RPG-Maker Quartier

Als ich gestern durch die Straßen ging, hatte ich da so eine Eingebung.


Der Weiße Riese

wird er genannt und das auch nur aus verwirrter Tradition, wie Halloween nackt in Dänemark. Grau und dreckig heben wir uns über der Stadt ab. Alles sehe ich aus dem dreizehnten Stock, kann über die Eigenheime und Bahnhöfe bis zum Meer blicken - und denke mir, aber auch nur dann, wie schön die Welt doch ist. Und all diese Welt sieht zu uns und erbricht leicht im Mund.

Mittwochs stehe ich früh morgens auf, da kommt die Müllabfuhr. Man würde meinen, so weit oben, weißt du, da ist man fast über den Wolken. Nichts bekommt man da mehr mit. Aber unten muss nur ein Müllwagen stehen und rattern und ich falle aus dem Bett, die Tassen aus dem Schrank. Noch schlimmer, wenn Sperrmüll ist oder jemand den Keller umräumt. Ich liebe es, wenn irgendwer - kenne doch keinen hier - gegen seine Heizung schlägt. Bam. Bam. Bam. Komm schon.

Sonst stehe ich gar nicht auf, ich weiß auch nicht, wozu. Ich habe viel ausprobiert und alles war scheiße. Nachdem das mit der Arbeit nichts wurde, habe ich sogar versucht fernzusehen, aber wirklich. Manchmal werde ich auch von rhythmischen Schlägen geweckt. Das ist zwei Stockwerke unter mir, glaube ich, ich weiß nicht, was die unter mir alles mitbekommen. Vom Balkon aus kann man gut zuhören, sie lassen da immer die Fenster auf, auch im Winter. Vielleicht nur, damit jemand zuhört. Ich weiß nichts von Menschen, ich kann auch nicht fernsehen.

Es ist alles gar nicht so schlimm, wie es sich anhört. Ich trinke auch kaum mehr, über die "Betrunken und frustriert"-Phase bin ich hinweg. Ich habe zu zeichnen angefangen, unseren Riesen. Unter den Fenstern sammelt sich Feuchtigkeit in den Wänden, überall sind Risse und Dreck. Es ist gut, ihn von außen zu untersuchen, kein Teil zu sein. Sieht natürlich scheiße aus auf dem Papier, aber das ist es ja eben, genau das.

Eines morgens jedenfalls, das war verrückt, rattert mal wieder die Müllabfuhr. Ich natürlich wach und reibe mir den Kopf und es ist Freitag. Kommen die jetzt also zwei mal die Woche.

Alternatives Ende

[...]

Eines morgens jedenfalls, das war verrückt, rattert mal wieder die Müllabfuhr, denke ich mir so. Ich natürlich wach und reibe mir den Kopf und es ist Freitag. Waren aber Mittwoch schon da. Erstmal komisch - kommen die jetzt zwei mal die Woche? Ich denk mir nichts weiter dabei, ist ja auch egal, und warte, bis es vorbei ist. Aber es geht nicht vorbei. Also umdrehen und weiter warten und dann wird das lauter, noch lauter. Kann nicht angehen.

Ich hoch, Hemd drüber, damit mich nie wieder jemand in Unterhosen auf dem Balkon sieht - in Unterhosen, mit Bierbauch, ihr kennt das -, und raus da, gucken, was los ist. Unten zerberstet ein scheiß Schiff den Asphalt und rollt auf unseren Wohnblock zu. So ein großes Schiff, das hast du noch nie gesehen! Ich glaube mit solchen zerbrechen die am Nordpol das Eis, aber dass die auch über Asphalt fahren konnten, wusste ich nicht.

Ich winke denen noch zu, dass sie mir nicht in die Einzimmerwohnung fahren, aber da ist es auch schön zu spät. Zack, mein Balkon ist getroffen und das Geländer eingeknickt. Das Schiff kommt gerade so zum Stehen, so eine Scheiße. Mein Balkon war schon vorher zu klein, jetzt kann ich hier nicht mal mehr Wäsche hängen oder die zwei Stockwerke weiter unten belauschen. Ohne Geländer sieht mich doch jeder beim Wichsen.

Also gleich aufs Schiff rüber und das ist ja das Verrückte, die Polizei ist auch schon da, haben es wohl gerade erst angehalten. So ein Glück, denk ich mir, der wär auch in meine CD-Sammlung weitergefahren als wär's nichts. Ich habe keine Hose an, aber das scheint ihnen egal zu sein, ist mir ein bisschen peinlich. Jedenfalls spreche ich so mit den Polizisten wegen Schadensersatz, na eigentlich ist es ja Sache der Vermietung, aber mir ist das schon unangenehm. Zwei Griechen werden abgeführt, sehe ich, dem einen hängt noch Gyros aus der Tasche. Stellt sich raus, dass der Eisbrecher geklaut war. Die Polizei hatte das zunächst gar nicht bemerkt, sie wollten den Eisbrecher auf der A7 aber letzte Nacht anhalten, weil die Beleuchtung des rückwärtigen Nummernschildes ausgefallen war. Wären sie nicht geflohen, hätte man nicht mal ihre Papiere geprüft.