"Von was redet der da?" Edward sah Darren fragend an. Darren schüttelte nur den Kopf und sah ihn mit einem "Lass-es-einfach"-Blick. Ich rieche etwas. Rebecca hing schlaff an Darrens Seite, sie hatten einen Arm um seine Schulter gelegte und er stützte ihre Hüfte. "Verpiss dich.", knurrte Edward und spie Matthew ins Gesicht. Dieser riss sofort die Waffe hoch und drückte ab. Ein leeres Klicken ertönte und Edward verstand, dass er noch lebte. Er stieß Matthew beiseite und trat an ihm vorbei. "Achte beim nächsten mal darauf, dass das Ding geladen ist." "Und, dass dus richtig rum hältst.", führte Darren lachend fort um Edwards Spott die Krone aufzusetzen und folgte Edward den Gang entlang, während Rebecca unter seiner Stützte neben ihm herhumpelte. "Wir haben echt keine Zeit für so Straßencowboys wie dich.", rief Edward ohne sich umzudrehen. Er hörte ein leises Klicken hinter sich, ging aber unverändert weiter. "Ja, versuchs nur. Kannst dich ja später fragen was es dir gebracht hat."
"Als ich vorhin in dem Wachraum gewesen bin" "Da, wo du das ganze Zeug gefunden hast.", unterbrach ihn Darren. "Richtig. Da gabs ein Pult. Sah wie ne Art Kontrollstation aus. Mit nem Dutzend Monitore, verstehst du?" Darren nickte, obwohl Edward es nicht sah aber er war sich sicher, er habe es gespürt. "Es gab nur ein Problem. Ich brauchte ne Karte um das System hochfahren zu können. Scheinbar brauchen wir jemanden, der Zugang zur gesamten Einrichtung hat. So ne..." "Personal-ID-Card.", beendete Rebecca seinen Satz. Edward blieb stehen und drehte sich zu Rebecca um. "Rebecca?" "Ihr könnt meine haben. Ich..." "Heißt das du hast für den Laden gearbeitet?", fragte Edward fast abfällig. "Edward.", zischte Darren. "Was hast du denn vor?", fragte Rebecca. "Vielleicht finde ich in den Systemen noch was Interessantes.", meinte Edward. "Falls sie denn noch funktionieren."
Als die Drei den den Wachraum erreichten, hatte Edward den Geruch, den er zuvor in Matthews Gegenwart vernommen hatte bereits verloren. Zum ersten Mal, seit er in diesem Komplex aufgewacht war, konnte er außer dem Gefühl beobachtet zu werden nichts Auffälliges spüren. "Hier ist es also. Rebecca, halt dir irgendwas vor die Atemwege und wenns deine Hand ist. Der Gestank da drin ist nicht grad berauschend. Am Besten ... schließt du auch noch gleich die Augen, der Anblick da drin ist nämlich auch nicht" "Es geht schon wieder, danke." Rebecca lächelte ihm zu. Während sich auf ihrem Wangen eine leichte Röte ausbreitete, die bis über die Ohren kroch, stahl sich ein kalter Schmerz in Darrens Brust. "Wie du meinst." Die drei betraten den Raum und Edward spürte sofort wieder das flaue Gefühl in seinem Magen den der Geruch von verfaulendem Fleisch, irgendwelchen Chemikalien und abgestandener Luft erzeugt hatte. "Das ist das Pult von dem ich gesprochen habe.", sagte Edward und trat auf die breite Konsole zu, die sich fast über die gesamte Nordwand des Raumes erstreckte. Er legte den Finger auf einen der transpartenten Knöpfe auf dem Schaltpult, unter dem in verblassten weißen Buchstaben "On" stand. Ein statisches Rauschen durchzog die Stille im Raum und während das Klicken und Brummen im Inneren der Prozessoren began, flackerten die Bildschirme in einem unregelmäßigen Rhythmus abwechselnd in ihrem weißen, strahlenden Licht.
[Safe System is locked. Please insert PID-Card ... ] "Rebecca?" Edwards Stimme war kalt und fordernd. Rebecca kramte in ihrer Tasche und zog die transparente Karte heraus, auf der ein einfacher, rostbrauner Magnetstreifen eingearbeitet war. Er schob die Karte in den schmalen Schlitz neben dem "On" Knopf und horchte, wie die Karte eingezogen wurde und ein leises Summen dessen Verarbeitung verkündete. [Please insert Personal-Password] "Ich hoffe du hast es im Kopf.", meinte Edward und trat zur Seite um Rebecca Platz zu machen. Sie nickte, hinkte einen Schritt nach vorn und warf ihm lächelnd einen "Hey!"-Blick zu, als sie merkte, dass er ihr auf die Finger schaute. "Das ist nicht ohne Grund ein Persönliches Passwort.", meinte sie grinsend. "Right ...", antwortete Edward und drehte sich wiederwillig um. Rebecca gab rasch das Passwort mit ihren fliegenden Fingern ein und drückte die Enter Taste um das Passwort zu übermitteln. [Welcome Mrs. Longstone. You have got 3 new E-Mails.] "Scheint als ob wir drin sind.", meinte Edward, der sich mitlerweile wieder zum Keyboard umgedreht hatte. "Bekommst du die Monitore zum Laufen? Ich würd mir gern mal ansehen, was sie filmen.", fragte Darren der sich irgendwie fehl am Platz fühlte. Genau in diesem Moment sprangen die Monitore an. Ihr gleißendes Licht erfüllte den gesamten Raum mit ihrer schauderhaften Atmosphäre. Was sie ihnen zeigten, war ungeheuerlich.
Drei der Monitore zeigten ihnen lediglich Räume, die komplett mit Wasser gefüllt waren, einer davon war der Gang durch den Edward und Darren gekommen waren. Drei weitere zeigten den gegenüberliegenden Wachraum, in dem die unberührten Leichen der Wachmänner lagen, die Davian und Matthew gefunden hatten und die Mensa aus zwei verschiedenen Perspektiven. Eine weitere Kamera zielte auf eine der Zellen im 2. UG. Der Insasse lag mit leerem Blick zusammengerollt in der Ecke, das gesamte Leben war aus ihm herausgesogen worden. Zwei waren komplett weiß. Schwarze Streifen zogen sich in geregelten Abständen von oben nach unten. "Scheint so, als wär hier nicht mehr viel Leben.", meinte Rebecca. "Doch ...", flüsterte Edward und zeigte auf den achten Monitor. Er zeigte die Küche in der sich vier Menschen, zwei Frauen, zwei Männer, zu verbarrikadiert zu haben schienen. Eine der Frauen behandelte einen der Männer, der offensichtlich am linken Bein verletzt war. "Das ist nebenan.", meinte Rebecca. Edward stöhnte erschrocken auf und packte sie vorsichtig aber selbstbewusst am Arm. "Wir müssen da hin! Vielleicht kann man ihnen noch helfen!", rief Edward aufgeregt. "Was ist das da auf Monitor 12?, fragte Darren darauf deutend. "Ich weiß es nicht. Darren, ich will es gar nicht wissen. Halten wir uns nur am Besten einfach davon fern." Er zeigte einen der Kontrollräume im inneren Ring des Komplexes.
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"Wie steht es um ihn?", fragte Johnathan. Das Mädchen, kaum älter als zwanzig und bei ihm unter dem Namen Julia Charleston bekannt, blickte lächelnd zu ihm auf und antwortete: "Hey, keine Sorge, er wirds überstehen." "Ja Johnny ... hab im Leben weitaus Schlimmers mitgemacht, mach dir bloß keinen Kopf." Gerry Eisenhard war seit fünfzehn Jahren Gefängniswärter in den USA gewesen, bevor er die Chance bekommen hatte auf dieser Insel zu arbeiten. Wieso auch nicht? Die Bezahlung war mehr als gütig, auch wenn er seine Familie so nur jedes zweite Wochenende sehen konnte. Wenigstens die führten ein schönes, sicheres Leben. Drauf geschissen, dachte sich Gerry. Todd hätte sicher liebern' Pleitegeier als Dad, als n' Toten. Shit, wer hätte denn auch mit sowas gerechnet?
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