Xhi, sehr gern, und verbindlichsten Dank für diese ausführliche Antwort.
Xhi hat geschrieben:
Starrhalsig wär's, erwartete ich hier lediglich eine detailgetreue Wiedergabe dessen, was ich auch auf Schallplatte genießen kann. Viele Fans wollen sowas und das ist auch ok.
Das toleriere ich auch. Wobei: Es ist ja, wenn man diesen Gedanken jetzt ein wenig weiterspinnt, genau diese Erwartungshaltung, nach der sich der Künstler dann auch ab und zu richtet, weil er das Publikum, grade wenn es nicht das aufgeschlossenste ist, wie in meinem Beispiel, nicht verprellen will. Daher werden Livedarbietungen gerne einmal etwas konventioneller als du das vielleicht gern hättest.
Xhi hat geschrieben:
Dead Can Dance
Hehe, so komme ich doch noch zum versprochenen Bericht, wie dir das Konzert gefallen hat.
Xhi hat geschrieben:
viele Zuschauer waren sichtlich begeistert, dass den alten Stücken, die man seit mehr als einem Jahrzehnt nicht mehr live erleben konnte, mehr Raum gegeben wurde
Die haben das eigentlich ganz clever gelöst: Sie hatten große Klassiker, sie hatten fast die komplette neue Platte (und auch wenn bei den neuen Stücken weniger applaudiert wurde: Diese Entscheidung hätte man beispielsweise den Stones, abgehalfterten Rockdinosauriern, die seit 30 Jahren nichts Relevantes mehr veröffentlicht haben, nicht durchgehen lassen

), sie hatten auch das eine oder andere unerwartete Stück im Gepäck. Insofern den Crowdpleaser-Faktor wunderbar in ein Konzert integriert, das auch Gemüter zufriedenstellte, die sich mehr davon erwarteten als die bloße angesprochene Wiedergabe dessen, was man ohnehin auf den Platten nachhören kann. Die einzige Beschwerde, die gelegentlich auftaucht, ist, dass u.a. im Vergleich mit "Toward the Within" arg viel aus der Konserve kam, aber... um die gediegen-vielfältige Soundlandschaft von "Anastasis" korrekt wiederzugeben, was hätten sie denn noch alles mitschleppen sollen? Streicher sind da ja nur der Gipfel des Eisberges.
Um die John-Zorn-Erfahrung bist du auch zweifelsohne zu beneiden, bloß: Biedere Harmonien hat sich an jenem Abend wohl auch niemand erwartet, der auch nur die geringste Ahnung davon hat, was der Mann schon für Krankheiten mit Patton aufgeführt hat. Oder würdest du sagen, dass an jenem Abend sonderlich vielen Erwartungen zuwidergehandelt wurde? Ich kann's nicht sagen, ich war ja nicht dabei.
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Und Kain, nun ja, die logische Folgerung in deinem ersten Post sagt mir überspitzt ausgedrückt, dass ein Auftritt, solange er auch nur irgendjemandem gefällt, nicht "Punkrock", sprich, der Idealzustand ist. Und komm mir jetzt nicht mit "Wer spricht hier von Idealzustand?"; sei ehrlich zu dir selbst. :P
Und dein zweiter enthält ganz klar "UMVERTEILUNG FTW!" und im Übrigen:
Rosa hat geschrieben:
Das ist offenbar eine "Debatte" um die Frage ob Kontraktor Low geliefert hat.
Rosa hat geschrieben:
tl;dr: Ist gar keine Debatte.
Wenn du die bisher von mir gestarteten Diskussionsthreads kenntest (nicht, dass du dazu verpflichtet wärst, naturellement), würdest du wissen, dass ich immer mit einem speziellen Anlass starte, zweimal war das ein Idiot aus dem Internet, einmal ein abgesagtes Konzert, einmal ein Spiegel-Interview, und das dann auf eine allgemeine Ebene zu überführen versuche, ich frage hier z.B. ja nicht gänzlich ohne Grund nach eigenen Liveerlebnissen.
Rosa hat geschrieben:
Menschen referieren einfach ihre durch und durch, und ausschließlich, persönlichen Präferenzen. Keiner kann von gar nichts überzeugt werden
Naja, wenn das so ist, dann lassen wir das hier einfach, reden gar nicht mehr über Musik, und jeder richtet sich in seiner kuscheligen Subjektivitätsblase ein. Spart auch viel Atem und Aufregung.
Ansonsten kann ich allerdings natürlich beide Seiten nachvollziehen, sowohl Xhi, der nach neuen, bislang unbekannten musikalischen Erlebnissen dürstet, und Kain, der bemerkt, dass das nicht alle tun.
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I want to believe
just keep counting the stars
like someday you'll find out
just how many there are
and we all can go home
'cause there's nothing as sad
as a man on his back
counting stars