The Cocka Hola Company-
Matias Faldbakken(cover)
Bevor ich zum eigentlichen Inhalt komme, sollte erwähnt werden, dass es sich bei
The Cocka Hola Company von Matias Faldbakken um keinen Roman im konventionellen Sinne handelt. Es ist eher eine Mischung aus Drama, Novelle und Drehbuch (ohne Regieanweisungen versteht sich). So viel ich weiß wurde die Geschichte in Deutschland bereits als Theaterstück uraufgeführt und es würde mich nicht wundern, wenn in einigen Jahren eine Verfilmung bereitstehen würde.
Worum geht es? Misanthropie ist das Hauptthema dieses Buches. Charaktere gibt es nicht viele, Protagonisten einige, wobei in meinen Augen Simpel der Hauptprotagonist der Geschichte ist. Alle anderen Figuren erscheinen neben ihm passiv, nichtstuend und kürzer tretend. Kaum sagt jemand etwas gegen ihn, muss dieser sich sogleich einer erbarmungslosen Kritik gegenüberstellen. Und weil niemand großartig Lust dazu hat, ordnet man sich Simpels Willen unter.
Wie ist es aufgebaut? Alle Protagonisten sind im weitesten Sinne Mitarbeiter einer Pornoproduktionsfirma, die sich DESIREVOLUTION nennt. Diese Firma ist allerdings nur eine Fassade, ein Mittel zum Zweck, denn mit ihr werden lediglich Gelder produziert, die wiederum für misanthropische Aktionen investiert werden, die hauptsächlich von Simpel selber geplant und durchgeführt werden. Dann gibt es noch so genannte Tochterunternehmen, die aber keine wichtige Rolle spielen.
Beispiele gefälligst? Speedo. Einer der Protagonisten und Mitarbeiter der Produktionsfirma, der zugleich Teil eines der misanthropischen Projekte ist. Sein Vater ist reich und einer typischer Snob. Dem will Speedo entfliehen, indem er das Projekt “Zwangsalkoholismus” leitet. Er ist es praktisch. Als totaler Abstinenzler verdient er seit einigen Jahren seine Brötchen damit Alkoholiker zu sein. Die Kosten seines Alkoholkonsums übernimmt DESIREVOLUTION und falls er aussteigen sollte, so muss er alle angefallenen Kosten aus eigener Tasche bezahlen.
Auch wenn dies zwanghaft aussieht, so macht Speedo dies aus freien Stücken, um seinem Vater eins auszuwischen, der gehofft hat, dass sein Sohn einst sein Waschmittelunternehmen übernehmen würde.
Zurück zu Simpel. Er ist eine personifizierte Hasstirade auf die Menschheit und gesellschaftliche Konventionen. Er ist der totale Anarchist gegen den sogar Tyler Durden den kürzeren ziehen würde, wobei Simpel bei weitem nicht so cool wirkt, wie Tyler. Simpel ist außerdem Misanthropie in Person.
Was anderes? Der Titel des Buches ist gleichzeitig der Titel eines Pornos, der im ersten Kapitel, das eine Art Prolog zur eigentlichen Geschichte ist, gedreht wird. Im gesamten Buch werden vereinzelt Sexszenen beschrieben, die höchst detailliert daherkommen. Leider (zumindest zu meinem Übel) werden dort auch homosexuelle Handlung beschrieben, was bei vielen einerseits für Gänsehaut und Ekel sorgen wird, andererseits aber die Wirkung und die Ausstrahlung des Buches noch mehr prägt. Es wird kein Blatt vor den Mund genommen, nichts gelobt oder gepriesen. Alles wird trocken und nüchtern behandelt und von Überreiztheit eines Themas oder einer Stelle oder Szene im buch kann man nicht sprechen.
Höhepunkte gibt es nicht. Die gesamte Geschichte ist ein einzelner Höhepunkt, der ab und an von einer langatmigen Stelle unterbrochen wird, um sich dann wieder voll und ganz zu entfalten.
Zu guter letzt nimmt sich die Geschichte und der Protagonist (Simpel) selber auf die Schippe, aber wie dies geschieht werde ich nicht verraten. Allerdings wird dies in eine schöne Kritik am Unterhaltungsfernsehen gehüllt, was bei einigen für den ein oder anderen Schmunzler sorgen könnte.
Kritiker vergleichen Matias Faldbakken mit Michel Houellebecq. Hab von letzterem nichts gelesen, lediglich was gehört, aber ich kann so viel sagen, dass Faldbakken in seine Richtung tendiert, allerdings noch ein wenig radikaler in der Ausführung zu sein scheint.
Was ich persönlich noch ergänzen würde, ist, dass Faldbakkens Stil dem von Irvine Welsh (Trainspotting, Klebstoff) sehr ähnlich ist, mal abgesehen davon, dass beide verschiedene Aspekte hervorheben (Faldbakken: Misanthropie, Welsh: Drogenexzesse). Eine allgemeine Kritik an unserer Gesellschaft bzw. an der westlichen haben beide gemein.
Wem also Irvine Welsh gefällt, der findet auch gefallen an Matias Faldbakken.
Fazit:»Porno. Trash. Kult. Eine satirische Hasstirade gegen unsere Konsensgesellschaft(en),
bei der Masanthropie die Hauptrolle spielt.«
(zophrenik)