abwechslungsreiches Dungeondesign kompensiert. Auch der hervorrangende Soundtrack trägt einen nicht unbeträchtlichen Teil zu der gelungenen Atmosphäre bei und gehört eindeutig zu den besseren im Genre, absolut hörenswert.

Einsteiger seien aber gewarnt: Der Schwierigkeitsgrad ist recht happig, das kann eventuell zu Frusterlebnissen führen, Kenner fühlen sich pudelwohl, sie haben ordentlich zu tun. Wer sich bereits durch Final Fantasy X durchgekämpft hat und Nachschub in Sachen Rollenspiele sucht, dem sei dieses Kleinod von Spiel sehr ans Herz gelegt, es offenbart ein spielerisches Erlebniss der besonderen Art, welches einfach zu faszinieren weiss. Das Kampfsystem ist mal erfrischend anders, der Umfang des Spiels nicht zu knapp und dank diverser Sidequests gibt es auch abseits der Hauptstory noch viel zu entdecken. Wem also Grafik nicht das wichtigste ist in einem RPG, der findet hier alles, was das Herz begehrt, mir hat das Spiel sehr viel Freude bereitet und ich kann es nur wärmstens weiterempfehlen.
 

 

 

Spielspaß