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Die Castlevania-Reihe zählt wohl zu den weltweit bekanntesten und beliebtesten Videogame-Serien. Nach den zahlreichen Episoden auf allen relevanten Systemen war es nach dem genialen PC-Engine Castlevania, welches als Japan-only Spiel deutsche Sprachausgabe enthielt (!), ist es ein wenig still um die unendliche Geschichte zwischen dem Fürsten der Dunkelheit und der Vampirjäger-Sippe Belmont geworden. 1998 war es dann endlich soweit, und Castlevania meldete sich mit einem Paukenschlag auf der PSOne zurück, zum bisher besten Teil der Serie.
Im Grundprinzip ist Symphony of the night, so der Untertitel der einzigen 32-Bit Episode, auch ein Jump & Run wie seine Vorgänger, jedoch wurde es mit einer Menge an Rollenspiel- und Action-Adventure Elementen angereichert. Der Hauptheld des Spieles ist Alucard, Sohn von Dracula und einer Sterblichen, der nach der Wiederbelebung seines Vaters aus seinem Grab stieg um seinen Papa noch einmal zur Strecke zu bringen. Alucard entwickelt sich dank der Erfahrungspunkte, die seine besiegten Gegner hinterlassen, im Laufe des Spieles immer weiter, er verfügt über ein riesiges Arsenal an Waffen, Rüstungen, Items usw. und er kann sich dank spezieller Orbs in verschiedene Formen wandeln. Dazu kam ein verschachteltes Leveldesign mit einblendbarer Levelkarte und Saveräumen ganz nach Super Metroid-Tradition. Konami verband diese Elemente zusammen mit dem Jump & Run-Spielprinzip zu einem Action-RPG der besonderen Art.
Technisch zählt Castlevania auf der PSX zur Spitzenklasse. Die farbenfrohe 2D-Grafik überrascht mit vielen, abwechslungsreichen Sets und reichlich eingesetzten 3D-Effekten, es kommt von der Quantität her schon an den Mode 7-Kracher Castlevania 4 auf dem SNES heran. Besonders beeindruckend sind die vielen Zwischen- und Endbosse geraten, die sich teilweise auf über 4 Bildschirme erstrecken. Kommen wir zum vielleicht besten Teil des Spiels, dem Soundtrack. Das Konami sehr fähige Soundleute hat, ist bekannt, aber die Sounduntermalung von Symphony of the night ist kaum noch mit normalen Maßstäben zu messen, da werden Klassik, Rock und Techno-Elemente zum vielleicht besten Klangerlebnis nach Xenogears gemixt. Ein besonderes Highlight ist der Abspannsong "I am the Wind" von Konamis' Hit-Produzentin Rika Muranaka, der durch Maria Carey-mäßigen Soul-Pop die Gehörgänge verwöhnt. Insgesamt eine absolute Kaufempfehlung.
Bei all den positiven Aspekten gibt es leider auch ein paar negative Sachen zu berichten. Viele Szenen, die die durchdachte Story von Symphony of the night weitertreiben, sind von Sprachausgabe unterlegt. Diese wirkt in den westlichen Versionen im Vergleich zu der japanischen Synchro leider ziemlich gestelzt, auch wenn die Wahl der Stimmen doch recht gelungen ist (vor allem bei Alucard), mit ein wenig Gewöhnung fällt dies aber nicht ins Gewicht. Was um einiges schwerer wiegt ist die bei der Pal-Version nicht vorhandene Pal-Anpassung. Die Balken sind so dick wie damals beim Super NES-Street Fighter 2, und Alucart und Konsorten bewegen sich fast mit Zeitlupe durch Draculas' Schloss. Eine US oder Japan-Version ist im jeden Fall vorzuziehen.
Insgesamt gesehen ist Castlevania : Symphony of the night einer der besten PSOne-Titel überhaupt. Die überragende Technik und das abwechslungsreiche Spielprinzip fesseln über viele Stunden hinweg über den Bildschirm und zeigt ganz klar auf, wie unausgereift 3D-Spiele gegenüber solchen 2D-Krachern sind. Exklusiv in Japan erschien 1998 eine Umsetzung aus Segas' Saturn, die mit Maria und Richter 2 von Anfang an wählbare Charaktere und neue Musiken bot. Leider scheint dies wohl das letzte 2D-Castlevania gewesen zu sein, denn die beiden folgenden N64-Episoden sind komplett in 3D, so wie auch mögliche Fortsetzungen auf dem Dreamcast und der PS2. Wer Symphony of the night noch nicht zuhause im Regal stehen hat, sollte sich schnell zum Videogame-Händler aufmachen.
Fazit : Das wohl beste 2D-Jump & Run auf der PSOne, welches dank vieler Rollenspiel-Elemente und einem großartigen Leveldesign zum ausladenden Abenteuerspass wird. Dazu kommen eine tolle Grafik und einer des besten Soundtracks aller Zeiten. Die deutsche Version leidet an einer miserablen, sprich nicht vorhandenen Pal-Anpassung, dies sollte aber kein Hinderungsgrund für den Kauf sein. Spieldauer reicht von 16 bis über 30 Stunden.
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