Also ich habe der Gesellschaft ja auch nicht die Schuld gegeben.

Keine Ahnung, wer das war. Meldet sich irgendwer freiwillig?
Mit Gesellschaft sei in diesem Kontext das unmittelbar prägende soziale Umfeld gemeint, das
direkten Einfluss auf unseren Mörder nimmt. Durch dieses Umfeld erlernt unser Mörder gewisse Denkmuster, die ihn schließlich dazu veranlassen einen Mord zu begehen.
Beispielsweise, dass etwas schlecht sei, das er tut, könnte ein Denkmuster sein. Folgen könnten Schuldgefühle und Vom-Leben-Abgeschnitten-Fühlen sein, jede Menge Frust und im seltenen Fall dann auch ein Schuss. Aber es gibt natürlich noch andere Umstände, die jemanden zum Mörder machen.
Unbiter zum Beispiel erschießt Menschen, die sein Auto ankarren, weil er total auf seinen Wagen steht. Diese Materialverbundenheit kann verschiedene Gründe haben: Vielleicht Statusdenken oder vielleicht auch Bedürfnisbefriedigung durch Sicherheit, materialisiert in seinem Auto.
♱☣☯[Donbask]☯☣♱ hat geschrieben:
Ja, aber die meisten Menschen schauen nicht so weit und suchen die Schuld nur bei der letzten Reaktion und nicht bei den vorhergehenden. So ist ein Mörder dann gleich das personifizierte Böse, weil man nur in ihm die Schuld an dem Mord sieht, den er begangen hat. Einige Menschen schürfen dann über psychische Probleme des Mörders noch etwas weiter. Aber da endet's dann auch schon. In Wirklichkeit wäre es vielleicht nie zu dem Mord gekommen, wenn ein einzelner Schmetterling nicht zertreten worden wär' und ich mein gammeliges Pausenbrot nicht weggeschmissen hätte...
Warte.
Warte.
Warte.
Warte.
Mit dieser Ursachenfindung gehst du für die Praxis zu weit. Ebenso könnte ich dann indirekt einen Mord dadurch mitverursachen, dass ich einer alten Dame über die Straße helfe, mein Pausenbrot
nicht wegwerfe, sondern esse, und Geld an Hilfsprojekte spende.
Deine Beispiele scheinen darauf hinauszulaufen, dass "schlechte" Taten "schlechte" Konsequenzen haben. Aber wenn wir soweit gehen, kann alles Mögliche alles Mögliche verursachen.
Wenn wir "Schuld", also Auslöser, eliminieren wollen, müssen wir schon in einem Rahmen bleiben, den wir kontrollieren, beeinflussen oder zumindest überschauen können. Wobei auch in diesem Rahmen nie DIE SCHULD gegeben ist. Nur Dinge, die passiert sind, weil andere Dinge passiert sind. Nur Menschen, die gehandelt haben, weil sie es für richtig hielten.
Im Endeffekt sollte man sich sowieso nicht mit Schuldzuweisungen zufrieden geben, das hilft niemandem. Die Frage ist dann doch: Was können wir machen, um es von nun an besser zu tun, scheißegal, was für den vorherigen Zustand gesorgt hat?
Um das Thema mal wieder von der chaostheoretischen in die praktische Bahn zu lenken.