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Review der US-Version


von Greg

 
 

 
  Die langlebige RPG-Serie von Capcom mag zwar über die Jahre leicht in Vergessenheit geraten sein, was aber nichts daran ändert dass unter dem Breath of Fire-Label einige der spaßigsten Titel der jeweiligen Generation erschienen sind, jeder gestandene Rollenspieler ist bestimmt schonmal mit den Abenteuern des Drachenjungen Ryu in Kontakt getreten. Gegen Mitte der 90'er mit zwei Super Nintendo-Episoden gestartet, fiel der Release von Breath of Fire III 1998 mitten in die heiße Phase kurz nach dem Mega-Erfolg von Final Fantasy VII, welcher die Öffentlichkeit auf Konsolen-RPGs aufmerksam machte und so jedem Genre-Vertreter gute Abverkäufe bescherte. Dem finanziellen und kritischen Erfolg des Spieles folgte etwas später eine komplett lokalisierte PAL-Version, welche aber eher mit abgrundtief schlecht übersetzten Texten und nicht-vorhandener Anpassung von sich reden machte als mit dem eigentlichen Spielspaß, doch dazu später mehr.

In den Tiefen der Dauna-Mine schläft der kleine Drache Ryu in einer Art Kristall seit über 300 Jahren. Als ein paar Arbeiter bei Ausgrabungen auf den Kristall stoßen und ihn kurzerhand in die Luft sprengen, erwacht Ryu und läuft vor Schreck Amok, bis er mit vereinten Kräften wieder eingefangen werden kann. Beim Abtransport per Eisenbahn schafft Ryu es sich mitsamt Käfig von den Schienen zu stürzen und fällt in ein benachbartes Wäldchen, wo er von den Nachwuchsgaunern Rei und Teepo aufgelesen wird ... aber nicht als Drache, sondern in der Form eines kleinen Jungen. Die Storyline von Breath of Fire III dreht sich um Ryus Schicksal als Mitglied des eigentlich ausgestorbenen Drachenclans und wird dabei angenehm ruhig und mit Sorgfalt erzählt, das Spiel geht über einen recht langen Zeitraum und verwickelt sich dabei nicht ständig von einer weltumspannenden Krise in die nächste. Natürlich wird auch ausreichend Action geboten, aber Figuren wie Spielewelt wird eben genug Raum zum Atmen und zu derer Entwicklung gegeben, was mal eine nette Abwechslung gegenüber der "Eile" vieler anderer Genrekollegen ist. Was daraus folgt ist vor allem eine gelungene Charakterisierung euer Party, jedes Mitglied macht auf die eine oder andere Art einen gut motivierten Wandel durch, clever geschriebene Texte und regelmäßig eingestreute Gags hauchen ihnen dazu ordentlich Leben ein.

Spielerisch orientiert sich Breath of Fire III an vielen der üblichen Genre-Konventionen, peppt sie aber mit eigenständigen Ideen und teilweise recht variablem Gameplay auf. Alle Nase lang tauchen Mini-Games oder besondere Situationen auf, welche den Stadtbesuch- und Dungeon-Alltag auflockern, man rutscht von einer interessanten Location in die nächste und hat dabei ständig was Neues zu tun. Zusätzlich gibt es optionale Abschnitte wie das süchtigmachende Angeln oder den kleinen Sim City-Simulator inkl. Feen-Dorf, welche einen für etliche Stunden in Beschlag nehmen können. Die Battle-Engine verzichtet auf einen separaten Bildschirm und läuft stattdessen direkt in der Spiele-Umgebung ab, die dementsprechend großzügig proportioniert wurde und geräumiger als in vergleichbaren Spielen ist. Gekämpft wird gewohnt rundenbasiert über ein einfach zugängliches Überkreuz-Menü nach Shining Force-Art, charakterbezogene Fähigkeiten und von den Gegnern erlernbare Skills geben einem genug Mittel in die Hand, um vor allem gegen die immer anspruchsvoller werdenden Bosse zu bestehen. Die Encounter-Rate ist leider relativ hoch, aber da sich die Ladezeiten dabei in Grenzen halten und das Kampfgeschehen schnell und dynamisch abläuft wird dieser Umstand wieder etwas entschärft, ungeduldige Naturen bereiten sich dennoch auf längere Kampfeinlagen vor. Neu ist das sogenannte Teacher-System, bei dem jeder euer Charaktere von über einem Dutzend Experten unter die Fittiche genommen werden kann und so dessen Status- und Skill-Boni beim Level beeinflusst. Eine Lehre beim Zauberer beispielsweise verstärkt eure Magie-Fähigkeiten und wirkt sich negativ auf die Angriffskraft aus, der Muskelprotz hingegen tut ordentlich was für die Power und vernachlässigt im Gegenzug die geistigen Fähigkeiten, wer geschickt mit den Meistern arbeitet kann so gegen die eigenen Schwächen arbeiten, seine Talente ausbauen und eine Menge an nützlichen Sonder-Skills abstauben.

Von der technischen Seite her macht Breath of Fire III zwar nicht die bestmögliche Figur, kontert dies mit aber vor allem mit hübscher Sprite-Arbeit wieder aus. Wie viele der Titel aus dem zweiten, großen RPG-Schub auf der PSOne wagt das Spiel den Schritt zu einer komplett polygonalen Umgebung und liefert dabei eine recht solide Arbeit ab, vom Detailgrad her hat man auf der Konsole schon Besseres gesehen, dafür ist alles sauber verbaut und mit Hinblick auf das Release-Datum durchaus vertretbar. Die Charaktere hingegen sind noch alle per Hand gezeichnet und machen dank schön gelungener Animationen einiges her, die Grafiker haben Party wie auch Gegnern viele kleine Eigenheiten spendiert und auch hier seien die Bosse nochmal speziell erwähnt, die teilweise bildschirmgroß und mit vielen Effekten daherkommen. Die Kamera fängt das Geschehen aus einer halbhohen, schrägen Perspektive ein und sorgt von alleine für den richtigen Überblick, drehbar ist sie nur in kleinem Rahmen damit aufmerksame Leute absichtlich versteckte Personen oder Items erspähen können. Der akustische Part des Spieles gibt sich im Gegensatz zur Grafik keine Blöße, Effekte wie massenhaft Sprachsamples während der Kämpfe sorgen kräftig für Stimmung, dazu ist der Soundtrack von Akari Kaida und Yoshino Aoki sehr gelungen und einer meiner persönlichen Favoriten. Die abwechslungsreichen Kompositionen reichen von poppigen Stücken mit Schmackes über entsprechend ernsthafte Tracks, viele Situtationen werden von immer wieder neuen Titeln begleitet so daß nur wenig Repetition dabei ist, am Ende wartet auf einen mit "Pure Again" sogar etwas netter J-Pop.

Abschliessend betrachtet kann ich nur sagen, Breath of Fire III gefällt mir eigentlich so gut wie eh und jeh. Obwohl das Spiel bei der Veröffentlichung von Spielern wie Presse positiv aufgenommen wurde, hat sich im Laufe der Jahre eine gewisse Antipathie in der Fan-Gemeinde eingestellt, die vor allem das ruhige Pacing kritisiert. Klar, Breath of Fire III lässt sich mitunter viel Zeit um seine Geschichte zu erzählen, die durchschnittliche Spieldauer ist mit über 60 Stunden auch heutzutage noch sehr umfangreich, was aber nicht bedacht wird ist dass man dabei auch ausreichend Gelegenheit bekommt um seine Charaktere kennenzulernen. Die Riege um Ryu, Nina und co. ist dadurch bei mir im Gedächtnis hängen geblieben und ich habe eine bessere Bindung zu ihnen behalten, als es mit vielen der austauschbaren 08/15-Pfeifen in anderen Spielen ist. Wer dazu noch sagt in BoF III passiert zu wenig hat die Kampfturniere, das Schwert-Training oder die Shishu-Zubereitung vergessen ... wie schon erwähnt, an jeder Ecke gibt es was Neues zu entdecken ohne dass sich Langeweile dabei einschleichen kann. Das Gesamtpaket aus Grafik, Musik und Gameplay hat einfach seinen eigenen Charme und durch den Umstand, dass mit Ausnahme eines recht nervigen Wüsten-Abschnitts keine gröberen Schnitzer im Spiel sind, wird man als Genre-Fan sehr gut unterhalten. Die hier getestete US-Version stellt immer noch die beste Version von Breath of Fire III dar, wenn man nicht mehr zu einem vernünftigen Preis herankommen kann geht auch der solide Port für die PSP in Ordnung, der bis auf die etwas überlangen Ladezeiten ansonsten einwandfrei umgesetzt wurde. Unbedingt meiden sollte man jedoch die deutsche PSOne-Version, dickste Balken und katastrophal geschriebene Texte drücken richtig auf den Stimmung und sorgen für wenig Spaß vor der Konsole.

  Fazit : Ich bin damit vielleicht in der Unterzahl, aber Breath of Fire III zählt für mich zu meinen persönlichen Lieblings-RPGs auf der PSOne. Es mag nicht das schönste oder einfallsreichste Spiel aus dem Genre sein, die Polygon-Grafik haut keinen mehr vom Hocker und die Encounter-Rate ist einen Tick zu hoch, aber dafür machen Charme und die sorgfältig ausgearbeitete Storyline vieles wieder wett. Ich liebe diese ruhige Erzählweise, die sich Zeit mit dem Werdegang der Charaktere lässt und nach und nach eine Welt freigibt, welche mit spannenden Situationen und lustigen Mini-Games gefüllt ist, das solide Gameplay-Fundament tut sein Übriges. Wer mal was anderes als die allgegenwärtige Dringlichkeit der vielen Gerne-Kollegen erleben will, dem sei Breath of Fire III ans Herz gelegt, ihr könntet eine Menge Spaß damit haben ...
 

 
 

 
Grafik       

Sound      

Spielspaß