RPG-Maker Quartier

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BeitragVerfasst: Mi Dez 11, 2013 20:54 
Morchel, ich danke dir für so viel Initiative und diese hochinteressante Liste voller sehr obskurer (keine Widerrede!) Künstler - da hat definitiv einiges mein Interesse geweckt. Genaueres Feedback eventuell später, aber erst einmal... naja, das Jahr ist noch nicht ganz vorbei, aber sei's drum, ich mach ja schon. Ach, und gern geschehen, was Clipping anbelangt!

Ich habe in diesem für mich extrem reichhaltigen Musikjahr eine solch umfassende Ausbeute großartiger Platten (wohlgemerkt ohne irgendetwas downgeloadet zu haben, soweit ich mich erinnere!) an Land gezogen, dass es in diesem Jahr so wie zuletzt 2008 nur eine Top 50 geben kann, um den vielen wunderbaren Sachen auch gerecht zu werden. Da ich alles genau auf meinem RateYourMusic-Profil katalogisiere, kann ich sogar sicher sagen, dass sämtliche fünfzig Platten, die es in diesem Jahr geschafft haben, mindestens das Prädikat "sehr gut" von mir erhalten haben, was immerhin vier von fünf Sternen entspricht. Überdies hatte ich in diesem Jahr endlich wieder ein Meisterwerk vor mir liegen, von dem ich sagen konnte, dass es sich um eine prädestinierte Platte des Jahres handelt. Das hatte ich ewig nicht mehr, vielleicht zuletzt 2007, als Ulver ihr "Shadows of the Sun" vorlegten.

1. Money - The Shadow of Heaven
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Ich habe keine Ahnung, was ich hierüber schreiben soll, ganz ehrlich. Ich könnte damit anfangen, was für ein Stil das eigentlich ist, aber Indie-Pop ist viel zu harmlos und viel zu sehr Schimpfwort, und bei Dream-Pop denken wieder alle sofort an die Cocteau Twins. Oder damit, dass es sich hierbei um vier junge Männer aus Manchester handelt, die im letzten Jahr schon zwei LoFi-Singles veröffentlicht haben, die so einigen schon sehr ans Herz gewachsen sind. In diesem Jahr nun also das Debut bei Bella Union. Ein Video, das von Cillian Murphy ("28 Days Later") gedreht wurde. Ein Promobild, das Jamie Lee, den etwas wunderlichen Sänger, nachdem er sich für das Cover der Debutsingle schon nackt hatte ablichten lassen, in einem innigen Kuss mit dem Drummer zeigt, während sich Gitarrist und Bassist grinsend abwenden. Effekthascherei? Schaumschlägerei? Kontroversenschnitzerei? Nein. Wundervoll pathetische, melancholische Defaitistenmusik mit vielen feinen Ziselierungen, von Menschen, die sich für manch dunkle Seite unserer Existenz interessieren und sensible Songs über Gott oder Liebe schreiben, ohne dabei je annähernd ins Lächerliche abzugleiten, trotz sehr ausdrucksstarken, aber ebenso fähigen Gesangs. Und das mit einer unwahrscheinlichen Vielfalt, von klassischerem, großem Pop über Einflüsse aus dem Post-Punk bis hin zu intimsten Klavierballaden von großer Intensität mit bis zu sieben Minuten Länge. Die Gedankenwelt des Jamie Lee bleibt dabei vermutlich allen zumindest ein wenig verschlossen, nur ihm selbst nicht, und auch die kaum vorhandene Fassbarkeit des gedanklichen Unterbaus von "The Shadow of Heaven" macht die Band zu keiner ausschließlich leicht nebenbei konsumierbaren Sache, daraus ergibt sich aber die große Faszination, die ich dieser Band entgegenbringe. Ich kann beim besten Willen nicht verstehen, wieso dieses Gespann nur einen Bruchteil des Ruhmes so mancher Labelkollegen erfährt. Alle Preise der Welt sollten sie bekommen. Bis dahin habe ich Money eben für mich allein.

"Bluebell Fields", "Cold Water"

2. Cult of Luna - Vertikal
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Ich behaupte, dass die schwedische Sludgeinstanz bisher kaum so faszinierend war - die Entscheidung, den Keyboarder stärker in den Songwritingprozess miteinzubeziehen und das Werk, das daraufhin entstand, auch noch thematisch an Fritz Langs "Metropolis" anzulehnen war die denkbar beste Entscheidung. Filmsoundtrackhaftes, dunkles Gewaber gepaart mit dem klassischen Trademarksound ihrer Metaluntergattung gerieten diesmal zu einem fabelhaften Werk, das zusammen mit der darauffolgenden EP "Vertikal II" zum wahrhaften opus magnum aufgestockt wurde.

"Passing Through", "Vicarious Redemption"

3. Deafheaven - Sunbather
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Kontroversen über angebliche NSBM-T-Shirts des Drummers hin, wie immer äußerst dümmliche Hipsteretiketten her, der Blackgaze von Deafheaven gestaltete sich, auch wenn man das in der Form vielleicht schon von Woods of Desolation oder Austere gehört hat, wieder ganz besonders majestätisch. Natürlich ist das nie sonderlich trve gewesen, aber wen außer einiger verbohrter Scheuklappenträger kümmert das denn schon?

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4. Kayo Dot - Hubardo
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Der neue Größenwahnsinn von Toby Driver, der verbrecherischerweise gezwungen war, eben jenen im Selbstvertrieb an den Mann zu bringen (35 Dollar samt Versandkosten für Dreifachvinyl sind nicht gerade das größte Schnäppchen), zeigte sich wie üblich als der Bezeichnung "Avantgarde-Metal" äußerst würdig, mit reicher, üppiger Instrumentierung und Einflüssen aus Jazz und Klassik. Ein Triumph, der hoffentlich noch in den Genuss eines flächendeckenden, professionellen Vertriebes kommen sollte.

"Passing the River", "Vision Adjustment to Another Wavelength"

5. Beastmilk - Climax
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Man höre und staune: finnischer Post-Punk von Mitgliedern der psychedelischen Folkmenschen Hexvessel und einer der zahlreichen Black-Metal-Bands mit elektronischer Wiedergeburt mit Namen Dødheimsgard. Und das wirklich begnadet! Nichts, das irgendetwas neu erfindet, aber solange die Stärken eines Genres germaßen konsequent ausgespielt werden, ist mir das ganz egal. Enorm mitreißend und schlichtweg makellos.

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6. Mark Kozelek & Jimmy LaValle - Perils From the Sea
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Mark Kozelek kennt man als Slowcore- und Folkmelancholiker von den Red House Painters und Sun Kil Moon, Jimmy LaValle von der experimentierfreudigen Band The Album Leaf. Das Ergebnis ihrer lange überfälligen Symbiose ist die beste Kozelek-Platte seit langer Zeit, da er als singender Geschichtenerzähler voll in seinem Element ist und LaValle nur seine sparsamen elektronischen Begleitungen beisteuert. Ich weiß nicht, woher Kozelek seine grandiosen Ideen hernimmt, mit denen er uns bisweilen quantitativ regelrecht überschwemmt, aber dem umwerfenden Charme seiner Musik vermag ich mich nach wie vor nicht zu entziehen.

"Ceiling Gazing", "Baby in Death Can I Rest Next to Your Grave"

7. Forest Swords - Engravings
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Matthew Barnes hat hier etwas sehr Eigenständiges und Einzigartiges auf die Beine gestellt und seiner samplelastigen, oft psychedelischen elektronischen Musik einen erstaunlich organischen Anstrich verliehen. Es ist faszinierend, es wirkt auf den ersten Blick fast ein wenig grobschlächtig und unspektakulär, aber irgendwoher weiß Barnes, wie er sein Publikum packen kann. Äußerst beeindruckend.

"Thor's Stone"

8. Dead Can Dance - In Concert
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Ja, ein Livealbum unter den ersten zehn, was soll ich sagen, ich bin eben mittlerweile ganz schön Fan geworden. Und den damals von mir als etwas dumpf beanstandeten Klang vergisst man auch recht rasch angesichts der ganz enormen Hitdichte - vorausgesetzt natürlich, man konnte mit der hier komplett gespielten "Anastasis" etwas anfangen.

"Song to the Siren", "The Host of Seraphim"

9. Ulver With Tromsø Chamber Orchestra - Messe I.X–VI.X
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Ulver tasten sich wieder mit großem Erfolg zur einstigen Bestform empor - es war angesichts dieser hochpopkulturellen Verschmelzung sicher schon einfacher, sie zu mögen, mir gelang es allerdings weit besser als bei ihren letzten beiden Studiowerken, so nett die auch waren.

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10. Pharmakon - Abandon
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Ich kann diese ganzen Noisesnobs nicht mehr sehen, die meinen, was die so unscheinbar wirkende Margaret Chardiet da fabriziert, sei doch wohl Kinderkram verglichen mit dem bösen Zeug, das es noch so gibt. Erinnert ein wenig an die sog. "Gorebauern", wie sie sich bei schnittberichte.com herumtreiben. Ich kann mich nur wiederholen, "Abandon" ist ein seelischer Auskotzungsprozess einer talentierten jungen Künstlerin, der mir ganz außerordentlich unter die Haut fuhr und fährt.

"Ache"

11. Progenie Terrestre Pura - U.M.A.
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Auch die habe ich hier schon vorgestellt - eine stattliche Black-Metal-Neuinterpretation zweier Italiener, die auch erklärte Gegner des Genres für sich gewinnen könnten, weil sie einfach so unheimlich unüblich zu Werke gehen, mit einem starken Science-Fiction-Vibe, üppigem Keyboardeinsatz und mehr. So hat man das auch noch nicht gehört- Gratulation zu diesem Pioniergeist.

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12. The Boxer Rebellion - Promises
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The Boxer Rebellion, eine Indie-Rock-Band, die sich aus Briten, einem Amerikaner und einem Australier zusammensetzt, sind in meinen Augen wohl am allerehesten etwas fürs Herz. Von Fans der älteren Alben wird ihnen ganz gern eine Annäherung in Richtung Coldplay oder Keane vorgeworfen, wie dem auch sei, sie haben einfach einen unerhörten Riecher für gute Songs, die mich im Gegensatz zu so manchen Bands des Brit-Langeweilerkanons in keiner Weise anödet. Ein wenig erinnern mich manche Stücke auch an die Killers, wenn sich Brandon Flowers denn endlich einmal dazu überwinden könnte, Songs mit Substanz zu schreiben. Ich würde das hier nicht einmal mehr als Guilty Pleasure bezeichnen, auch wenn das seine Zeit gebraucht hat.

"Diamonds", "Keep Moving", "New York"

13. Trentemøller - Lost
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Anders Trentemøller hat sich mit Techno einen Namen gemacht. Jetzt lädt er sich plötzlich zahlreiche Gaststars ein und macht kunstvolle elektronische Popmusik. Nicht alle mögen das. Gerade die, die ihn durch sein durchschlagendes Debutalbum so liebgewonnen haben. Ganz verstehen kann ich das nicht, dieses gut 70-minütige Ideenfeuerwerk ist einfach nur eine Freude. Und wer Low einlädt und ihnen einen Song auf den Leib schneidert, der toller ist als fast alles auf deren eigenem Album, hat schon einmal von Haus aus einen übergroßen Stein bei mir im Brett.

"The Dream", "Deceive", "Still on Fire"

14. Postiljonen - Skyer
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Prinzipiell weiß ich ja gar nicht, ob diese beiden Schweden, unterstützt von einer norwegischen Sängerin, so weit nach oben gekommen wären, wenn sie nicht den Überhit "Atlantis" ans Ende der Platte gesetzt hätten: So allerdings: einer der besten Popsongs des Jahres, mit dem garantiert schwelgerischsten Saxophoneinsatz in einem Popsong seit mindestens 1977! Auch der Rest ist fabelhaft ausgeführter Dream-Pop mit Andeutungen des von Pitchfork groß gemachten Genres Chillwave, wenn man sich einmal durch das fade, gehauchte Kindereinschlafintro gehört hat. Aber was tut man nicht alles für großartige Popmusik.

"Atlantis"

15. Kylesa - Ultraviolet
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Die Stonerveteranen von Kylesa bewegen ihre Musik auch weiterhin erfrischend über allerlei Tellerränder und flirten dieses Mal unablässig mit Psychedelic Rock, mit sehr vielen wirklich unwiderstehlichen Riffs.

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16. t h a c l t h i - ...Erat ante oculos
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Die hässlichste Platte des Jahres? Höchstwahrscheinlich. Was für ein Debut - nach einem meisterhaften Ritual-Ambient-Intro entfaltet sich kriechender Funeral Doom, der durch die Bösartigkeit von Black-Metal-Elementen noch entsprechend angereichert wird. Avantgarde Music ist ganz eindeutig ein Metallabel, das es verdient, im Auge behalten zu werden.

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17. Highness - Hold
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Es gibt ja doch gelegentliche genreteichnische "Umwälzungen" in meinem Musikgeschmack - so etwas wie Neofolk findet man in diesem Jahr auf meiner Liste endgültig gar nicht mehr, dafür hält der Emo Einzug, was durchaus auch der Sozialisation durch meinen Bekanntenkreis geschuldet ist, vermute ich. Highness sind eine Art Supergroup aus Mitgliedern von z.B. City of Caterpillar, die in ihrem Bereich anscheinend ganz schrecklich berühmt waren, und da ich diese Musik extrem schlecht mit Worten beschreiben kann, beschränke ich mich auf: Sie machen halt einfach das Allermeiste richtig.

"Gaea (Strings)"

18. Defeater - Letters Home
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Defeater sind seit nunmehr drei Alben eine fixe Größe im Hardcore, und nachdem ich den Sänger Derek Archambault in diesem Jahr schon durch sein überzeugendes Singer/Songwriter-Projekt Alcoa kennenlernen konnte, dachte ich mir, es sei nun wirklich höchste Zeit für seine, nun, Hauptband. Die einmal mehr mit einem Konzeptalbum daherkommt, über Familiengeschichten, und es fertigbringt, dass Schreie emotional statt aggressiv klingen. Große Kunst.

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19. Sannhet - Known Flood
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Eine amerikanische Band mit sehr atmosphärischer instrumentaler Musik im Dreieck von Black Metal, Sludge und Post-Rock, die mich vielleicht beim ersten hören noch etwas mehr begeisterte als mittlerweile, dennoch vermag mich diese akustische Schwärze nach wie vor sehr in ihren Bann zu ziehen.

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20. Julia Holter - Loud City Song
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Die von mir gelegentlich bemühte Großstadt-Mitternachtsatmosphäre vermittelte mir in diesem Jahr niemand so überzeugend wie die nicht gerade unberechtigt gehypte Kunstpopmusikerin Julia Holter. Reduzierter als der Vorgänger kommt das daher, und nach wie vor absolut bezaubernd. Es wäre interessant zu wissen, wo ihre garantiert sehr reichhaltigen Inspirationen liegen, damit werde ich mich sicher noch näher befassen.

"Maxim's I"

21. Low - The Invisible Way
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Ja, Low waren schon einmal ein klein wenig weiter oben - der größte Triumph war ein zweiter Platz im Jahr 2007 mit ihrem experimentellen Wunderwerk "Drums and Guns". Seitdem gehen sie mir fast ein wenig zu sehr auf Nummer sicher, sind aber mit ihrem aktuellen Werk, das sich mehr denn je auf ein Klavier und Mimi Parkers Stimme verlässt sowie von Wilco-Schnarchzapfen Jeff Tweedy produziert wurde, wieder auf einer weitaus besseren Spur als auf dem teils leider etwas egalen Vorgänger "C'mon". Eine fast schon pastoral-feierliche Eleganz umweht den Slowcore, den Low heute machen - bisher hatte noch fast jedes ihrer Alben eine sehr individuelle Ausstrahlung, man darf gespannt sein, was da noch kommt. Das klare Highlight ist "Amethyst", das sich auch vor den meisten Songs des hochgelobten Klassikers "Things We Lost in the Fire" nicht verstecken muss.

"Amethyst"

22. ÄÄNIPÄÄ - Through a Pre-Memory
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Die Tatsache, dass Stephen O'Malley, auch wenn er arbeitsam ist, in diesem Jahr nicht schon wieder mit einer neuen KTL-Platte daherkam, verheißt noch lange nicht, dass wir deshalb auf eine wüste, metallische, Drone-Noise-Mixtur verzichten müssen. Enter ÄÄNIPÄÄ, ein Projekt, im Rahmen dessen O'Malley sind einmal mehr austobt, Eyvind Kang aus der Ipecac-Familien fiedelt und Alan Dubin of Khanate fame kreischt, was das Zeug hält. Herz, was willst du mehr?

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23. The World Is a Beautiful Place & I Am No Longer Afraid to Die - Whenever, If Ever
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Noch ein weiteres Mal Emo, diesmal von einem großen Kollektiv, das sogar die 200 meistverkauften Alben der USA entern konnte, eine Woche lang. Wundervolle, ehrliche, authentische Musik aus einer Ecke, die ich wohl ein klein wenig zu lange ignoriert habe.

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24. Gnaw - Horrible Chamber
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Noch einmal Alan Dubin, der einst für den gestandenen Irrenhausfaktor von Khanate verantwortlich zeichnete und jetzt noch ein wenig experimentellere Wege geht, mit dem zweiten Album seines aktuellen Projektes Gnaw. Das erregt nicht mehr ganz so viel Aufsehen wie das erste, weil besagtes erstes beim mittlerweile mausetoten Label Conspiracy Records erschien, was aber absolut unverdient ist, ist es doch mindestens so alptraumerzeugender, noisiger Experimentalmetal wie der Vorgänger.

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25. Jon Hopkins - Immunity
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House? IDM? Ambient? Klaviermusik? All das gibt es nahe an der Perfektion auf Jon Hopkins' endgültigem Durchbruchwerk, das in diesem Jahr sehr viele Menschen erstaunen ließ. Ich weiß zwar nicht, wie die Platte abgeschnitten hätte, wäre der Geniestreich "Open Eye Signal", zu dem es auch mein wahrscheinliches Video des Jahres gibt, nicht darauf, aber... er ist es nun einmal.

"Open Eye Signal"

26. Architeuthis Rex - Eleusis
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Ein wirklich und wahrhaftig ausschließlich als Kassette erschienenes, grandioses Werk einer Truppe aus Rom, die sich selbst irgendwo zwischen Drone und Spacerock sieht, darüber hinaus aber auch noch herrliche, grundverschiedene Kopfkinos mit großem klanglichem Abwechslungsreichtum zaubert. Gehört von mehr Menschen gehört, dringend.

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27. Horseback - A Plague of Knowing
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Aufmerksame Beobachter von Jenks Miller hatten ja immer schon eine Ahnung, dass der Mann ein ziemliches Arbeitstier ist. Als er dann vor einiger Zeit allerdings eine Kollektion mit Raritäten und Unveröffentlichtem auf drei CDs ankündigte, nahm das dann doch noch ein ganz neues Ausmaß an. Fans der sich wiederholenden Rockklänge mit Gekeife von "The Invisible Mountain" kommen ebenso auf ihre Kosten wie Anhänger von Elektronischem und jene von ausladendsten Droneteppichen. Sicher eine der forderndsten Veröffentlichungen, die mir so untergekommen sind.

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28. Nails - Abandon All Life
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Wie auch schon der Vorgänger von 2010 war auch dieses unwahrscheinlich kurze, aber mindestens so intensive Album in diesem Jahr ein überzeugendes Argument für die Qualitäten wirklich guten Grindcores.

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29. Sigur Rós - Kveikur
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Ich bereue ja nun nicht wirklich, dass ich den etwas eintönigen Vorgänger "Valtari" nicht in meine Top 30 aufnehmen wollte. Nun ist es so, als hätten Sigur Rós die Bitten vieler Fans erhört, machten sie doch tatsächlich wieder etwas Songorientierteres, mit beinahe schon als industriell zu bezeichnenden Einsprengseln. "Kveikur" ist tatsächlich sehr viel, was "Valtari" nicht war, und mir darum um so einiges lieber.

"Brennisteinn"

30. Monomyth - Monomyth
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Ungemein talentierte Niederländer mit sehr einfallsreichem und staub- sowie patinalosem Progrock mit Post- und Krautaromen, erschienen bei Burning World.

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31. Long Distance Calling - The Flood Inside
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Diese deutschen Instrumentalpostrocker, die bei mir durch "Satellite Bay" lange ein wenig unter "ferner liefen" gelaufen waren, machten für dieses Album etwas, das sie zuvor nur sporadisch gewagt hatten: Sie holten sich einen Sänger. Der polarisiert nun ein wenig, nicht wenige unterstellen ihm ein 08/15-Rocktimbre, ich hingegen meine, dass er dieser Band äußerst gut tut und bin gespannt, wie das weitergeht.

"Tell the End"

32. The Knife - Shaking the Habitual
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Provokante Einordnung, aber sie liegt für mich einfach so nahe: das "The Seer" von 2013, meine Damen und Herren. Eine Musikzeitschrift meinte, "Shaking the Habitual" sei überhaupt nicht zum Durchhören konzipiert, sondern dazu, sich immer wieder einzelne Stücke davon herauszupicken, und ich würde da nicht einmal kategorisch widersprechen wollen. Mit einem hochinteressanten Unterbau aus Politik und Gender Studies schmissen die Dreijer-Geschwister hier alles über Bord, was sie je über Songs wussten, und erklärten Verschrobenheit zum Trumpf. Der Ergebnis ist ziemlich anstrengend, aber ebenso lohnenswert, und der riesigen Ambition in diesem Werk muss ich schon einmal von Haus aus Tribut zollen. Und ihr alle, die ihr "Kleinkunst!" schreit: Dann dürft ihr aber auch Geplänkel wie Oneohtrix Point Never nicht mehr hören.

"Full of Fire"

33. Tides From Nebula - Eternal Movement
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Postrock hat man irgendwann einfach gehört, das ist überhaupt keine Frage, und die ewige Jagd nach dem absoluten Höhepunkt, der absoluten intendierten Endorphinentladung nervt irgendwann. Gelegentlich allerdings kommt so eine Band daher, wie diese Polen, die schon vom Filmkomponisten Zbigniew Preisner produziert wurden, und setzen diese alten Muster so überzeugend um, dass man ja quasi keine andere Wahl hat, als diesen Menschen ein schönes Plätzchen auf der Liste freizuschaufeln.

"Only With Presence"

34. Wardruna - Runaljod - Yggdrasil
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Das mehr als abgelutschte Prädikat "atmosphärisch dicht" muss für Musik wie dieses Zweitlingswerk von Menschen, die z.B. aus der Black-Metal-Band Gorgoroth stammen, erfunden worden sein. Da wird Volksmusik aus allen möglichen Kulturkreisen gesammelt, mit Naturaufnahmen angereichert, und das Ergebnis ist ein düsteres, aber überraschend mitreißendes Ganzes. Für verregnete Herbsttage. Und heidnische Rituale. Und so.

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35. Primitive Man - Scorn
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An dieser Stelle noch einmal Sludge, die bösartige, abgründige Kategorie, die allein schon wegen des Openers "Scorn" durch die gleichnamige Platte hier vertreten sein musste. Der Vocalist Ethan Lee McCarthy hat auch schon Grindcore gemacht, mit den grandiosen Clinging to the Trees of a Forest Fire, was seine Performance hier noch ein klein wenig beeindruckender macht.

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36. Merchandise - Totale Nite
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Hardcore-Menschen, die plötzlich Shoegaze bzw. Post-Punk machen, sind normalerweise ziemlich talentiert, so sagte man mir. Merchandise zumindest sind es, wie das Minialbum "Totale Nite" beweist. Mit sehr viel Hall und ein klein wenig Lärm brettert man durch überlange Songs, und auch der Umfang des Instrumentariums (Mundharmonika, Blechbläser...) lässt keine Wünsche offen. Kann man fast nicht nicht mögen, wenn man mit den Oberbegriffen etwas anfangen kann.

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37. Mazzy Star - Seasons of Your Day
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Hope Sandoval und David Roback haben sich und ihr Dream-Pop-Projekt ja schon durch drei Alben in den Neunzigern unsterblich gemacht. Aus irgendeinem Grund war gerade im Jahr 2013, 17 Jahre nach dem letzten also, das vierte Werk fertig. Nun ist es nicht so, dass es diese Leute sonderlich schwer gehabt hätten. Immerhin reichen Sandovals spezielle Stimme und viel Hall, um das Publikum zu verzaubern, und dumm wären sie gewesen, von diesem Rezept abzurücken. Einmal mehr unwahrscheinlich bezaubernd. Darum hätte um diesen leicht countryesken Einschlag auch keiner gebeten, aber jetzt, wo er schon da ist, möchte ich ihn auch gar nicht mehr hergeben.

"California"

38. Fuck Buttons - Slow Focus
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Ganz konnte der diesjährige psychedelische Elektroteppichstreich des Duos nicht mit dem Vorgänger "Tarot Sport" mithalten, eventuell wäre ein ähnlicher Superhit wie "Surf Solar" ganz nett gewesen. Trotzdem wieder einmal eine wunderhübsche Machtdemonstration.

"Stalker", "Hidden XS"

39. Celeste - Animale(s)
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Irgendetwas sagt mir, dass ich, wenn ich das neuen alles vernichtende Doppelalbum der Franzosen noch zwei- oder dreimal gehört hätte, hätte ich es auf jeden Fall vor Primitive Man einsortiert. Aber irgendwann muss ja einmal Schluss sein. Herrliches Düstergeschrei mit etlichen Metal- und Hardcorespielarten in einem Topf, das ist ja sowieso ganz klar.

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40. Misery Signals - Absent Light
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Hier noch eine federführende Band aus dem Bereich des Metalcore, die sich besonders dadurch auszeichnet, dass man erstaunlich viel versteht von dem, was Karl Schubach da schreit. Ich muss jetzt endlich mal ihr anscheinendes Meisterwerk "Controller" angehen.

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41. Dexter - The Trip
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Ich muss mich doch ausdrücklich darüber wundern, dass es die Produktionen für Cro und Casper sein dürften, die dem Mann hier das Geld in die Tasche spülen, wohingegen dieser hochkreative und enorm abwechslungsreiche Mischmasch, angereichert durch Psychedelic-Rock-Samples, kaum jemanden interessiert. Eine wahre Freude, die die momentane Abwesenheit von Gonjasufi ganz entschieden erleichtert.

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42. 65daysofstatic - Wild Light
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Das war, nachdem ich davor lediglich das Übergangsalbum "The Destruction of Small Ideas" gekannt und für wirklich, wirklich mittelmäßig befunden hatte, eine sehr positive Überraschung - die elektronischen Elemente fügen sich brillant in den guten, alten Postrock ein und sorgen für sehr packende Momente. Es wird wohl Zeit, dass ich endgültig einmal die jüngere Geschichte dieser Band auskundschafte.

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43. CocoRosie - Tales of a GrassWidow
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Sierra und Bianca Casady waren einst Top-5-Material. Davon sind sie nunmehr ein gutes Stück weit entfernt, doch ist das hier schon wieder um einiges spannender als der entsetzlich nichtssagende Vorgänger "Grey Oceans" und alles in allem ein tolles Album, auch wenn sich meine Hoffnung, Dave Sitek würde nach dem fantastischen "We Are on Fire" nun auch das Album produzieren, nicht bewahrheitete. Es gibt etwas konventionellere Arrangements, weniger Spielzeug, weniger LoFi, aber verschroben ist ihr Elektrofolk immer noch genug. Zum Bonustrack kann man Jumpstyle tanzen. Und Antony Hegarty taucht wieder einmal auf. Was wären sie wohl ohne ihn.

"Tears for Animals"

44. Steven Wilson - The Raven That Refused to Sing and Other Stories
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Das Progrockarbeitstier, das durch Porcupine Tree bekannt wurde, beehrte uns auch wieder einmal mit einem enorm durchdachten Werk, das ich wirklich gern mehrmals gehört habe, auch wenn er sich - seien wir uns ehrlich - diesmal so einiges von alten Progrockheroen abgeschaut hat. Wirklich frisch und neu klingt anders, dennoch ein Glücklichmacher für fast alle, die Rockmusik abseits alltäglich bekannter Muster mögen.

"Luminol"

45. Marble Sounds - Dear Me, Look Up
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Diese Band, die dem belgischen Label Zeal angehört, das übrigens für so einige Geheimtipps gut zu sein scheint, ist wieder in der Kategorie "was fürs Herz" abzulegen. Indierock mit Postrockeinflechtungen, sicherlich nicht die spektakulärste, eingängigste, bombastischste Platte oder was weiß ich, aber niedlich und liebenswert allemal.

"No One Ever Gave Us the Right"

46. Scout Niblett - It's Up to Emma
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Von der Britin Scout Niblett hätte ich auch weit weniger erwartet, da ich ihr "Kidnapped by Neptune" schon kannte und nicht sehr begeistert davon war. Aber siehe da, ihr neues Material zündete - das ist auf das absolut Wesentliche reduzierte Rockmusik, bei der man gelegentlich an die reduzierteren Sachen ihrer Landsfrau PJ Harvey denken muss. Eine sehr positive Überraschung mehr.

"Gun"

47. The Ocean - Pelagial
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Noch mehr progressiver Sludge der Königsklasse mit Urgeschichtethematik. Mir fällt auf, dass ich die anlässlich des Releases von "Precambrian" damals als aufgeblähten Schwachsinn bezeichnet habe. War ich vielleicht ein Snob.

"Bathyalpelagic III: Disequillibrated"

48. Woodkid - The Golden Age
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Ist das eine Guilty Pleasure? Ihr müsst mir das schon sagen! Bis dahin gilt: Dieser herrlich aufgeblähte Orchestralkunstpop mit Percussionsperrfeuer setzt bei mir einiges an Glücksgefühlen frei. Yoann Lemoine, der Mann dahinter, vermag seine Musik außerdem noch durch die Musikvideos, die er hauptberuflich macht, mit viel Leben zu füllen. "Musik für Modebloggerinnen und andere Deppen"? Von mir aus.

"Run Boy Run"

49. Native - Orthodox
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Amerikanischer, alternativer Post-Hardcore-Mathrock zum Liebhaben, wenn auch wirklich etwas gar kurz. Wie dieser Kommentar.

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50. Jesu - Every Day I Get Closer to the Light From Which I Came
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Bei Justin K. Broadrick, bekannt durch Napalm Death, Godflesh usw. usf., ist es ja so, dass sein derzeitiges Projekt Jesu zu Zeiten des Debuts wahrhaft revolutionär war. Diese unheimlich erhabene Doom-Shoegaze-Mischung, die die ganzen Gehörgänge mit wohltuendem Klangbrei zukleistert, muss so einige Nerven getroffen haben. Leider versumpfte Broadrick mit Teilen seiner Veröffentlichungen danach ein wenig in der tonalen Ödnis, das hier ist allerdings wieder ein mehr als überdeutlicher Hoffnungsschimmer, weil wirklich spannend zu hören, insbesondere der überlange Track da unten.

"The Great Leveller"

Okay. Womit ich einmal mehr in ausreichendem Maße dargelegt hätte, dass ich unfähig bin, über Musik zu schreiben. Danke für eure Aufmerksamkeit. Ach ja, und sollte ich noch eine wirklich revolutionäre Überplatte von 2013 finden, bevor das Jahr vorbei ist, kann ich sie ja immer noch hineineditieren. :)

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BeitragVerfasst: Sa Jan 04, 2014 0:25 
Auch wenn ich den Sinn nicht ganz nachvollziehen kann, Alben unterschiedlichster Musikrichtung in eine geordnete Liste zu stecken, möchte ich euch für die Infos danken. Ich hab dieses Jahr nicht viel Musik gehört und bin neugierig was denn so alles tolles passiert ist. Vielen Dank!

Auch wenn ich nicht viel gehört hab, muss ich The Tide The Thief & River's End bei dieser Gelegenheit aber einfach mal erwähnt haben. Ich such immer noch ab und an mal sporadisch nach Bands die irgendwie nach Tool klingen. Meistens kommt nur weinerlicher Müll bei rum. Manchmal ist aber auch was dabei was gefällt. Und manchmal ist auch was dabei was so verdammt gut gefällt, dass ich anderen Leuten davon erzählen MUSS, so wie eben geschehen.

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