Begegnungen in Kopenhagen
Flughafenrestaurant Kopenhagen. Wir tranken Kaffee und nochmals Kaffee. Lederne Sessel First class. Eleganz Kurz: Auch das Scheißhaus war vornehm. Da sahen wir ihn, den stämmigen Alten im einfachen graugrünen Anorak. Sein Gesicht, vom Salzwind gegerbt, so kam er, nein kam nicht, so brach er herein durchbrach er den Storm der Touristen. Ich sah sein Ledergesicht in der Menge. Er wiegte sich vorwärts als käme er vom Steuer des Schiffs, wie Meerschaum hing ihm der Bart ums Gesicht, offen am Hals das grobwollene Hemd, so steuerte er auf die Bartheke zu, verlangte nicht Wermuth, nicht Pernod, er fragte nach russischem Wodka no Soda so winkte er ab. Die Hände voller Schrammen, Fett und Öl an den Hosen war etwas ungemein Würdiges an ihm. Da sagte hinter mir ein Mädchen: Schau, sieht der nicht aus wie Hemingway? Er aber ging den Gang des Fischers, breitbeinig ging er wie über Planken, ging wie gehaun aus dem Fels, ging als ging er durch Kugeln, und durch Tage und Jahre, ging vornübergebeugt, wie im Graben unaufhaltsam ging er, wie sonst keiner geht. Viel später erst hab ich erfahren, der Alte, er war es!
Jewgeni Jewtuschenko
_________________ He who binds to himself a joy Does the winged life destroy But he who kisses the joy as it flies Lives in eternity’s sun rise
(Eternity, William Blake)
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